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Blutbad in Niederösterreich: Der Ablauf der Ereignisse

Ein 55 Jahre alter Mann hat am Dienstag in Niederösterreich bei einem Polizeieinsatz wegen Wilderei ein Blutbad angerichtet.

Blutbad in Niederösterreich: Der Ablauf der Ereignisse
Blutbad in Niederösterreich: Der Ablauf der Ereignisse

Drei Polizisten und ein Sanitäter wurden erschossen, die Leiche des Täters wurde in der Nacht auf Mittwoch in einem Bunker im Anwesen des Transportunternehmers in Großpriel nahe Melk gefunden. Im Folgenden der Ablauf der Ereignisse in den 24 Stunden ab Dienstag 0.00 Uhr:

Mit Beginn der Hirschbrunft wurde im Bezirk Lilienfeld aufgrund der Wildereien der vergangenen Jahre die Streifentätigkeit aufgenommen, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager der APA. Dabei stoßen Beamte in der Nacht auf Dienstag auf das Fahrzeug des 55-Jährigen, einen Toyota mit gestohlenen Kennzeichen. Kurz nach Mitternacht wird eine erste Straßensperre errichtet, auf der L101 bei Kilometer 2,9 in der Nähe von Annaberg (Bezirk Lilienfeld). "Der Verdächtige durchbricht diese jedoch und eröffnet von seinem Wagen heraus gezielt das Feuer auf die Beamten", sagt Baumschlager. Die Polizisten können sich in Sicherheit bringen.

Der 55-Jährige flüchtet mit seinem Pkw in Richtung Äußere Schmelz. Auf Höhe der Schmelz 83 kommt ihm eine weitere Streife entgegen, der Geländewagen des Verdächtigen kommt auf Höhe eines Sägewerks von der Straße ab und prallt gegen einen Zaun. Alois H. schießt vom Auto aus auf die Beamten, ein 38 Jahre alter Cobra-Beamter wird tödlich getroffen. Drei weitere Kollege bringen sich in Sicherheit, der Wilderer verschanzt sich von den Polizisten unbemerkt außerhalb seines Wagens. Die Rettung wird verständigt.

0.30 Uhr: Täter erschießt Sanitäter

Gegen 0.30 Uhr fährt die Rettung vor, im Einsatzwagen sitzen ein 70-Jähriger Sanitäter und ein Streifenpolizist. Sie kommen bis zu einem Sägewerk auf Höhe der Hausnummer Schmelz 32. "Sie haben nicht gewusst, dass der Täter noch da ist, dieser hat kaltblütig auf das zufahrende Blaulichtfahrzeug geschossen", sagt Baumschlager. Der Sanitäter - seit 32 Jahren beim Roten Kreuz tätig - wird tödlich getroffen, der Beamte durch Splitter der Windschutzscheibe verletzt.

Nach der Schussattacke ergreift der 55-Jährige zu Fuß die Flucht. "600 bis 700 Meter entfernt stand bei Lassinghof eine Streife", schildert Baumschlager. Der Wilderer feuert auf die im Fahrzeug sitzenden Beamten, trifft den Fahrer tödlich, zieht den 51-Jährigen aus dem Auto und wirft ihn auf die Straße. Ob sein 44 Jahre alter Kollege ebenfalls zu diesem Zeitpunkt getötet wurde, war am Mittwoch erst Gegenstand von Erhebungen. Alois H. setzt sich in den Streifenwagen und fährt zu seinem rund 60 Kilometer entfernten Anwesen in Großpriel bei Melk, mit im Auto der 44-jährige Polizist.

Kurze Zeit später wird er bei seinem Vierkanthof von den Einsatzkräften lokalisiert, das Anwesen von dutzenden Spezialeinsatzkräften der Cobra umstellt. Anrainer werden aufgefordert, in ihren Häusern zu bleiben. Denn immer wieder schießt Alois H. aus dem Gebäude. Unklar ist vorerst auch, ob im oder rund um das Haus Sprengfallen installiert sind.

14 Uhr: Panzer rücken an

Am Dienstag gegen 14.00 Uhr rücken drei Panzer des Bundesheeres an. Hubschrauber kreisen über dem Anwesen. Die Einsatzkräfte können sich nur in gepanzerten Fahrzeugen nähern, da Alois H. immer wieder aus dem Haus auf die Beamten schießt. In einer Garage am Anwesen wird die Leiche des dritten Polizisten, des 44 Jahre alten Mannes, entdeckt. In weiterer Folge wird die Einsatztaktik geändert, da klar ist, dass nun keine Geiselnahme vorliegt.

Der Täter hält sich den Nachmittag über in seinem Anwesen verschanzt, gegen 18.00 Uhr rücken die Panzer und mehrere Einsatzfahrzeuge vor, der Zugriff beginnt. Mehrere Stunden lang wird das weitläufige Gelände "sehr konzentriert" durchkämmt, Schusswechsel gibt es keinen mehr. Der Täter hätte "hinter jeder Ecke lauern können".

Mitternacht: Einsatzkräfte stoßen auf Bunker

Kurz nach Mitternacht stoßen die Einsatzkräfte auf einen Bunker im Keller des Anwesen. In einem Gang lässt sich eine Wand wegdrücken, die Polizisten gelangen in einen Geheimraum gelangt, in dem es brennt. Dort wird ein verkohlter Toter entdeckt. Bei der Leiche handelt es sich mit "an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit" um die des 55-jährigen Alois H.