SN.AT / Panorama / Österreich

Datenspürhunde treten bei Polizei ihren Dienst an

Bei der österreichischen Polizei haben fünf speziell ausgebildete Datenspürhunde ihren Dienst angetreten. Bei regnerischem Wetter wurden am Freitag vier von ihnen von Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) in der Ausbildungsstätte in Strebersdorf in Wien-Floridsdorf ihr Dekret überreicht. Acht Wochen dauert die Spezialausbildung. Bis Ende des Jahres sollen in ganz Österreich elf Datenspürhunde im Dienst sein, kündigte Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, an.

Suche für Hunde Höchstleistung
Suche für Hunde Höchstleistung

Zwei Jahre dauert die Ausbildung zum Schutz- und Stöberhund bei der Polizei, danach erfolgen Spezialausbildungen, etwa wie Leichensuche, Drogensuche oder - eben nun neu hinzugekommen - der Lehrgang zur Datenträgersuche. Die Tiere werden dazu ausgebildet, digitale Beweismittel wie Laptops, Handys, Tablets, E-Wallets, USB-Sticks, SIM-Karten, aber auch Geld, Falschgeld und Dokumente wie Reisepässe so rasch wie möglich zu suchen. In Kooperation mit der Bayerischen Polizei wurde die Spezialausbildung jetzt auch in Österreich eingeführt. Nun werden diese fünf Hunde - allesamt belgische und holländische Schäferhunde - zunächst in Wien, Kärnten, Salzburg, Steiermark und Tirol ihren Dienst antreten. Bis Ende 2025 soll es dann elf Diensthunde in allen Bundesländern geben. Vor zwei Wochen hat der zweite Lehrgang begonnen. Laut Ruf sollen in Zukunft bis zu 30 Tiere für die Datensuche ausgebildet werden.

Tiere auf Platinenduft konditioniert

Die Hunde werden hauptsächlich auf den Duft der Platine - Leiterplatten für elektronische Bauteile - konditioniert. Die Trainingsmethode erfolgt mit Clickertraining. Das heißt, dem Tier wird durch das Geräusch eines Clickers signalisiert, wann es etwas richtig gemacht hat. Danach erfolgt die Belohnung durch Leckerlis oder mittels Spielzeug. Der Datenträgerspürhund zeigt durch passives Signal - das Tier friert ein und hört mit dem intensiven Schnüffeln auf - seinem Hundeführer, dass er etwas entdeckt hat. Es gibt auch das aktive Anzeigen, wo der Hund Laut gibt.

Berührt werden die gefundenen Gegenstände durch den Vierbeiner nicht, damit keine Spuren zerstört werden, erklärte Ausbildungsleiter Bernhard Brüggler. Für die Tiere sei die Suche körperliche Höchstleistung, sagte Rudolf König vom Diensthundewesen im Innenministerium. Beim intensiven Schnüffeln können Hunde bis zu 300 Mal pro Minute ein- und ausatmen. Länger als 15 bis 20 Minuten können die Tiere nicht eingesetzt werden.

Große Hilfe bei Ermittlungen gegen Bankomatsprenger

Die neue Suchmethode durch die Hunde ist für Ermittlungen zu Cyber- und Wirtschaftskriminalität, aber auch zu Gewaltdelikten, Extremismus, Terrorismus, Stalking, Hate Crime oder bei der Bekämpfung organisierter Kriminalität von großem Wert. "Damit sind wir nun in der Lage, Hausdurchsuchungen, Fahrzeugdurchsuchungen, aber auch Durchsuchungen von großen Freiflächen sehr gezielt, sehr effektiv und schnell durchzuführen", sagte Ruf. Durch die neuen Datenträgerspürhunde wurden schon in ihren ersten Einsätzen nach Ausbildungsende im Juli 135.000 Euro Bargeld, 38 Datenträger und 32 Reisepässe sichergestellt. Erfolgreich eingesetzt wurden die Tiere etwa bei Sicherstellung von Beweismitteln im Zuge der Ermittlungen gegen die Bankomatsprenger. Jetzt erfolgte der offizielle Dienstantritt.

Auf die neuen Methoden der Kriminellen - Cybercrime sei etwa ein Bereich, der in der Vergangenheit am stärksten angestiegen sei - müsse man sich auch bei der Polizei einstellen, sagte der Innenminister. Deshalb wurden Cyberkompetenzzentren installiert. Und Teil dieser Cyber-Cobra seien nun die neuen Diensthunde, "Kriminalisten auf vier Pfoten", wie Karner betonte. Das rasche Auffinden und Analysieren von modernen Datenträgern würde auch der Prävention von Anschlägen helfen, so Jörg Leichtfried (SPÖ), Staatssekretär für Staatsschutz im Innenministerium. Diese würden oft gut versteckt sein. Die neuen Diensthunde würden als "Spezialisten in der Lage sein, das beste Versteck zu knacken", so Leichtfried, was die Tiere auch bei einer Präsentation vor Journalistinnen und Journalisten unter Beweis stellten.