Einem Team von Schweizer Forschenden hat biologisch abbaubare Leiterplatten entwickelt. Diese bauten sie in funktionierende Computermäuse ein. Das verwendete Biomaterial basiert vollständig auf Holz, wie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) am Dienstag in einem Communiqué schrieb.
Der Ausgangsstoff für das Trägermaterial ist eine natürliche Mischung aus Cellulose mit etwas Lignin. Streng genommen handelt es sich dabei um ein Abfallprodukt. Forschende in den Niederlanden hätten ein Verfahren entwickelt, um die Rohstoffe Lignin und Hemicellulose aus dem Holz zu extrahieren, erklärte Thomas Geiger, Leiter des Forschungsteams, in einer Aussendung. "Was bleibt, ist die bräunliche Lignocellulose, für die es bisher keine Verwendung gab."
Damit aus der flockigen Lignocellulose eine Leiterplatte werden kann, muss sie zunächst mit Wasser gemahlen werden, um die relativ dicken Cellulosefasern zu feinen Cellulose-Fibrillen aufzuschließen. In einem nächsten Schritt wird das Wasser aus der Masse mit hohem Druck herausgepresst.
Normalerweise ist Entsorgung aufwendig
Bei konventionellen Leiterplatten kommt als Trägermaterial für die Kupferbahnen und elektronischen Komponenten laut Empa in der Regel ein Laminat aus glasfaserverstärktem Epoxidharz zum Einsatz. Dieser Verbundwerkstoff wird aus Erdöl hergestellt und lässt sich nicht recyceln. Die fachgerechte Entsorgung ist aufwendig. Die neu entwickelten Platten sind den Angaben zufolge dagegen kompostierbar. Ist das Trägermaterial erst einmal zersetzt, lassen sich die metallischen und elektronischen Komponenten aus dem Kompost entnehmen und recyceln. Noch immer reagiere die kompostierbare Platte empfindlich gegenüber Wasser und hoher Luftfeuchtigkeit, hieß es. Als Nächstes wollen die Forschenden darum ihren Werkstoff für Leiterplatten widerstandsfähiger machen, ohne seine Abbaubarkeit zu beeinträchtigen. "Bei gewissen Anwendungen müssen wir aber auch unser Verhältnis zur Elektronik überdenken", fordert Geiger allerdings im Communiqué. Viele elektronische Geräte seien nur wenige Jahre in Gebrauch, bevor sie veralteten. Es sei daher nicht unbedingt sinnvoll, sie aus Materialien herzustellen, die Hunderte von Jahren überdauern könnten.