Schöner Erfolg für die niederösterreichischen Kriminalisten: Den Ermittlern sind seit Sommer insgesamt drei Männer ins Netz gegangen, die unter Verdacht stehen, am 19. Dezember 2023 in zwei Banken in Baden und Ebreichsdorf Schließfächer aufgebrochen und ausgeräumt zu haben. Die Beute: Goldschmuck und Bargeld im Gesamtwert von 1,2 Millionen Euro.
Die bisher letzte Festnahme erfolgte erst kürzlich - dennoch ist der Fall noch lange nicht abgeschlossen. Denn die Ermittler sind nach wie vor auf der Suche nach dem Haupttäter (siehe Bild). "Wir wissen, wer er ist. Was wir wissen wollen: Wo ist er?", erklärte Polizeisprecher Johann Baumschlager im Gespräch mit den SN. Ein weiteres Bandenmitglied - der Mann saß bis zuletzt wegen eines anderen Delikts in der Ukraine ein - wurde nun ausgeliefert. Auf freiem Fuß befindet sich laut Baumschlager das vierte Mitglied der Gruppe. "Er hat bei den Anmeldungen der Schließfächer und bei der Wohnsitzmeldung auf den Gemeindeämtern quasi Dolmetscherdienste geleistet."
Der Coup war gut geplant: Die Täter mieteten mit gefälschten tschechischen Personalausweisen eine Wohnung in Ebreichsdorf an. Dann erledigten sie die bürokratischen Wege, eröffneten Anfang Dezember 2023 Konten bei den beiden Geldinstituten und mieteten jeweils ein Schließfach an.
Das freilich nur zum Zweck, um Zugang zu den Schließfachräumen zu bekommen. Am bereits erwähnten 19. Dezember ging dann zwei Mal alles sehr schnell. Die Täter hatten sich von Mitarbeitern der Banken zu ihren Schließfächern begleiten lassen. Als diese die Kundschaft aus Diskretionsgründen allein im Raum zurückließen, brachen die Männer andere Fächer auf. "Sie hatten es auf die doppelten ganz unten abgesehen", sagte Polizeisprecher Baumschlager. Währenddessen standen die Männer mit einem Komplizen, der vor der Bank aufpasste, in Telefonkontakt. In Baden dauerte die Aktion 13, in Ebreichsdorf lediglich sechs Minuten.
Auf den Fotos der Überwachungskameras ist der gesuchte Haupttäter deutlich zu sehen. Die internationale Fahndung nach dem Mann läuft auf Hochtouren. Dennoch ersucht die Polizei um Hinweise aus der Bevölkerung an das Landeskriminalamt Niederösterreich unter der Telefonnummer 059133/30-3333.
Der aktuelle Fall steht laut Baumschlager in keinem Zusammenhang mit jenem Coup im November 2020, bei dem sieben Täter in Wien, Mödling und Klosterneuburg insgesamt 68 Schließfächer ausräumten und rund 17 Millionen Euro erbeuteten. Von den damaligen Tätern fehlt bis heute jede Spur.
