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ÖJC: Julian Assange bekommt "Dr.-Karl-Renner-Solidaritätspreis"

Der australische Journalist Julian Assange wird vom Österreichischen Journalistenclub (ÖJC) mit dem heurigen "Dr.-Karl-Renner-Solidaritätspreis" geehrt.

Julian Assange
Julian Assange

Mit der Vergabe des Preises werde die Forderung nach einer sofortigen Freilassung des WikiLeaks-Gründers verbunden, betonte ÖJC-Präsident Oswald Klotz am Dienstag in einer Aussendung. Die Preisvergabe werde im Dezember in Wien erfolgen.

"Er hat das einzig Richtige getan und dafür alle ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der modernen Medienwelt genützt", stellte sich Klotz klar hinter die umstrittenen Enthüllungen des Australiers, der auf seiner Plattform vertrauliche Dokumente publizierte, um Verbrechen von Regierungen und Unternehmen an die Öffentlichkeit zu bringen. "Es darf nicht sein, dass sich mächtige Staaten wie die USA, Großbritannien und Schweden gegen einen einzelnen Menschen verschwören und ihn vor den Augen der Weltöffentlichkeit zugrunde richten - und das ohne Verurteilung", sagte der ÖJC-Präsident.

Der ÖJC engagiert sich seit seiner Gründung im Jahr 1977 für Pressefreiheit, Menschenrechte und Qualität im Journalismus. Seit 2017 verleiht der ÖJC den "Dr.-Karl-Renner-Solidaritätspreis" an verfolgte Journalisten/-innen, die aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit zu Unrecht inhaftiert worden seien. Bisherige Preisträger waren die in der Türkei verfolgten Journalisten Deniz Yücel, Mesale Tolu und Max Zirngast.

Der Sozialdemokrat Karl Renner war der erste Staatskanzler der Republik Österreich (1918-20). Er bekleidete dieses Amt auch nach der Wiedererrichtung der Republik im Jahr 1945 für einige Monate. Im Dezember 1945 wurde er zum Bundespräsidenten gewählt und hatte dieses Amt bis zu seinem Tod am Silvestertag 1950 inne. Der Jurist Renner hatte sich bereits in der Monarchie für die Sozialdemokraten engagiert, wobei er als Staatsbeamter unter Pseudonymen laufend zu aktuellen Fragen publizierte.

Umstritten ist er wegen seines Eintretens für den Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland und antisemitischen Äußerungen. Nach dem von Hitler-Deutschland mit militärischer Gewalt erzwungenen "Anschluss" Österreichs rief er seine Landsleute öffentlich dazu auf, diesen Schritt in einer von den neuen Machthabern manipulierten Volksabstimmung am 10. April 1938 gutzuheißen. Die NS-Zeit verbrachte er unter Hausarrest in seiner Villa in Gloggnitz. Nach dem Krieg tätigte er abschätzige Aussagen gegenüber Holocaust-Überlebenden und Heimkehrern. So sagte er Anfang 1946 in einer Rede: "Sicherlich würden wir nicht zulassen, dass eine neue jüdische Gemeinde aus Osteuropa hierherkäme und sich hier etablierte, während unsere eigenen Leute Arbeit brauchen."