Dadurch wird die Atmung während des Schlafes massiv behindert. Dies führt zu Atemaussetzern, die eine Sauerstoffunterversorgung verursachen, und zu lautem Schnarchen. Tagesmüdigkeit, erhöhter Blutdruck und Herz-Kreislauferkrankungen können die gefährlichen Folgen sein, warnten die Fachärztinnen und -ärzte. Bisher kam zur Behandlung hauptsächlich eine Überdruck-Schlafmaske zur Anwendung. Viele Menschen empfinden das Tragen der Maske jedoch als unangenehm und nutzen sie daher zu wenig oder gar nicht.
Nun gebe es mit der Abnehmspritze und auch mit der Anti-Schnarch-Pille zwei völlig neue Therapieansätze im Kampf gegen die obstruktive Schlafapnoe. Die Lungen-Experten sehen mit diesen innovativen Behandlungsoptionen eine neue Ära der personalisierten Schlafmedizin angebrochen, wurde in der Aussendung betont. Adipositas gilt als Hauptrisikofaktor für OSA, daher kommen hier Abnehmspritzen wie Semaglutid (Ozempic) und Tirzepatid (Mounjaro) als zusätzlicher therapeutischer Ansatz ins Spiel.
Gewicht und Atemaussetzer reduziert
"Die klinische Logik ist unkompliziert: Gewichtsverlust ist ein primärer Hebel, der die Fettablagerungen in den oberen Atemwegen reduziert und somit die Obstruktion mindert", erläuterte Lukasz Antoniewicz, Leiter der Expertengruppe Schlafbezogene Atmungsstörungen der ÖGP. Die Wirkung von Tirzepatid wurde bei Patienten mit schwerer OSA bereits eindrücklich belegt. Sie verloren im Durchschnitt 18 bis 20 Prozent ihres Körpergewichts, ihre nächtlichen Atemaussetzer wurden deutlich reduziert, nämlich um bis zu 63 Prozent.
"Die Wirkung dieser Medikamente scheint aber auch über die reine Gewichtsabnahme hinauszugehen. Die Wirkstoffe können systemische Entzündungsprozesse reduzieren, die sowohl mit Adipositas als auch mit der OSA verbunden sind", berichtete Antoniewicz von einer direkten Wirkung.
Anti-Schnarch-Pille noch nicht zugelassen
Ein weiterer vielversprechender pharmakologischer Ansatz, der nicht auf Gewichtsverlust, sondern die erschlaffende Zungen- und Rachenmuskulatur abzielt, ist die noch nicht zugelassene orale Wirkstoffkombination aus Atomoxetin und Oxybutynin, besser bekannt als Anti-Schnarch-Pille. "Dieser duale Ansatz adressiert direkt die neuromuskuläre Kontrolle der oberen Atemwege", erläuterte Antoniewicz. "Atomoxetin ist ein selektiver Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, der normalerweise zur Behandlung von ADHS eingesetzt wird. Oxybutynin ist ein sogenanntes Antimuskarinikum, das bei einer überaktiven Blase auf die Muskeln der Harnblasenwand einwirkt."
"Studien zeigten, dass die Kombination dieser beiden Wirkstoffe die Erschlaffung der Zungenmuskulatur im Schlaf verringerte und die Nervenaktivität im Rachenraum unterstützte, was zu einer Halbierung der Atemaussetzer führte", sagte Antoniewicz. "Dieser Ansatz eröffnet uns also neue Möglichkeiten für Patientinnen und Patienten, die CPAP-Therapien nicht tolerieren oder keine gewichtsbedingte OSA haben." Der Hersteller hat eine Zulassungsstudie durchgeführt und es wird erwartet, dass ein Zulassungsantrag in den kommenden Jahren gestellt wird.