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Uschi Glas im Interview: "Ich bin dankbar, dass ich es geschafft habe, mit meinen Rollen zu altern"

In der TV-Komödie "Wir vier und der Enkeltrick" spielt die 81-Jährige eine Seniorin, die auf Telefonbetrüger hereingefallen ist. Im Interview spricht sie über Freundschaften im Alter, Fans in der Fußgängerzone und warum sie ihre Kollegin Katharina Thalbach so schätzt.

Der Entschluss, etwas gegen den Betrüger zu tun, verleiht Irene (Uschi Glas) neuen Schwung – auch wenn es um Kleiderauswahl geht.
Der Entschluss, etwas gegen den Betrüger zu tun, verleiht Irene (Uschi Glas) neuen Schwung – auch wenn es um Kleiderauswahl geht.
Gut gelaunt und mit einer Mission: Katharina Thalbach, Uschi Glas, Soogi Kang und Ursula Werner spielen ein unerschrockenes Quartett.
Gut gelaunt und mit einer Mission: Katharina Thalbach, Uschi Glas, Soogi Kang und Ursula Werner spielen ein unerschrockenes Quartett.
Helene (Katharina Thalbach) hat sich für die Observierung getarnt.
Helene (Katharina Thalbach) hat sich für die Observierung getarnt.
Beim Einzug in die Seniorenresidenz hat Irene (Uschi Glas) Unterstützung von ihrem durchaus skeptischen Enkel Momo (Fino Murteira Dayekh).
Beim Einzug in die Seniorenresidenz hat Irene (Uschi Glas) Unterstützung von ihrem durchaus skeptischen Enkel Momo (Fino Murteira Dayekh).
 Annemarie (Soogi Kang), Helene (Katharina Thalbach), Christel (Ursula Werner) und Irene (Uschi Glas) auf Verbrecherjagd.
Annemarie (Soogi Kang), Helene (Katharina Thalbach), Christel (Ursula Werner) und Irene (Uschi Glas) auf Verbrecherjagd.

Ein Anruf bringt das Leben der Seniorin Irene Steinwirt aus dem Gleichgewicht: Die Witwe fällt auf den "Enkeltrick" herein und verliert viel Geld - danach zieht sie ins Seniorenheim. Dort gewinnt die von Uschi Glas in der Komödie "Wir vier und der Enkeltrick" (Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD) gespielte Seniorin neue Freundinnen, mit denen sie sich auf die Jagd nach den dreisten Betrügern macht.

Frau Glas, die von Ihnen gespielte Irene fällt auf den sogenannten Enkeltrick herein und landet schließlich im Seniorenheim. Könnten Sie sich vorstellen, dort zu leben? Uschi Glas: Irene lebt allein und ist, obwohl sie einen Sohn, eine Schwiegertochter und einen Enkel hat, ziemlich einsam. Einsamkeit ist mit das Schlimmste, was einem passieren kann. Deshalb ist das Seniorenheim für sie das Richtige: Sie ist hier nicht mehr allein und ihr Alltag bekommt wieder eine Struktur, was gut ist, aber auch eine Herausforderung sein kann. Für Irene ist das Altenheim also eine vernünftige Option, für mich wäre es das in meiner jetzigen Lebenssituation allerdings nicht. Ich bin berufstätig, habe ein Familienleben und bin keineswegs einsam.

Im Heim schließt sich Irene mit anderen Frauen zusammen. Wie wichtig sind solche Frauenfreundschaften, gerade im Alter? Sehr wichtig. Aber auch Freundschaften zu Männern. Ich habe einen ganz alten Freund, bei dem ich zu hundert Prozent weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann, wenn etwas sein sollte. Ich habe in meinem Leben nicht viele, aber ein paar sehr gute Freundinnen und Freunde gehabt und habe zum Glück einige immer noch. Andere sind leider gestorben.

Kann man auch im Alter noch neue Freunde gewinnen? Es ist, glaube ich, schwieriger, als alte Freundschaften zu bewahren. Wenn man sich schon lange kennt, dann ist das wie bei zwei Bäumen, die über die Jahre gemeinsam in die Höhe wachsen, und irgendwann stehen dann da die alte Buche und die alte Eiche in voller Pracht nebeneinander. Aber mein Mann und ich machen auch immer wieder die Erfahrung, dass man durch Aktivitäten viele neue Bekanntschaften macht, und manchmal entstehen daraus auch Freundschaften. Wenn du mit Leuten zusammentriffst, die ähnliche Interessen haben, dann ergibt sich das ja fast schon von selber. Ein gemeinsames Vorhaben verbindet.

Kann man in der Filmbranche Freunde gewinnen? Meine Freunde stammen in der Regel aus einem ganz anderen Milieu als dem Showgeschäft. Aber es gibt natürlich Ausnahmen. Ich war zum Beispiel sehr eng mit dem Kollegen Elmar Wepper befreundet, der ja leider vor zwei Jahren verstorben ist. Das war ein Ausnahmemensch, mit dem du einfach über alles reden konntest. Elmar war ein ganz enger Freund. Aber insgesamt muss man sagen, dass echte Freundschaften in der Filmbranche eher selten sind. Mit wem ich mich aber jetzt gerade bei den Dreharbeiten zum neuen Film angefreundet habe, ist Katharina Thalbach, deren Arbeit ich schon lange verfolge. Eine Kollegin, die ich irre gut finde, und eine ganz tolle Frau. Wir haben zum ersten Mal miteinander gedreht und es war fantastisch.

Was verbindet Sie mit Katharina Thalbach? Wir haben die gleichen Werte: Respekt, gute Umgangsformen und Bodenständigkeit vor allem. Und die Freude am Job, dass man es als Schauspielerin genießt, etwas herzustellen, und dass es einem nicht egal ist, wie das Publikum reagiert. Ich habe Katharina als eine nachdenkliche und auch eine unglaublich fleißige Person erlebt. Ich bin ein großer Fan von ihr.

Sie haben im Film ein Enkelkind und im echten Leben mehrere. Was für eine Oma sind Sie denn? Eine begeisterte, würde ich sagen. Ich bin unheimlich fasziniert davon, wie Kinder heranwachsen, wie große Leute aus ihnen werden. Einer meiner Enkel ist jetzt zehn geworden, mit dem kann man schon über alle möglichen Sachen diskutieren - wunderbar. Ich sehe meine Enkel ja nicht jeden Tag, was das Ganze noch faszinierender macht.

Sie stehen seit 60 Jahren vor der Kamera, jeder kennt Sie. Beneiden Sie manchmal all die Menschen, die auf der Straße nicht sofort erkannt werden? Nein. Ich habe damals diesen Beruf gewählt, und wenn man sich dazu entscheidet, Schauspielerin zu sein, dann muss man mit einer gewissen Bekanntheit rechnen. Natürlich nur, wenn man erfolgreich ist, und das war ich Gott sei Dank ja. Ich empfinde es als Kompliment und nicht als Last, wenn mich die Leute auf der Straße erkennen. Es gibt ja viele Kollegen, denen das auf die Nerven geht, dafür habe ich kein Verständnis. Meistens kann ich mich auch ganz normal bewegen, in meiner Heimatstadt München sagen die Leute Hallo, wenn sie mich sehen, und dann sage ich auch Hallo. Und wenn in der Fußgängerzone jemand ein Selfie machen will, dann mache ich halt ein Selfie, das geht doch schnell.

Welche Leistung aus 60 Jahren vor der Kamera macht Sie besonders stolz? Stolz bin ich nicht, ich mag das Wort nicht so. Aber ich bin dankbar dafür, dass ich es geschafft habe, mit meinen Rollen zu altern. Erst war ich in Filmen das Mädchen, dann die junge Frau, dann habe ich die Unternehmerin gespielt, schließlich die ältere Frau und jetzt bin ich eben die Großmutter. Ich bin dankbar dafür, dass mir das gelungen ist und man mir immer wieder die Möglichkeit geboten hat, zu spielen.


Uschi Glaskam 1944 in Landau an der Isar zur Welt. Glas drehte unzählige Filme und Serien. Die 81-Jährige lebt mit ihrem zweiten Ehemann in München.