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Wiener Fotomuseum WestLicht zeigt die weltbesten Pressefotos 2024

Ab Freitag sind zum 23. Mal die weltbesten Pressefotos im Wiener Fotomuseum WestLicht zu sehen. In der bis 10. November laufenden World Press Photo Ausstellung sind rund 120 Bilder zu sehen, die von internationalen Fachjurys aus 60.000 Einsendungen von über 4.000 Fotografinnen und Fotografen aus 130 Ländern ausgewählt wurden. Festgehalten sind dabei nicht nur die dominierenden Nachrichten des vergangenen Jahres, sondern auch hierzulande kaum beachtete Ereignisse.

Mohammed Salem machte das 'World Press Photo' des Jahres 2024: Es zeigt Inas Abu Maamar (36). Die Frau aus Palästina wiegt den Körper ihrer Nichte Saly (5), die zusammen mit vier weiteren Familienmitgliedern getötet wurde, als eine israelische Rakete in ihr Zuhause einschlug. Khan Younis, Gaza, 17. Oktober 2023
Mohammed Salem machte das 'World Press Photo' des Jahres 2024: Es zeigt Inas Abu Maamar (36). Die Frau aus Palästina wiegt den Körper ihrer Nichte Saly (5), die zusammen mit vier weiteren Familienmitgliedern getötet wurde, als eine israelische Rakete in ihr Zuhause einschlug. Khan Younis, Gaza, 17. Oktober 2023
Großvater Paul Rakotazandriny (91), der an Demenz leidet, und seine Enkelin Odliatemix Rafaraniriana (5) bereiten sich am Sonntagmorgen in seinem Haus in Antananarivo, Madagaskar, für den Gottesdienst vor. 12. März 2023
Großvater Paul Rakotazandriny (91), der an Demenz leidet, und seine Enkelin Odliatemix Rafaraniriana (5) bereiten sich am Sonntagmorgen in seinem Haus in Antananarivo, Madagaskar, für den Gottesdienst vor. 12. März 2023
Ein Migrant läuft in Mexiko auf einem Güterzug namens „The Beast“. Migranten und<br />Asylsuchenden fehlen oft die finanziellen Mittel, um einen Schleuser zu bezahlen. Sie greifen daher auf Güterzüge zurück, um die Grenze zu den Vereinigten Staaten zu erreichen, obwohl das sehr gefährlich ist. Piedras Negras, Mexiko, 8.Oktober 2023.
Ein Migrant läuft in Mexiko auf einem Güterzug namens „The Beast“. Migranten und<br />Asylsuchenden fehlen oft die finanziellen Mittel, um einen Schleuser zu bezahlen. Sie greifen daher auf Güterzüge zurück, um die Grenze zu den Vereinigten Staaten zu erreichen, obwohl das sehr gefährlich ist. Piedras Negras, Mexiko, 8.Oktober 2023.
Shila (32), Mutter von drei Kindern, betrieb in Eritrea einen Friseursalon. Soldaten drangen in ihre Stadt ein und vergewaltigten sie drei Monate lang wiederholt. Infolgedessen wurde Shila schwanger und brachte einen Sohn zur Welt, ihr anderen Kinder jedoch wissen nicht, dass ihre Mutter angegriffen wurde. Tigray-Region, Äthiopien, 2. November 2023
Shila (32), Mutter von drei Kindern, betrieb in Eritrea einen Friseursalon. Soldaten drangen in ihre Stadt ein und vergewaltigten sie drei Monate lang wiederholt. Infolgedessen wurde Shila schwanger und brachte einen Sohn zur Welt, ihr anderen Kinder jedoch wissen nicht, dass ihre Mutter angegriffen wurde. Tigray-Region, Äthiopien, 2. November 2023
Malek (24), DJ und Kommunikationsstudentin in Brüssel, trifft sich wieder mit<br />ihrer Freundin Kmar bei der Rückkehr aus dem Urlaub. Tunis, Tunesien, 19. April 2023.
Malek (24), DJ und Kommunikationsstudentin in Brüssel, trifft sich wieder mit<br />ihrer Freundin Kmar bei der Rückkehr aus dem Urlaub. Tunis, Tunesien, 19. April 2023.
Lotomau Fiafia (72), ein Gemeindeältester auf den Fidschi-Inseln, steht mit seinem Enkel John an jenem Punkt, an dem einst, als er ein kleiner Junge war, die Küste begann. Salia Bay, Insel Kioa, Fidschi, 8. August 2023
Lotomau Fiafia (72), ein Gemeindeältester auf den Fidschi-Inseln, steht mit seinem Enkel John an jenem Punkt, an dem einst, als er ein kleiner Junge war, die Küste begann. Salia Bay, Insel Kioa, Fidschi, 8. August 2023
Nachbarn spielen in Venezuela Tierlotto unter einem von Gasfackeln beleuchteten Himmel. Punta de Mata, Venezuela, 5. November 2022.
Nachbarn spielen in Venezuela Tierlotto unter einem von Gasfackeln beleuchteten Himmel. Punta de Mata, Venezuela, 5. November 2022.
Fotoserie: „War is personal“. Inmitten Zehntausender ziviler und militärischer Opfer und einer Pattsituation zeichnet sich für den Krieg in der Ukraine kein Friedenszeichen ab. Die Fotoserie zeigt die alltägliche, persönliche Realität des Krieges.
Fotoserie: „War is personal“. Inmitten Zehntausender ziviler und militärischer Opfer und einer Pattsituation zeichnet sich für den Krieg in der Ukraine kein Friedenszeichen ab. Die Fotoserie zeigt die alltägliche, persönliche Realität des Krieges.
Schmetterlinge strömen durch geschützte einheimische Tannenwälder im Monarch<br />Schmetterlings-Biosphärenreservat in Mexiko. Die Berghänge des Oyamel-Waldes<br />sorgen für ein ideales Überwinterungs-Mikroklima. Michoacán, Mexiko, 24. Februar 2023.
Schmetterlinge strömen durch geschützte einheimische Tannenwälder im Monarch<br />Schmetterlings-Biosphärenreservat in Mexiko. Die Berghänge des Oyamel-Waldes<br />sorgen für ein ideales Überwinterungs-Mikroklima. Michoacán, Mexiko, 24. Februar 2023.
Anti-Putsch-Demonstranten überreichten der Bereitschaftspolizei in Myanmar Blumen und sagten: „Sie sind die Polizei des Volkes.“. Yangon, Myanmar, 6. Februar 2021
Anti-Putsch-Demonstranten überreichten der Bereitschaftspolizei in Myanmar Blumen und sagten: „Sie sind die Polizei des Volkes.“. Yangon, Myanmar, 6. Februar 2021
Der Energiekonzern RWE reißt die Pfarrkirche Immerath ab, da das Dorf zerstört wird, um Platz für die Erweiterung des Kohle-Tagebaus Garzweiler zu schaffen.Immerath, Deutschland, 8. Januar 2018
Der Energiekonzern RWE reißt die Pfarrkirche Immerath ab, da das Dorf zerstört wird, um Platz für die Erweiterung des Kohle-Tagebaus Garzweiler zu schaffen.Immerath, Deutschland, 8. Januar 2018
Samira Saidi, aus der Serie „Let Me Love Myself Real Quick“, 2024
Samira Saidi, aus der Serie „Let Me Love Myself Real Quick“, 2024

"Die Fotos vermitteln bewegende Geschichten über Entbehrung, Verzweiflung, Krieg und Verlust, immer wieder aber auch über die Beharrlichkeit, den Mut, die Liebe und die Hoffnung der Menschen, mit denen sie den Herausforderungen begegnen", hieß es im Vorfeld der heutigen Eröffnung, zu der auch die 1993 geborene ukrainische Fotografin und Dokumentarfilmerin Julia Kochetova erwartet wird, die für ihr multidisziplinäres Kriegstagebuch "War Is Personal" mit dem Hauptpreis in der Kategorie Open Format ausgezeichnet wurde. Sie zeigt in ihrem Projekt, bei dem Fotos mit Lyrik, Audioclips und Musik verwoben sind, nach Darstellung der Jury, wie der Krieg die Menschen täglich persönlich trifft.

Auch der Anschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober und der folgende Krieg in Gaza gehören natürlich zu den Themen der Ausstellung. Das Pressefoto des Jahres zeigt eine trauernde Palästinenserin, die ihre in einem weißen Tuch verhüllte, tote fünfjährige Nichte im Arm hält. Der 39-jährige palästinensische Fotograf Mohammed Salem nahm das Bild für die Nachrichtenagentur Reuters am 17. Oktober 2023 in einem Krankenhaus in Khan Younis auf, wo Angehörige nach einem israelischen Luftschlag nach getöteten Verwandten suchten.

Die Jury würdigte Salems Foto als "mit Sorgfalt und Respekt komponiert". Es biete "gleichzeitig einen metaphorischen und buchstäblichen Einblick in einen unvorstellbaren Verlust". Salem erhielt die Auszeichnung bereits 2010. Er arbeitet seit 2003 für Reuters. "Ich hatte das Gefühl, dass das Bild den allgemeinen Sinn dessen, was im Gazastreifen passiert, auf den Punkt bringt", sagte Salem, als das Foto erstmals veröffentlicht wurde. "Die Menschen waren verwirrt und rannten von einem Ort zum anderen, weil sie wissen wollten, was mit ihren Angehörigen geschehen war. Dabei fiel mir diese Frau auf, die die Leiche des kleinen Mädchens festhielt und nicht loslassen wollte", so Salem, dessen Frau erst am Vortag der Fotoaufnahme ein Kind geboren hatte.

Die Fotostory des Jahres ist eine Reportage der Südafrikanerin Lee-Ann Olwage für das Magazin "Geo" über den Umgang mit Demenzkranken in Madagaskar. Die Jury würdigte die Wärme und Zärtlichkeit in den Bildern. Der aus Venezuela stammende Fotograf Alejandro Cegara wurde in der Kategorie langfristige Projekte für eine Serie über Immigration in Mexiko ausgezeichnet. Weitere Themen sind etwa die Proteste gegen den Braunkohletagebau in Deutschland oder der Kampf gegen den steigenden Meeresspiegel im Südpazifik.

"Die mehr als 27.000 Besucher:innen im Vorjahr zeigen, dass engagierte Fotografie auch und gerade im Zeitalter der Bilderfluten vor allem bei jungen Menschen einen hohen Stellenwert genießt", wurde WestLicht-Gründer Peter Coeln in den Presseunterlagen zitiert. "Unter den diesjährigen Preisträger:innen finden sich besonders viele, die globale oder lokale Ereignisse aus ihrer sehr persönlichen Perspektive beleuchtet haben."

Traditionell wird die Ausstellung der weltbesten Pressefotos im WestLicht von einer kleinen Ausstellung in der oberen Galerie begleitet. Zu sehen ist die von Nassirou Holik kuratierte multimediale Ausstellung "The White Canvas", in der er sich gemeinsam mit Samira Saidi mit den Erfahrungen von Black People und People of Color in einer weißen Mehrheitsgesellschaft auseinandersetzt.

(S E R V I C E - "World Press Photo 2024", Ausstellung im WestLicht, Wien 7, Westbahnstraße 40, 13. September bis 10. November, täglich 11-19 Uhr, donnerstags 11-21 Uhr, www.westlicht.com)