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Österreicher lesen weniger Nachrichten auf Facebook

Die Sensibilität für Desinformation und Fake News steigt. Das Interesse der Menschen an Nachrichten ist aber weiter ungebrochen groß.

Die Hälfte der Österreicher nutzen soziale Medien als Nachrichtenquelle, das ist ein Anstieg von 3,6 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Allerdings: Facebook als die wichtigste Quelle unter den sozialen Medien hat an Bedeutung verloren. Das zeigen die Ergebnisse der Österreich-Auswertung des Reuters Digital News Reports. Nur mehr 30,1 Prozent der Befragten gaben an, Facebook für Nachrichten zu nutzen - im Vorjahr waren es noch 34,1 Prozent. Andere soziale Medien wie YouTube, WhatsApp oder Instagram werden hingegen häufiger genutzt. Deutlich, wenn auch wenig überraschend, ist der hohe Stellenwert dieser drei Quellen für junge Menschen, so die Studienautoren. 2000 Personen ab 18 Jahren wurden im Jänner und Februar 2018 für die Studie befragt.

Beim Vertrauen in Nachrichten zeigt sich eine Ambivalenz. Zwar ergibt die Studie, dass nicht einmal die Hälfte (40,7 Prozent) der Befragten "allgemeines Vertrauen in Nachrichten" hat (2017 waren es noch 45,1 Prozent), das Vertrauen in die eigenen und persönlich genutzten Medien ist aber um 1,7 Punkte auf 54,8 Prozent gestiegen. Generell liege Österreich beim Vertrauen im Mittelfeld, betonte Josef Trappel von der Universität Salzburg, der mit seinem Team die Österreich-Ergebnisse bearbeitet. Am höchsten ist das Nachrichtenvertrauen in Finnland, am niedrigsten in Korea.

Im Zusammenhang mit dem Vertrauen fragten die Forscher auch die politische Einstellung der Teilnehmer ab und fanden heraus, dass der Vertrauensverlust bei Personen, die sich als eher links bezeichnen, besonders stark war (minus 7,1 Prozent). Bei politisch rechts orientierten Personen sank er hingegen um 0,8 Prozentpunkte. In dieser Gruppe sei das Vertrauen allerdings bereits niedrig, heißt es im Report.

Generell kann man sagen, dass der digitale Nachrichtenkonsum in Österreich weiter auf dem Vormarsch ist. Dabei unterscheidet sich das Land nicht von anderen. Fast ein Viertel der Befragten gab an, sich hauptsächlich digital zu informieren. Der Anteil stieg von 19,1 auf 23,4 Prozent.

Nach ihrer "Hauptnachrichtenquelle" gefragt, gilt den Österreichern nach wie vor das Fernsehen (29,4 Prozent) als die wichtigste, hier hat sich in einem Jahr auch nichts geändert. Zeitungen haben minimal an Stellenwert eingebüßt, verbleiben mit 20,9 Prozent aber deutlich auf Platz zwei, gefolgt von Online-Ausgaben und Apps von Zeitungen (13,2 Prozent). Social Media folgt auf Rang vier (11,6 Prozent), dann kommen das Radio (9,3 Prozent) und die Internet-Auftritte bzw. Apps von elektronischen Medien (7,4 Prozent).

Was die Bereitschaft, für Nachrichten im Internet zu zahlen, betrifft, sind die Österreicher weiterhin zögerlich. 8,5 Prozent gaben an, im vergangenen Jahr für Online-Nachrichten bezahlt zu haben. Das ist zwar mehr als 2017 (7,5 Prozent), aber noch weit entfernt vom internationalen Durchschnitt von 14 Prozent.

Zwei Drittel berichteten im Rahmen der Studie auch, dass sie in der vergangenen Woche "auf Desinformation gestoßen" seien. Am häufigsten genannt wurde "schlechter Journalismus", gefolgt von "Berichten mit absichtlich verfälschten Tatsachen" und der "Verwendung des Begriffs ,Fake News', um Nachrichtenmedien zu diskreditieren".

Ein ungebrochener Trend ist die Nutzung des Smartphones, um sich zu informieren: Knapp zwei Drittel der Befragten nutzen zumindest wöchentlich eine Nachrichten-App auf dem Smartphone, um sich über das aktuelle Geschehen zu informieren.

Generell positiv stimmt Studienautor Josef Trappel vom Fachbereich Kommunikationswissenschaft der Universität Salzburg, dass das Interesse an Nachrichten mit 95 Prozent insgesamt sehr hoch ist. 23,4 Prozent gaben an, "äußerst interessiert" zu sein, dieser Wert blieb stabil. 45,7 Prozent und damit ein wenig mehr als 2017 sind immerhin noch "sehr interessiert", ein Viertel "einigermaßen interessiert".

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