SN.AT / Panorama / Österreich

Chemikalien in Parfums und Rasierwasser gefunden

Global 2000 hat bei einer Untersuchung in Parfums und Rasierwässern eine hohe Menge einer hormonell wirksamen Chemikalie gefunden. Parfumhersteller müssen möglicherweise ihre Düfte ändern.

Chemikalien in Parfums und Rasierwasser gefunden
Chemikalien in Parfums und Rasierwasser gefunden

Der Einsatz einiger Duftstoffe in Parfums und anderen Kosmetika soll in der EU strenger geregelt werden, weil sie allergische Reaktionen wie Reizungen oder Ekzeme auslösen können. Die EU-Kommission schlug am Donnerstag in Brüssel vor, drei bisher erlaubte Stoffe zur Verwendung in Kosmetik zu verbieten. Grund ist ein Expertengutachten, bei dem sie als nicht sicher eingestuft wurden.

Für zwölf als bedenklich bewertete Stoffe will die EU-Kommission Grenzwerte etwa in Parfums, Cremes oder Deodorants festlegen. Zudem soll die Liste der Stoffe deutlich erweitert werden, über die Verbraucher ausdrücklich auf der Packung informiert werden müssen. Hautallergien werden ausgelöstSowohl chemische als auch natürliche Stoffe können Hautallergien auslösen. Symptome sind Reizungen, Schwellungen, Ausschlag oder sogar chronische Ekzeme.

Stimmen die EU-Staaten und das Europaparlament den Maßnahmen zu, müssen Parfumhersteller die Rezeptur einiger Produkte ändern und die nun verbotenen Stoffe ersetzen - und das wohl auch in Klassikern der Branche. Es gehe jedoch nicht darum, bestimmte Düfte zu verbieten, betont die EU-Kommission. Aber auch die Hersteller von Bio-Kosmetika könnten demnach gezwungen sein, die Zusammensetzung einer Vielzahl ihrer Produkte zu ändern. Bis zu 15 Millionen Europäer leiden Schätzungen zufolge unter Hautallergien durch Duftstoffe. Sechs Produkte mit hoher Menge an Chemikalien

Global 2000 hat bei einer Untersuchung von 53 Parfums und Rasierwässern in sechs Produkten eine hohe Menge der hormonell wirksamen Chemikalie Diethylphtalat (DEP) gefunden.

Die Substanz gelange über die Haut in den Blutkreislauf und könne zu erheblichen Gesundheitsrisiken führen, sagten Vertreter der Umweltorganisation bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

In Europa beihalten laut Global 2000 insgesamt zehn Prozent der Parfums DEP. Eine hohe Konzentration des Stoffes sei in den Düften "Davidoff, Cool Water", "David Backham Homme" sowie "24, Faubourg" gefunden worden. Im Niedrigpreissegment wiesen die Produkte "Denim, Black", "Gammon Magic Musk" vom Hersteller Beiersdorf und das vom Diskonter Hofer vertriebene Parfum "Cuore d'Oro" eine hohe Menge des kritisierten Inhaltsstoffs auf. In den anderen untersuchten Produkten wurden geringe oder gar keine Spuren der Chemikalie nachgewiesen. Erhöhtes KrebsrisikoMögliche Auswirkungen von DEP können laut Global 2000 Fruchtbarkeitsstörungen bei Männern und Frauen, ein erhöhtes Risiko von Brust-, Hoden- und Prostatakrebs, Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes und Adipositas, Verhaltensauffälligkeiten wie ADHS und Autismus sowie verfrühte Pubertät sein. Andreas Lischka, Vorstand der Kinderklinik Glanzig, verwies diesbezüglich auf einen 2012 veröffentlichten Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Besonders schädlich sei die Chemikalie für schwangere Frauen, weil der Stoff über die Haut in den Blutkreislauf gelange und somit die Entwicklung des Fötus beeinträchtigen könne.

"Wir müssen Sofortmaßnahmen in Form von Verboten ergreifen", forderte Helmut Burtscher, Biochemiker bei Global 2000. Er appellierte an den Gesundheits- und den Umweltminister, in diesem Bereich mehr zu tun und vor allem in Brüssel klarer aufzutreten. Im internationalen Vergleich stehe Österreich zwar verhältnismäßig gut da, dennoch sei es "nicht akzeptabel", dass DEP-haltige Produkte immer noch erlaubt seien.Handel gefordert Auch der Handel ist laut Burtscher gefordert, dieser könne am schnellsten reagieren. Die Drogeriekette BIPA will beispielsweise mit der Eigenmarke "MY" bis Jahresende aus hormonell wirksamen Inhaltsstoffen aussteigen. Wer auf Produkte mit hormonell wirksamen Chemikalien wie DEP verzichten möchte, dem empfiehlt Burtscher beim Kauf von Kosmetika auf die drei Substanzen Parabene, Ethylhexyl Methoxycinnamate und Alcoholdenat zu achten. Wenn ein Produkt keinen dieser Stoffe enthalte, könne mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, dass hormonell wirksame Chemikalien darin sind.