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Bus-Insektenmonitoring soll bundesweit kommen

Ein von der Universität Innsbruck von April bis September 2024 in vier Bundesländern durchgeführtes "Postbus-Insektenmonitoring" soll österreichweit ausgerollt und jährlich etabliert werden. Für das aktuelle Projekt waren Postbusse auf 16 Strecken als "Insektensammler" im Einsatz. Auf deren Windschutzscheiben und Frontbereichen konnten schließlich mittels DNA-Analysen 3.455 Insektenarten nachgewiesen werden, hieß es am Donnerstag bei einem Pressegespräch.

Damit habe man gezeigt, dass "dieser weltweit einzigartige Ansatz bestens funktioniert", sagte Projektleiter Michael Traugott vom Institut für Zoologie der Universität Innsbruck. Eine regelmäßige Etablierung des Projektes in ganz Österreich würde daran anschließend eine Art "Insekten-Landkarte" ermöglichen, anhand derer sich ablesen ließe, wie sich die Zusammensetzung der Insektenarten über die Zeit veränderte.

Die Kosten dafür wären überschaubar, rechnete er vor: "Pro Jahr wären dafür nur rund 350.000 Euro notwendig." Dafür sei man bereits mit dem zuständigen Landwirtschaftsministerium "im Gespräch", sagte er auf Nachfrage. Das "Teuerste" dabei sei die DNA-Analyse. "Aber auch diese Kosten sind überschaubar." Das gegenwärtige Projekt wurde in Tirol, Kärnten, Niederösterreich und Oberösterreich abgewickelt.

Bus-Insektenmonitoring könnte Populationsrückgang wissenschaftlich belegen

Höchstwahrscheinlich könne man dann auch sichtbar machen und wissenschaftlich belegen, was Autofahrer, die ihre Windschutzscheiben genau im Blick hätten, bereits gefühlsmäßig und aus eigener Erfahrung wüssten: "Die Insektenpopulation geht seit etwa 30 Jahren kontinuierlich zurück." Das Monitoring sei aber auch dafür geeignet, "unliebsame Arten wie invasive Schädlinge oder Krankheitsüberträger frühzeitig zu erkennen", so der Projektleiter. Außerdem ließen sich Rückschlüsse auf klimabedingte Veränderungen ziehen und so "zielgerichteter Insektenschutz betreiben", erklärte der Zoologe.

Das Projekt - das in Kooperation mit der Postbus AG umgesetzt wurde - hätte in dieser Hinsicht einen entscheidenden Vorteil, führte der Wissenschafter aus. Herkömmliches Insektenmonitoring mit "Keschern oder Fallen sei kosten- und zeitintensiv" und ermögliche lediglich "eine kleinräumige Erfassung des Insektenvorkommens". Mit den Postbusfahrten werde der Radius größer und zudem sei der neue Ansatz "überaus ressourcenschonend und äußerst zeitsparend", strich Traugott heraus.

Methode funktioniert mit recht einfachen Mitteln

Für die Methode nutze man einfach den "Road Kill" der ohnehin durchgeführten Postbusfahrten. Die Forscher werteten ebenjenen beim vorliegenden Projekt dreimal pro Monat jeweils am Ende des Einsatztages aus, indem die Windschutzscheiben und Frontbereiche der Busse mit Mikrofasertüchern gereinigt wurden. Danach wurden diese mehrmals ausgewaschen. Aus dem Wasser wiederum gewann man mit speziellen Filtern die "Insekten-DNA". Im Labor wurde diese schließlich extrahiert, vervielfältigt und sequenziert. Die Methode sei wirklich einfach, bemerkte Projektkoordinatorin Marjana Ljubisavljevic vom Institut für Zoologie. Es brauche "vor allem Handschuhe, besagte Tücher, einen Putzeimer und schließlich den Filter": "Wir beproben die gesamte Front der Busse."

Auch das "Anpassen der Prozesse" im täglichen Postbus-Verkehr sei recht einfach und praktikabel gewesen, erklärte Diedo Gross von der Kompetenzstelle Nachhaltigkeit der Postbus AG. "Die Busse mussten einfach dreckig gelassen werden und die Fahren durften nicht gleich nach den Fahrten in die Waschstraße fahren." Die Fahrerinnen und Fahrer hätten mit dieser einfachen Unterlassung und Veränderung ihrer Routine "einen wichtigen Beitrag geleistet, die Artenvielfalt weiter zu erforschen", so Gross.