Joanna Zhou hat mit ihrem Do-it-yourself-Bastel-Account Maqaroon 2,77 Millionen Abonnenten auf der Videoplattform YouTube. Ihre Inhalte sind im japanischen Kawaii-Stil, der sehr lieblich und kindlich wirkt.
Sie sind die erfolgreichste YouTuberin Österreichs. Wie fühlt sich der Erfolg an und wie gehen Sie damit um? Joanna Zhou: Es dreht sich alles um das Basteln und es hat sich sehr wenig verändert, seitdem ich angefangen habe. Ob beim Filmen, beim Schneiden - ich bin immer allein. Es ist für mich ziemlich abstrakt, dass ich so viele Abonnenten habe. Ich werde auch nie von Leuten auf der Straße erkannt und ich mache auch keine persönlichen Fantreffen, aber ich beantworte so viele Kommentare wie möglich. Für mich ist alles seit zehn Jahren gleich. Ich mache meine Videos, lade sie hoch - nur die Zahlen sind anders. Meine Arbeitsweise hat sich nicht verändert.
Wie kamen Sie auf YouTube? Ursprünglich wollte ich für meinen Schmuck Werbung machen. Ich habe dann dafür Videos mit Bastelanleitungen gemacht, in denen ich meine Armbänder getragen habe, und habe sie zu meinem Shop verlinkt. Die Leute mochten meine Tutorials und wollten mehr Bastelanleitungen. Deshalb habe ich überlegt, ob ich das Vollzeit machen sollte. Es machte mir sehr viel Spaß und ich hatte auch erkannt, dass es sehr schwierig ist, eigene Produkte zu verkaufen.
Warum wurden Sie schlussendlich Vollzeit-YouTuberin? Das YouTube-Businessmodell ist angenehm für mich, denn es ist alles digital. Ich muss nur filmen, schneiden und hochladen. Man verdient dann durch die Views (Zuseherzahlen, Anm.) und die Klicks. Ich muss nicht jeden Tag zur Post gehen und Sachen verschicken. Ich mache Videos und wenn es gut läuft, dann läuft es. Wenn ich auf Urlaub bin, dann mache ich auch mal keine.
Woher nehmen Sie Ihre kreative Inspiration? Schon seit der Schulzeit interessiere ich mich für die japanische Popkultur. Bei mir ist alles sehr süß und es ist sehr von Japan inspiriert, ich habe früher auch Manga-Comics gezeichnet. Ich habe als Uni-Abschlussprojekt in London sogar japanische Puppen entworfen. Damals für eine echte Firma. Es waren kleine Puppen, die aktuelle japanische Straßenmode getragen haben.
In Ihren Bastelanleitungen zeigen Sie Ihr Gesicht gar nicht - warum? Ich liebe Kunst und wollte immer etwas zeigen, was ich gemacht habe, anstatt mich vor der Kamera zu zeigen. Ich finde es komisch, mich zu schminken und in eine Kamera zu sprechen. Ich habe das zwar schon in den ersten paar Jahren gemacht, aber seit meine Tochter da ist, finde ich einfach keine Zeit mehr dafür.
Inwiefern beeinflusst das Ihren Erfolg? Ich denke, das ist der Grund, warum ich so viele Zuseher habe, obwohl ich so viele Nischensachen präsentiere. Wenn ich jedes Mal mein Gesicht gezeigt hätte, hätten sich vielleicht weniger Menschen mit meinen Videos identifizieren können. So sieht man gleich, was gemacht wird, und braucht wenig Sprachkenntnisse, um zu verstehen, worum es geht.
Sie verdienen Ihren gesamten Lebensunterhalt mit YouTube. Wie funktioniert das? Mit den Views, also Klicks. YouTube läuft über Google AdSense als Werbeplattform. Wenn deine Videos genug Views bekommen, dann kann man davon leben. Wenn also Werbung auf meinen YouTube-Videos läuft, registriert das mein Google-AdSense-Account, der mit meinem Bankkonto verlinkt ist. Das summiert sich und ich bekomme dann ein Mal im Monat ein durchschnittliches Gehalt ausgezahlt, wie bei einem normalen Job. Es ist superpraktisch und fast automatisiert. Man muss natürlich alles korrekt versteuern, weil man ja als Selbstständige arbeitet.
Was ist mit Sponsorverträgen? Das läuft auch gut und das machen auch viele, aber das ist unberechenbarer und man muss das dann auch selbst mit den jeweiligen Firmen koordinieren. Während der Pandemie zum Beispiel wollte keine Firma Werbung machen und da gingen die Aufträge gegen null.
Sie arbeiten allein, also ohne Team bzw. Kollegen. Was gefällt Ihnen an dieser Arbeitsweise? Für mich ist dieser Arbeitsmodus echt perfekt. Ich bin sehr introvertiert und arbeite gerne allein, von zu Hause aus und freiberuflich. Ich hatte schon auch Jobs in Büros, aber der Kontakt mit Menschen hat mich eher gestresst.
Vor allem, weil ich einen kreativen Job habe, muss ich flexibler sein. Ich arbeite auch gerne spät in der Nacht um zwölf oder eins und das ist dann einfach nicht kompatibel mit einem Bürojob.
Joanna Zhou wurde in China geboren. Sie kam mit vier Jahren nach Wien und lebt jetzt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in Linz. Nach ihrem Studium in London war sie als Designerin tätig, bevor sie Vollzeit-YouTuberin wurde.
