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Dramatische Lage zwingt Medienhäuser zum Stellenabbau

Die Lage für Österreichs Medienhäuser ist seit langem finanziell sehr angespannt - nicht zuletzt aufgrund dramatisch sinkender Werbeerlöse. Immer öfter setzen Medienunternehmen auf Personalabbau. Zuletzt machte der "Standard" publik, dass für bis zu 25 Mitarbeitende ein Sozialplan aufgelegt wird. Auch bei der "Presse", die auf APA-Anfrage nicht reagierte, dürfte eine Einsparungswelle bevorstehen, wie "ZiB2" und "Horizont" berichteten.

Für viele Medienhäuser wird es finanziell zusehends eng
Für viele Medienhäuser wird es finanziell zusehends eng

Groß: "Demokratiepolitisches Desaster"

Die Regionalmedien Austria (RMA) bestätigten zuletzt einen Stellenabbau, ohne Details zu nennen. Auch der "Kurier" und die "Kronen Zeitung" hatten bereits im Vorjahr größere Sparpakete kommuniziert, wobei jeweils bis zu 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen waren.

"Die Lage ist dramatisch", hält Ute Groß, Vorsitzende der Journalistengewerkschaft, gegenüber der APA fest. "Viele Kolleginnen und Kollegen werden abgebaut und finden mutmaßlich in dieser Branche keinen Job mehr", sagt Groß mit Blick auf kriselnde Finanzen allerorts. Das sei ein "demokratiepolitisches Desaster", denn ausgedünnte Redaktionen und Qualitätsjournalismus "gehen sich nicht aus". Die Politik müsse sich dessen bewusst sein. "Das ist für die Medienhäuser nicht aus eigener Kraft stemmbar", so Groß.

Werbeerlöse wandern ab

Für Josef Trappel, Leiter des Fachbereichs Kommunikationswissenschaft an der Uni Salzburg, ist die Lage nicht überraschend. Nun schlage voll durch, dass große internationale Plattformen immer mehr Werbeerlöse abschöpfen. Schon deutlich mehr als die Hälfte der Werbeausgaben am heimischen Markt wandern zu Google, Meta und Co., weiß Trappel. Die Geschäftsmodelle der Medienhäuser seien aber weiterhin stark werbegetrieben. Um auf den Werbegeldabfluss und die damit einhergehenden gravierenden Folgeerscheinungen aufmerksam zu machen, haben der ORF, der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) zuletzt die gemeinsame Kampagne "Made in Austria - Made for Austria" lanciert.

Zahlungsbereitschaft für Onlinenews als "Silberstreif"

Der Branche falle auch auf den Kopf, dass ein großer Teil der Inhalte kostenlos zugänglich im Netz abrufbar sei. "Das ist ein Strukturproblem, das nie angegangen wurde", sagt Trappel zur APA. Als "Silberstreif", aber nicht die Rettung schlechthin, sieht der Kommunikationswissenschafter, dass die Zahlungsbereitschaft für Online-Journalismus zuletzt deutlich gestiegen ist. Laut jüngstem Digital News Report stieg die Anzahl an Personen, die im Vorjahr für Onlinenews gezahlt haben, von 13,7 Prozent der Befragten auf 22 Prozent. Zudem würden seriöse Medienhäuser mit ihren verlässlichen Infos in Zeiten zunehmender Fake News und Desinformation immer wichtiger werden, ist sich Trappel sicher.

Dass mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und dadurch einhergehendem Effizienzgewinn so mancher Stellenabbau kompensiert werden könnte, sieht der Medienexperte kritisch. "Das wird die Branche nicht retten. Hier stößt man schnell an Grenzen", sagt er und vermutet, dass der Druck auf Journalistinnen und Journalisten nur noch weiter steigen werde.

Die IG Autorinnen Autoren zeigten sich in einer Aussendung angesichts kursierender Abbaupläne alarmiert - speziell im Bereich des Kulturjournalismus - und forderten eine "sofortige breite öffentliche Auseinandersetzung über diese jüngsten Entwicklungen mit raschen Gegenstrategien und Maßnahmen zur Qualitätssicherung". Man dürfe die Zerstörung einer "unabhängigen, qualitativ hochwertigen österreichischen Medienlandschaft nicht hinnehmen".