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Letzte "Liebesg'schichten" von Elizabeth T. Spira starten

Mit ihrem Publikumshit "Liebesg'schichten und Heiratssachen" hat Elizabeth T. Spira TV-Geschichte geschrieben. Am Montag startet auf ORF 2 die letzte Staffel. Die beliebte Fernsehmacherin hatte die 23. Staffel ihres Kultformats noch abgedreht, bevor sie im März im Alter von 76 Jahren verstarb.

Elizabeth T. Spira interviewte noch einmal Liebes- und Heiratswillige
Elizabeth T. Spira interviewte noch einmal Liebes- und Heiratswillige
Elizabeth T. Spira interviewte noch einmal Liebes- und Heiratswillige
Elizabeth T. Spira interviewte noch einmal Liebes- und Heiratswillige
Elizabeth T. Spira interviewte noch einmal Liebes- und Heiratswillige
Elizabeth T. Spira interviewte noch einmal Liebes- und Heiratswillige
Spira wurde für bedeutende geistige Leistungen ausgezeichnet
Spira wurde für bedeutende geistige Leistungen ausgezeichnet
Elizabeth T. Spira wird für ihr Lebenswerk ausgezeichnet
Elizabeth T. Spira wird für ihr Lebenswerk ausgezeichnet

Seit 1997 hat die ORF-Journalistin und Filmemachern jeden Sommer partnersuchende Menschen porträtiert und viele von ihnen erfolgreich verkuppelt. Sie letzten Kandidatinnen und Kandidaten ihrer Karriere hat sie noch selbst interviewt. Die Fertigstellung übernahm nach ihrem Tod ihr seit Jahren bewährtes Team der Wega Film in Zusammenarbeit mit dem ORF, allen voran Cutterin Claudia Linzer und die redaktionellen Mitarbeiterinnen Stefanie Speiser und Natalie Wimberger, die auch gestalterisch tätig waren. Elizabeth T. Spiras TV-Vermächtnis gibt es ab 15. Juli auf dem angestammten Sendeplatz, am Montag um 20.15 Uhr in ORF 2,

"Emotional eine große Herausforderung"

"Toni Spira war ein Juwel - von Jahr zu Jahr hat sie trotz Krankheit beschlossen, dieses zauberhafte, wahrhaftige Programm, ihre "Liebesg'schichten", weiterzumachen. Und so war es logisch, mit dem Team gemeinsam auch diese, ihre letzte Staffel in ihrem Sinne, mit ihrer Haltung fertigzustellen", sagt ORF-Programmdirektor Kathrin Zechner. Die letzte Staffel, an der Elizabeth T. Spira gearbeitet hat, wurde von ihrem Team und der Doku-Redaktion fertiggestellt.

Zwei Bilanzfolgen, sieben Kandidaten-Episoden und ein Tribute

Zum Auftakt der neuen "Liebesg'schichten und Heiratssachen"-Staffel am Montag, dem 15. Juli, gibt es die traditionelle Rückschau, danach sieben Folgen mit neuen Kandidatinnen und Kandidaten sowie zum Finale am Mittwoch, dem 9. Oktober, als Doppel-Sendung die Bilanz der aktuellen Saison und - als Tribute an Elizabeth T. Spira - ein "Best of" aller bisherigen Staffeln. Die Folgen präsentieren jeweils sechs (statt früher sieben) Partnersuchende. Außerdem wird auch der Interviewerin mehr Raum gegeben: Spiras Fragen und damit auch ihre prägnante Stimme sind öfter zu hören als bisher.

Rückblick auf ein buntes Leben

In den seit 1997 gesendeten 21 Staffeln der "Liebesg'schichten und Heiratssachen" ließen sich in 210 Folgen insgesamt 1057 Menschen in der Sendung auf ihrer Partnersuche porträtieren. Davon fanden mehr als 272 ihr Liebesglück, insgesamt 47 Paare gaben einander sogar das Jawort, darunter auch sechs gleichgeschlechtliche Paare, die ihre Partnerschaft offiziell eintragen ließen. Auch über Nachwuchs freute man sich bereits: Bisher erblickten vier "Liebesg'schichten und Heiratssachen"-Babys das Licht der Welt.

Elizabeth Toni Spira wurde am 24. Dezember 1942 in Glasgow geboren. Ihr Vater Leopold Spira, als Jude und Kommunist gleich doppelt gefährdet, war mit seiner Familie vor den Nazis geflohen und wurde nach seiner Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg in Frankreich und England zeitweilig als "feindlicher Ausländer" interniert. Ihren ersten Vornamen (samt "z") verdankt Elizabeth Toni Spira der englischen Königin, ihren zweiten dem Decknamen ihres Vaters in der Illegalität. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück.

Eine Garantin für die Quote

An die erste Zeit der eigenen Kindheit hat die Oral-History-Spezialistin nur wenig klare Erinnerungen. "Ich bin einmal in London im Lift stecken geblieben. Und ich bilde mir ein, dass ich mich an die Überfahrt nach Kontinentaleuropa erinnere", sagte sie einmal in einem Interview. Nach der Schulzeit studierte Spira in Wien Publizistik und arbeitete zunächst als Journalistin im Nachrichtenmagazin "profil": "Nachdem 'profil' an den 'Kurier' verkauft wurde, hat eine Gruppe von Journalisten gesagt: 'Für die Zuckerrübenindustrie arbeiten wir nicht!' und hat gekündigt", sagte Spira gegenüber der APA. Nachdem Claus Gatterer im ORF gerade das Magazin "teleobjektiv" gegründet hatte, wechselte Spira zum Fernsehen. "Es war kein Traum von mir, Bilder zu machen", erinnert sie sich an ihre Anfänge im ORF: "Ich habe gemeinsam mit Robert Dornhelm die ersten Geschichten gemacht. Aber er war so chaotisch wie ich. Am Abend haben wir lieber gepokert als Konzepte geschrieben."

Nach zehn Jahren beim "teleobjektiv" kam der "Inlandsreport" und dort ein rasches Scheitern mit einer Geschichte über die burgenländische SPÖ. Gemeinsam mit dem Historiker Michael Mitterauer entwickelte Spira dann das "Alltagsgeschichte"-Konzept. Die Serie startete 1985, 1997 kam die TV-Partnervermittlung "Liebesg'schichten und Heiratssachen" dazu. Spira und ihr Kameramann Peter Kasperak wurden zu Quotengaranten und Fließbandarbeitern. Dabei braucht es viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen, die vor der Kamera ihr Herz ausschütten, und beim anschließenden Schneiden des Materials. Die Verantwortung für Lacher von der falschen Seite, für jene, die ihre Sendungen als Freakshow sehen würden, weist Spira stets zurück: "Wo ich den Applaus bekomme, interessiert mich nicht", versicherte Spira einmal im "Kulturmontag".

Dass ihr Geburtstag auf den Heiligen Abend fällt, fand Elizabeth T. Spira übrigens als Kind gar nicht gut: "Obwohl wir eine jüdische Familie waren, waren wir dermaßen assimiliert, dass wir ausgerechnet an meinem Geburtstag Weihnachten gefeiert haben. Und da bei uns das Geld immer knapp war, war meinen Eltern jede Ausrede recht, Geschenke zu sparen." Also gab es etwa einen Ski als Weihnachts- und einen als Geburtstagsgeschenk. "Ich bin regelmäßig weinend auf die Straße gelaufen. Die Leute haben mich gefragt: 'Warum weinst du denn, heute ist doch Weihnachten!' Und ich habe geantwortet: 'Eben deshalb!'"