Bei einer Pressekonferenz berichtete der Grazer Staatsanwalt Arnulf Rumpold am späten Vormittag vom aktuellen Ermittlungsstand. Aus derzeitiger Sicht gehe man von folgendem aus: Am Dienstag betrat ein 21-Jähriger ehemaliger Schüler mit zwei Waffen, die er legal besaß, das Schulgebäude. Der mutmaßliche Täter war bisher strafrechtlich unauffällig. Bei einer Hausdurchsuchung habe man noch am Dienstag eine Rohrbombe, Datenträger, einen Abschiedsbrief und ein entsprechendes Video sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren wegen mehrfachen und versuchten Mordes eingeleitet. Der mutmaßliche Täter ist tot.
Michael Lohnegger, Leiter des Landeskriminalamt Steiermark, gab anschließend einen Einblick in den aktuellen Ermittlungsstand. Über den mutmaßlichen Täter ist bisher bekannt, dass er eine berufliche Ausbildung absolvierte. Er wohnte mit seiner alleinerziehenden Mutter in Graz zusammen und besuchte an der betroffenen Schule die fünfte und sechste Klasse. Die sechste Klasse wiederholte er einmal, brach die Schule vor drei Jahren dann ab. Polizeilich sei er nie in Erscheinung getreten, betonte auch Lohnegger.
Mutmaßlicher Täter rüstete sich auf Toilette professionell aus
Auch über den zeitlichen Ablauf der Tat gibt es inzwischen neue Erkenntnisse.
Um 9.43 Uhr soll der mutmaßliche Täter am Dienstag die Schule über den offiziellen Eingang betreten haben. Die Waffen, soll er in einem Rucksack bei sich geführt haben. Zu diesem Zeitpunkt hätten sich 350 bis 400 Schülerinnen und Schüler im Gebäude befunden. Der junge Mann habe sich dann zunächst ins dritte Obergeschoss begeben und dort die Toilette aufgesucht. Dort stattete er sich professionell aus. Er soll einen Waffengurt mit Jagdmesser angelegt haben, ebenso eine Schießbrille und ein Headset. Mit zwei Waffen verließ er die Toilette und führte ab 9.57 Uhr ungefähr sieben Minuten lang den Amoklauf in der Schule durch. Die ersten Schüsse wurden im zweiten Obergeschoss abgegeben - scheinbar auf wahllose Personen. Dann gab der Täter auch Schüsse im dritten Stockwerk ab. Dort soll der mutmaßliche Täter eine Türe zu einem Klassenzimmer aufgeschossen haben. Im Anschluss besuchte er wieder die Toilettenanlage auf, wo er sich selbst suizidert haben soll. Er hätte zu diesem Zeitpunkt noch genug Munition gehabt, um die Tat fortzusetzen.
Ungefähr zum selben Zeitpunkt, sei bereits die erste Polizeistreife am Tatort eingetroffen und habe auch das Schulgebäude sofort betreten.
Aufgrund aktueller Erkenntnisse gehe man davon aus, dass der mutmaßliche Täter zu den betroffenen Schülerinnen und Schülern kein Näheverhältnis gehabt habe, berichtete Lohnegger weiter. Eine der ermordeten Lehrerinnen soll der mutmaßliche Täter persönlich aus dem Unterricht gekannt haben - welche Rolle dieses Näheverhältnis gespielt hat, ist bislang unbekannt. Ermittelt werde nach wie vor.