Der bayerische TV-Konzern komme zu langsam voran beim geplanten Verkauf von Randaktivitäten und anderen Änderungen im Unternehmen, sagte PPF-Chef Jiri Smejc der Nachrichtenagentur Reuters in einem am Freitag veröffentlichten Interview in Prag.
"Um es einfach auszudrücken: Wir haben nicht das Gefühl, dass das Management seine Arbeit gut genug macht", sagte Smejc. "Wenn ich es mit unseren Unternehmen vergleiche, ist das Gefühl der Dringlichkeit, das wir verspüren, wenn wir versuchen, einen negativen Trend umzukehren, völlig anders als das, was wir vom Management sehen."
PPF hielt zuletzt als zweitgrößter Aktionär rund 15 Prozent an ProSiebenSat.1. Smejc hatte noch im Mai in Aussicht gestellt, dass PPF seinen Anteil aufstocken könnte. Dies hänge aber vom Aktienkurs ab und ob es dem Management gelinge, das Unternehmen zu sanieren. Die Tschechen haben dafür plädiert, dass der TV-Konzern aus Unterföhring seine E-Commerce-Assets und seine Dating-Sparte veräußern soll. Dies sieht der italienische Fernsehkonzern MediaForEurope (MFE) ähnlich, der derzeit knapp 30 Prozent an ProSiebenSat.1 hält. Die Senderkette um ProSieben, Sat.1 und Kabel 1 will sich vom Kosmetikversand Flaconi und dem Vergleichsportal Verivox trennen.
Auf die Frage nach möglichem Druck für Änderungen rund um das Mananagement, sagte Smejc, dies hänge von MFE ab. "Wir denken, dass entweder das Management das Tempo erhöhen muss, mit dem es die Umstrukturierung umsetzt - so als ob die Firma ihm gehörte - oder dass die Aktionäre reagieren müssen", sagte der PPF-Chef. Er fügte allerdings hinzu, dass ProSiebenSat.1 noch Potenzial habe, wenn es gut gemanagt sei.
PPF ist Eigentümer des Fernsehunternehmens CME, das 46 Sender in sechs mittel- und osteuropäischen Ländern mit 49 Millionen Zuschauern betreibt. Die Holding gehört der Familie des verstorbenen Milliardärs Petr Kellner und ist zudem engagiert in der Telekommunikation und im Technologiesektor. Die gesamten Assets belaufen sich auf 44 Milliarden Euro. Smejc sagte, er sei interessiert an weiteren Zukäufen bei größeren Portfoliounternehmen.