SN.AT / Panorama / Österreich

Ermittlungen nach Legionellen-Infektionen in Vorarlberg

Nach einem Legionellen-Ausbruch in Vorarlberg im ersten Quartal des Jahres ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Feldkirch. Gegen wen ermittelt wird bzw. wie der Vorwurf lautet, sagt die Staatsanwaltschaft vorerst nicht. Behördensprecher Heinz Rusch bestätigte der APA am Montag auf Anfrage einen entsprechenden ORF-Bericht. Überhaupt ist die Quelle für die Legionellen-Infektionen in der Öffentlichkeit weiter nicht bekannt, Land und Bezirkshauptmannschaft schweigen dazu.

In zwei Fällen gab es einen schweren Krankheitsverlauf.
In zwei Fällen gab es einen schweren Krankheitsverlauf.

Zu Anfang des Jahres wurden im Vorarlberger Unterland knapp 50 Infektionen mit Legionellen nachgewiesen. Legionellen lösen beim Menschen zwei unterschiedliche Krankheiten aus: die Legionärskrankheit und das Pontiac-Fieber. Erstere ist eine schwere Lungenentzündung. Das Pontiac-Fieber verläuft milder mit grippeähnlichen Beschwerden und heilt meist von selbst aus. Beim Ausbruch in Vorarlberg hatten zwei Personen einen schweren Krankheitsverlauf.

Kühlturm als Keimquelle

Der Erreger der Legionellenkrankheit, das Bakterium "Legionella pneumophila", wird durch vernebeltes Wasser übertragen. Die erregerhaltigen Tröpfchen können sich in der Luft verbreiten und eingeatmet werden. Mögliche Ansteckungsquellen sind Duschen, Luftbefeuchter, Wasserhähne, Kühltürme oder Klimaanlagen. Im konkreten Fall nannte das Land den Kühlturm einer Betriebsanlage als Keimquelle. Weitere Informationen dazu wurden nicht verbreitet.

Der Rundfunk berichtete am Montag, dass sich das Land und die Bezirkshauptmannschaft bedeckt halten und auf das Amtsgeheimnis bzw. Datenschutz verweisen. Es gelte, die verantwortlichen Unternehmen zu schützen. Das Landesverwaltungsgericht müsse nun entscheiden, ob die Behörde die Auskunft über die gefährlichen Legionellen-Quellen zu Recht verweigert habe, so der ORF.

Wochenlange Suche nach Quellen

Anfang des Jahres hielt eine Häufung von Legionellen-Infektionen die Gesundheitsbehörden auf Trab. Über Wochen hinweg wurden mehr als 220 Proben im ganzen Land gezogen, um die Quellen zu finden. Da Legionellen mit Tröpfcheninfektion übertragen wurden, suchte man vor allem in Schwimmbädern, Autowaschanlagen, bei Kühltürmen und in Ordinationen nach der Ursache. Beinahe 50 Personen zeigten Symptome einer durch Legionellen ausgelösten Erkrankung.

Legionellen sind Bakterien, die beim Menschen zwei Krankheiten auslösen können. Die seltenere und gefährlichere Legionärskrankheit bringt eine Lungenentzündung mit sich. Häufiger ist das Pontiac-Fieber. Legionellen sind mit Antibiotika behandelbar. Für geschwächte Menschen kann eine Infektion aber tödlich enden.

Keine Auskunft zu Infektionsquelle

Dem ORF Vorarlberg wurde mitgeteilt, man könne zu dem oder den verantwortlichen Unternehmen keine Mitteilung machen - man beruft sich auf das Amtsgeheimnis und den Datenschutz. Man habe die Quelle zwar mit "hoher Wahrscheinlichkeit" gefunden, es hätte aber auch noch andere Quellen geben können. Deshalb bestehe die Gefahr einer Vorverurteilung, heißt es. Außerdem könnten "Firmen genannt werden, bei welchen zwar Legionellen festgestellt wurden, welche jedoch als ungefährlich für die menschliche Gesundheit einzustufen sind".

Auskunftsverfahren läuft

Tatsächlich sind nicht alle Legionellen-Stämme krankheitserregend. Bei den Untersuchungen wurden auch ungefährliche Stämme entdeckt. Der ORF Vorarlberg hat jedoch nicht vor, in seiner Berichterstattung die Namen von Unternehmen zu nennen, bei denen ungefährliche Bakterien gefunden wurden. Das Landesverwaltungsgericht muss nun entscheiden, ob die Behörde die Auskunft über die gefährlichen Legionellen-Quellen zu Recht verweigert hat.

Legionellen-Infektionen führten in der Vergangenheit immer wieder zu Todesfällen. So kam 2004 ein Niederösterreicher ums Leben, der sich auf dem Klagenfurter Campingplatz angesteckt hatte. Die dortige Dusche war elf Jahre lang nicht auf Legionellen überprüft worden. Ein Verantwortlicher der Klagenfurter Stadtwerke wurde daher 2005 wegen fahrlässiger Gemeingefährdung verurteilt. Die Kärntner Behörden hatten die Infektionsquelle damals genannt.

Seit Jahresanfang häufen sich im Vorarlberger Unterland Infektionen mit Legionellen, insgesamt sind es inzwischen 47 Fälle. Bei der Suche nach der Keimquelle geriet ein Kühlturm einer Betriebsanlage unter Verdacht, dieser wurde vor 14 Tagen stillgelegt und aufwendig saniert. Dass die letzten beiden neuen Fälle Anfang dieser Woche gemeldet worden seien, deute nun darauf hin, "dass die identifizierte Quelle mit hoher Wahrscheinlichkeit korrekt ist", so das Land am Freitag.

Aufgrund der Inkubationszeit der Legionärskrankheit von zwei bis zehn Tagen war nicht sofort mit einem Ende der Erkrankungen zu rechnen, hieß es. Das Umweltinstitut des Landes hatte bei seiner Ursachensuche in mehreren Haushalten und Kühltürmen eine Verkeimung nachgewiesen. Bei der Auswertung der Legionellen-Stämme, die bei infizierten Personen entdeckt wurden, zeigte sich eine genetische Verwandtschaft. Sie dürften sich also bei derselben Infektionsquelle angesteckt haben, so die Vermutung. In der Folge zeigten sich Übereinstimmungen zwischen den Sequenzierungsergebnissen und Umweltproben: Beim Kühlturm der Betriebsanlage im Unteren Rheintal wurde derselbe Legionellen-Typ nachgewiesen.

Keine neuen Erkrankungsfälle seit Dienstag

Die mögliche Keimquelle war damit gefunden. Seitens des Landes hieß es aber, man müsse abwarten, ob es eventuell weitere Quellen gebe. Die letzten beiden Fälle wurden Anfang der Woche gemeldet, teilte das Land Vorarlberg nun mit, der Erkrankungsbeginn bei beiden Personen war bereits vor etwa zwei Wochen. Seither gab es keine neuen Erkrankungen. Seitens des Landes will man aber weiter nicht ausschließen, dass es vereinzelt weitere Fälle geben könnte, weil manche Personen erst später Symptome entwickeln oder es noch andere Quellen geben könnte. Daher werde das Umweltinstitut weitere mögliche Quellen beproben und intensiv beobachten.

Der Erreger der Legionellenkrankheit, das Bakterium "Legionella pneumophila", wird durch vernebeltes Wasser übertragen. Die erregerhaltigen Tröpfchen können sich in der Luft verbreiten und eingeatmet werden. Mögliche Ansteckungsquellen sind Duschen, Luftbefeuchter, Wasserhähne, Kühltürme oder Klimaanlagen. Auch in Schwimmbädern ist über Wasserfälle, Rutschen, Whirlpools und Fontänen eine Übertragung möglich.

Legionellen lösen beim Menschen zwei unterschiedliche Krankheiten aus: Die Legionärskrankheit und das Pontiac-Fieber. Erstere ist eine schwere Lungenentzündung. Das Pontiac-Fieber verläuft milder mit grippeähnlichen Beschwerden und heilt meist von selbst aus. Beim aktuellen Ausbruch in Vorarlberg hatten zwei Personen einen schweren Krankheitsverlauf.