Es ist sozusagen ein Jahrhundertereignis. Eine Erdbebenserie, wie sie derzeit in Tirol im Pillerseetal gemessen wird, wurde zuletzt in dieser Region im Jahr 1921 registriert. Damals bebte die Erde fünf Monate immer wieder. Die Stärke war mit einer Magnitude bis zu 3,8 ähnlich hoch wie bei den Erdstößen, die derzeit verzeichnet werden. Das letzte Beben gab es in der Nacht auf Dienstag. Die Stärke betrug 4,0. Dabei muss bereits mit kleinen Schäden an den Gebäuden gerechnet werden. Etwa mit Haarrissen an den Wänden und mit Schäden am Putz, sagt Geosphere-Seismologe Helmut Hausmann. Das Beben in der Nacht zum Dienstag war jedenfalls das schwerste in einer Reihe von Erdstößen, die seit Anfang Jänner verzeichnet wurden. In der aktuellen Erdbebenserie seien bislang 60 Stöße beobachtet worden. 16 davon wurden von der Bevölkerung gespürt. Schon im November 2023 gab es hier zwei spürbare Beben. Wie lang die Erdbebenserie andauern wird, lässt sich nicht sagen, erklärt Hausmann. Auslöser seien jedenfalls Spannungen, die sich im Erdinneren aufbauen, weil die Afrikanische Platte gegen die Eurasische Platte drückt, und die so abgebaut würden. Das Hypozentrum des Bebens dürfte etwa fünf bis zehn Kilometer in der Tiefe liegen.
Tirol ist jedes Jahr eines der Bundesländer mit den meisten spürbaren Erdbeben in Österreich. Grund dafür ist der immer noch andauernde Prozess der Alpenbildung. Weitere Regionen, in denen es in Österreich immer wieder zu Erdbeben kommt, ist die Mur-Mürz-Furche, das Wiener Becken und auch das Grenzgebiet zum Friaul. Serien von mehreren spürbaren Beben über einige Wochen oder Monate kommen in Österreich alle paar Jahre vor, im Jahr 2023 zum Beispiel im Raum Gloggnitz in Niederösterreich mit 29 spürbaren Beben von März bis Dezember und im Jahr 2017 im Raum Schottwien (Niederösterreich) und 2016 im Raum Klösterle (Vorarlberg) und im Raum Seefeld (Tirol).
Schwere Erdbeben sind in Österreich aber selten. Die letzten beiden, die eine Stärke von sieben bis acht auf der zwölfteiligen Richterskala erreichten, ereigneten sich im Jahr 1927 in der Gemeinde Schwadorf (Niederösterreich) und im Jahr 1972 in Seebenstein ebenfalls in Niederösterreich. Die Folgen, so schreibt die Geosphere, waren bis Wien spürbar. Damals stürzten Teile der Balustrade der Wiener Universität herab und unzählige Schornsteine im Stadtgebiet von Wien wurden beschädigt.