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Geschäftsleute verkaufen Luft aus Hallstatt in Dosen nach Asien

Eine weltbekannte Idylle wird zunehmend vermarktet. Zwei Unternehmen bieten Luft, die angeblich aus dem Weltkulturerbe stammt, in Dosen an. Der Bürgermeister ist nicht erfreut.

Luftgeschäfte mit Hallstatt.
Luftgeschäfte mit Hallstatt.

Mächtige Bergformationen, ein weitgehend unberührter See und eine idyllische Dorfkulisse: Kein Wunder, dass Fotos der oberösterreichischen Marktgemeinde Hallstatt insbesondere im asiatischen Raum Sehnsüchte - wie hierzulande Palmenstrände - wecken.

Die Attraktivität des von Hallstatt ausgehenden Images zieht natürlich auch jene an, die damit Geld verdienen wollen. Gegenwärtig wird etwa die Hallstätter Luft von zwei unterschiedlichen Firmen vermarktet. Luft, die in Dosen abgefüllt ist: In Sachen Luftgeschäfte tritt "Hallstatt Air" gegen "Hallstatt Breeze" an.

"Das Ganze ist natürlich bedenklich, besonders dann, wenn es um Leute geht, die mit Hallstatt nichts zu tun haben", sagt Alexander Scheutz, der SPÖ-Bürgermeister der 774 Einwohner zählenden Gemeinde, im Gespräch mit den SN.

Da Ortsnamen rechtlich nicht geschützt sind, seien der Gemeinde aber die Hände gebunden. Das Hauptproblem für Scheutz? "Beide Artikel fördern den Werbeeffekt für Hallstatt und das brauchen wir nicht. Wir sind touristisch gesehen schon an die Grenze gekommen." Immerhin strömen jährlich bis zu 900.000 Besucher nach Hallstatt. Zugangsbeschränkungen wie in Venedig werden bereits überlegt.

Zurück zur Luft. Ein Trachtenpärchen mit rot-weiß-roter Fahne prangt auf der "Hallstatt Breeze"-Flasche. Der Wiener Unternehmer Rainer Gerger hat sein mit Inhalationsmasken versehenes Produkt für den asiatischen Markt konzipiert.

Offeriert wird "Reine Luft aus einer der schönsten Naturlandschaften der Welt". Die Kosten? 19 Euro für die Acht-Liter-Dose. "Hallstatt Breeze" wird mit medizinischem Sauerstoff und Aromastoffen angereichert. Versprochen werden Problemlösungen etwa bei Kopfschmerzen, Atembeschwerden und Müdigkeit.

Dass die Luft eigentlich aus Gosau stammt, wie der Hallstätter Bürgermeister betont, ist da nebensächlich. Konkurrenz bekommt das Wiener Produkt vom einheimischen Unternehmer Michael Preidt. Auch diese Dose bietet Inhalationen über eine Maske an: rund 60 Ein-Sekunden-Inhalationen pro Dose.

Bürgermeister Alexander Scheutz: "Da die Luft aus Hallstatt stammt, gibt es wenigstens eine Beziehung zum Ort." Das "außergewöhnliche Souvenir von einem einzigartigen Ort" kostet 20 Euro, ist aber noch nicht erhältlich, da noch einige Genehmigungen ausständig sind.

Luft in Dosen ist international ein durchaus übliches Souvenir. In Anlehnung an den Operettenschlager "Berliner Luft" gibt es etwa "Canned Air from Berlin". Weiters auf dem Markt: abgefüllte Luft aus Paris ("100% Bio"), Original Saarländer Stall-Luft, "Alpenluft in der Dose" oder "Pure Swiss Air" für smogbelastete Chinesen.

Der Hallstätter Bürgermeister ist sich sicher, dass weltweit zahlreiche unterschiedlichste Produkte unter dem Namen Hallstatt Profit machen. Wie mehrfach berichtet, gibt es ja auch in der chinesischen Provinz Guangdong einen Nachbau der österreichischen Alpendorfidylle.

In heimischen Gefilden musste man zuletzt einen Rechtsstreit gegen ein vorgebliches "Hallstätter Mineralwasser" führen. Die Gemeinde verlor, dennoch heißt das Wasser heute "Hallstein Water". Und ein lokaler Gastronom verdient gut mit "Hallstatt Bier".

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