Der tragische Vorfall hatte sich bereits vor einer Woche im Elternhaus des Buben ereignet, der Schüler wurde im Krankenhaus betreut. Am Mittwoch wurde die Schulleitung des Gymnasiums vom Tod des Kindes informiert, bestätigte der Landesschulrat eine Meldung der "Kleinen Zeitung" (Mittwochausgabe). Der Schüler der dritten Klasse eines Grazer Gymnasiums hatte sich daheim bei dem Versuch, sich an der Grenze zur Ohnmacht einen "Kick" zu holen, mit einem Schal stranguliert. Familienmitglieder haben den Buben, der sich seine Halsschlagader abgedrückt hatte, gefunden und reanimiert. Im Spital wurde der Bub noch tagelang betreut, bis er nach mehreren Tagen seinen Verletzungen erlag.
Teenager würgen sich bis zur Bewusstlosigkeit: Bei dem auch "Ohnmachtspiel" genannten Phänomen wird durch freiwillig herbeigeführte Strangulation, Zusammenpressen des Brustkorbs, Hyperventilation oder auch Atmen gegen Widerstand eine kurze Ohnmacht herbeigeführt. Der Leitende Schulpsychologe der Steiermark, Josef Zollneritsch, warnt vor dem "Spiel", das tödlich enden kann.
"Das Phänomen, dass sich Jugendliche ohne berauschende Substanz in einen euphorisierenden Zustand versetzen, gibt es schon lange. Es ist ein Grenzgang. Es sind in der Regel sehr intelligente Jugendliche, die experimentieren. Das Ganze braucht aber auch eine gewisse Persönlichkeitsdisposition", schilderte der leitende Schulpsychologe im Landesschulrat für Steiermark auf Anfrage der APA. "In der Steiermark sind uns in den vergangenen Jahren keine Fälle bekannt geworden. Wir können hier nicht von einem Trend sprechen, aber es kann natürlich im Einzelfall vorkommen", wie Zollneritsch ausführte. Die Anleitung dazu holen sich die Jugendlichen meist aus dem Internet.
Was den experimentierenden Jugendlichen, wie im Falle jenes 13 Jahre alten Schülers aus Graz, der sich letztlich selbst stranguliert hatte, nicht bewusst sein dürfte ist, dass das "Spiel" auch tödliche Konsequenzen haben kann, wie Zollneritsch zu bedenken gab. "Er hat den Punkt übersehen, den Knoten zu lösen". Und die Praxis kann auch süchtig machen: "Es ist ein Spiel mit Suchtpotenzial", warnte der Experte.
Verunsicherten Eltern rät Zollneritsch zur Wachsamkeit gegenüber Veränderungen bei ihren Kindern: "Es geht darum, Verhaltensveränderungen, vor allem übertriebenes Rückzugsverhalten, plötzlichen Leistungsabfall in der Schule bei Kindern und Jugendlichen immer ernst zu nehmen und Gesprächsbereitschaft zu signalisieren", so der Schulpsychologe. Äußeres Zeichen könnten im Fall der "Ohnmachtspiele" auch Striemen am Hals sein, betonte Zollneritsch. Eltern sollten das Phänomen konkret ansprechen und Kindern vermitteln, wie gefährlich das "Spiel" sein kann.
Für die Klassenkameraden des verstorbenen 13-jährigen Grazer Schülers stelle die Situation eine "äußerst schwierige Situation" dar, schilderte der Schulpsychologe. "Wir bieten intensive psychologische Betreuung mit einem Team von Psychologen an Ort und Stelle an."
Ein Phänomen, viele BegriffeIn den USA und Frankreich wird dieses Phänomen seit mehr als zehn Jahren beobachtet. Besonders populär sind Würgespiele in der Altersgruppe der Elf- bis 16-Jährigen. Andere Bezeichnungen sind auch Pilotentest, Tomatenspiel, Flatline, Space Monkey oder der (indische) Traum. In der Folge "Fünf Minuten Himmel" der Kriminalreihe Tatort wurde Ende März das Ohnmachtsspiel unter Schülern thematisiert.