Das Opfer leidet an einer chronischen Depression und einer posttraumatischen Belastungsstörung. Verantwortlich für den gesundheitlichen Zustand der Lehrerin soll eine Bande von Jugendlichen sein, die die Pädagogin über einen längeren Zeitraum vergewaltigt und sexuell missbraucht haben sollen, zudem sollen sie sie bestohlen und schließlich ihre Wohnung angezündet haben. Seit vergangener Woche stehen die mutmaßlichen Täter vor Gericht.
Die Hauptangeklagten – ein 15-jähriger Iraker, ein 17-jähriger Rumäne und ein 15-jähriger Afghane – befinden sich seit acht Monaten in U-Haft. Sie waren zu den Vorwürfen – darunter der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs – nicht geständig, die Brandstiftung geben sie zu. Insgesamt mussten sich sieben Burschen vor einem Schöffensenat verantworten, darunter ein mittlerweile 17-jähriger Ex-Schüler der Lehrerin.
Für den 15-jährigen Iraker setzte es am Montag dreieinhalb Jahre unbedingte Haft, für den Rumänen drei Jahre unbedingt. Der Afghane erhielt 15 Monate Haft, davon fünf Monate unbedingt.
Ausgangspunkt dieses Kriminalfalls war, dass im April 2024 das Opfer mit einem Ex-Schüler, der mit einem der Hauptangeklagten befreundet ist, ein Verhältnis begonnen haben soll. Der damals 16-Jährige hatte der Pädagogin auf Instagram geschrieben, sie tauschten e Nachrichten aus. „Sie hat mich dann gefragt, ob ich sie von einer Bar abhole, dann sind wir zu ihr nach Hause gefahren“, schildert der Bursche vor Gericht den Beginn der Beziehung. Es kam zu sieben, acht Treffen. Im Mai des Vorjahrs brachte der Bursche dann auch seine Freunde mit in die Wohnung der Lehrerin. „Sie wollte, dass ich zu ihr komme. Ich habe gesagt, dass ich mit meinen Freunden unterwegs bin. Da hat sie gesagt, dass die ja mitkommen können“, schildert der junge Bursche vor Gericht. Laut Staatsanwaltschaft wurde in der Wohnung gefeiert.
Als die Gäste vom Verhältnis ihres Freundes und der Lehrerin erfuhren, sollen sie diese massiv unter Druck gesetzt haben. Sie drohten der Pädagogin, die Beziehung auszuplaudern. Womit das Martyrium der Frau, die um ihren Ruf an der Schule und ihre soziale Stellung fürchtete, begann. Im September 2024 ließ sich die Frau aufgrund ihrer psychischen Belastung krankschreiben. Die Burschen hatten inzwischen Fotos und Filme von sexuellen Übergriffen gemacht. Aus Angst, dass diese veröffentlicht werden, stellte die Lehrerin den Burschen immer wieder ihre Wohnung zum Feiern zur Verfügung, zahlte Taxifahrten und Essen.
Unter welcher Belastung die Frau gestanden ist, schilderte ihr Vater: „Ich hab’ sie noch nie so fertig gesehen.“ Zunächst habe sie sich ihrer jüngeren Schwester anvertraut, dann hätten die Eltern davon erfahren, dass sie von einer Bande Jugendlicher erpresst, beraubt und vergewaltigt worden sei. Man habe ihr auch Geld gestohlen, einmal eine Spardose mit 800 Euro, dann für einen Urlaub angesparte Banknoten aus einer Handtasche, gab der Vater der Frau zu Protokoll. Mit „kompromittierenden Fotos“ habe man seine Tochter unter Druck gesetzt. Sie habe nicht zur Polizei gehen wollen, weil sie befürchtete, das Wissen um ihre Kontakte zu dem Jugendlichen würde an der Schule die Runde machen: „Sie hat gemeint, dass das beruflich schlecht ausgeht. Sie war total durch den Wind.“ Dann sei einige Zeit Ruhe gewesen, seine Tochter habe geglaubt, die Angeklagten hätten das Interesse an ihr verloren. Sie sei aber weiter unter Druck gestanden: „Dass das rauskommt, war ihre größte Angst. Die Scham. Die Kollegen haben sie blockiert gehabt. Außer uns hat sie niemanden gehabt. Sie war sozial abgenabelt.“