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"Sparsam, aber spektakulär": ORF rechnet mit 16 Millionen Euro Nettokosten für Song Contest

Die Ausrichtung des 70. Eurovision Song Contests in Wien ist für den ORF nicht billig. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann rechnet mit Nettokosten in Höhe von rund 16 Millionen Euro. Das sagte er am Donnerstag bei einer Sitzung des ORF-Publikumsrats.

Damit liege man etwas über den Kosten von vor einem Jahrzehnt, als das Großevent schon einmal in Wien stattfand, so Weißmann, der abermals betonte: Man wolle sparsam vorgehen, aber dennoch eine spektakuläre Show garantieren.

Tiefer als der ORF greift noch die Stadt Wien in die Tasche. Sie sieht 22,6 Mio. Euro für die Austragung des ESC vor. 2015 hatte der Anteil der Stadt 17 Mio. Euro betragen. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) geht von einer guten Investition aus, dürfte die Wertschöpfung doch deutlich darüber liegen.

Ende März in die Stadthalle

Der Bezug der Wiener Stadthalle erfolgt dann mit Ende März, geht aus den Unterlagen zur "Road to ESC 2026" hervor. Die beiden Halbfinals finden bekanntermaßen am 12. und 14. Mai statt, das Finale am 16. Mai.

Zuletzt sorgten Ankündigungen mehrerer Rundfunkanstalten aus Ländern wie Spanien, Irland und der Niederlande für Aufsehen. Sie wollen beim ESC 2026 nicht teilnehmen, sollte Israel aufgrund des Gazakriegs nicht ausgeschlossen werden. ORF-Chef Weißmann hatte sich für die Teilnahme Israels ausgesprochen und erhielt dafür vom ORF-Stiftungsrat Rückendeckung.

Weißmann: "Kan durchaus sehr kritisch" gegenüber Regierung

Am Donnerstag stellte Weißmann klar, dass nicht Länder, sondern öffentlich-rechtliche Sender am ESC teilnehmen - in Israel Kan. "Kan ist durchaus sehr kritisch gegenüber der israelischen Regierung eingestellt. Der Sender steht nicht im Verdacht, Regierungspropaganda zu betreiben", meinte Weißmann. Diesen Punkt müsse man in der Debatte berücksichtigen.

Ein EBU-Verantwortlicher würde derzeit durch Europa fahren - nächste Woche wird er im ORF erwartet -, um sich die Positionen der öffentlich-rechtlichen Medienhäuser anzuhören. Bis Dezember muss jeder Sender mitteilen, ob er am ESC 2026 teilnimmt oder nicht.

CDU-Politiker für Rückzug Deutschlands bei Israel-Ausschluss

Der deutsche CDU-Politiker Steffen Bilger sieht die Boykottdrohungen gegen Israel indes als Ausdruck einer wachsenden antisemitischen Stimmung in Europa und stellt laut dpa die Teilnahme Deutschlands infrage. "Ich finde, wenn Israel ausgeschlossen wird, dann können wir da nicht mehr dabei sein, ganz klar", sagte Bilger im RTL/ntv-"Frühstart". Der Politiker ist Mitglied im CDU-Bundesvorstand und Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag.

Der ORF will den ESC jedenfalls auch als "Katalysator für neue digitale Erzählweisen" nutzen. Zuletzt habe das bereits sehr gut funktioniert, sagte Weißmann. Ein Video, in dem JJ zu sehen ist, wie er mit dem ORF Radio-Symphonieorchester (RSO) musiziert, brachte dem ORF 400.000 Views auf Instagram ein. "Eines der erfolgreichsten Videos", zeigte sich der ORF-Chef zufrieden.