"Das Unfallrisiko mit E-Scootern ist enorm. Die exponentielle Steigerung bei den Unfällen ist beunruhigend", sagt Othmar Nagl, Vorsitzender des Instituts für Versicherungswirtschaft an der Kepler-Universität Linz. Laut Hochrechnung des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) mussten im Jahr 2020 rund 1300 Personen nach E-Scooter-Unfällen im Spital behandelt werden, 2021 waren es bereits 2700 und im Vorjahr ereigneten sich rund 3600 folgenschwere Unfälle. In rund 75 Prozent der Fälle sind die Lenker selbst schuld am Unfall.
Unfälle mit E-Scooter: "Die Heilungskosten werden völlig unterschätzt"
Und: Fast jeder vierte Unfall ereignet sich auf der Fahrbahn, rund ein Drittel auf Gehsteigen, wo das Fahren ohne Ausnahmegenehmigung der Behörde verboten ist. In diesen Fällen werden bei Zusammenstößen immer wieder Fußgänger verletzt. Die häufigsten Unfallfolgen sind Knochenbrüche, Sehnen- und Muskelverletzungen, Abschürfungen sowie Prellungen. "Die Heilungskosten werden völlig unterschätzt. Es geht nicht nur um Kratzer. Bei einem verschuldeten Unfall mit Personenschaden haften Scooterfahrer in unbegrenzter Höhe", warnt Versicherungsexperte Nagl.
"E-Scooter sind deutlich gefährlicher als ein Fahrrad"
Anders als in Deutschland gibt es in Österreich für E-Scooter aber keine Versicherungspflicht. Bei einem Symposion am Mittwoch wollten daher Experten versicherungsrechtliche Rahmen aufzeigen. "E-Scooter sind deutlich gefährlicher als ein Fahrrad. Dafür braucht es eine private Unfallversicherung", betont Nagl. Habe ein E-Scooter-Fahrer keine Privathaftpflichtversicherung abgeschlossen und werde ein Unfallgegner dauerhaft invalide oder in seiner Berufsausübung eingeschränkt, so entstünden zum Teil Zahlungen in Millionenhöhe.
Ähnlich argumentiert Doris Wendler, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen Versicherung und Präsidentin des KfV. Sie kann sich auch digitale Versicherungslösungen vorstellen. Möglich wäre dies etwa durch den Abschluss einer Art Versicherung direkt beim Online-Mietvorgang, ähnlich einer kurzfristigen Versicherung für Leihgeräte oder Mietautos. Abgedeckt wären damit freilich nur Leihscooter, nicht aber private Geräte.
Kein Verbot wie in Paris geplant
Othmar Nagl, auch Generaldirektor der Oberösterreichischen Versicherung, möchte kein Verbot der trendigen Roller, wie es in Paris geplant ist. "Wir wollen keine Spaßverderber sein. E-Scooter gehören zu den Bildern in der Stadt dazu, aber entsprechend abgesichert und geregelt." Geht es nach den Versicherungsexperten, sollten sehr wohl verpflichtend Sturzhelme, Blinker und eine Glocke vorgeschrieben werden.