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Gewalt gegen Kinder bleibt derzeit oft verborgen

Die Coronakrise kann zu Existenzängsten und Spannungen in der Familie führen. Opfer von Gewalt sind dabei oft Kinder.

Kinder, die Gewalt in der Familie erleben, können sich in der Coronakrise häufig niemandem anvertrauen.
Kinder, die Gewalt in der Familie erleben, können sich in der Coronakrise häufig niemandem anvertrauen.

In mehreren Bundesländern ist die Zahl der Meldungen über gefährdete Kinder in der Coronakrise zurückgegangen. Alarmierend könnte das laut der Salzburger Kinderanwältin Andrea Holz-Dahrenstaedt sein. Sie erklärt, dass der Rückgang auch auf das Wegfallen wichtiger schützender Systeme zurückzuführen sei. Laut dem Wiener Kinderanwalt Ercan Niknafs kommt etwa ein Viertel der Gefährdungsmeldungen aus Einrichtungen wie Kindergärten und Schulen. Pädagoginnen und Pädagogen in diesen Bereichen können durch den oft sehr engen Umgang mit den Kindern Gewalt im Haushalt erkennen und melden. Durch den eingeschränkten Kontakt zu Personen außerhalb des eigenen Haushalts haben Kinder oft keine Möglichkeit, sich anzuvertrauen.

Renée Mader, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums in Salzburg, kann noch keine Veränderung bei den Meldungen über gefährdete Kinder verzeichnen. Allerdings sei auch klar, dass die "Beobachter von außen großteils wegfallen." Der Druck innerhalb der Familie sei aufgrund der auftretenden Ängste und Sorgen eine zusätzliche Belastung und sicherlich ein Grund zur Gewalt. Nicht zu vergessen seien auch Hemmungen, Hilfe zu holen. Das spielt laut Mader immer eine Rolle. Die persönliche Beziehung zum Gewalttäter und auch der ständige Kontakt könnten eine gewisse Rolle im Verhalten des Opfers spielen. Bemerkenswert sei für Mader auch die Präsenz des Themas in den Medien und in der Bevölkerung.

Italien und China konnten einen Anstieg der Gewalttaten innerhalb Familien während der Krise beobachten.

In Tirol gibt es laut Ö1 seit Ostern eine Zunahme der Gefährdungsmeldungen. Ein Grund könnte sein, dass die Tiroler Schulen dann eine Meldung an das Jugendamt erstatten, wenn ein Kind unerreichbar sei.

Mit "Männerberatung" kommt auch Hotline für Männer

Eine neue Einrichtung für Männer soll nun ein weiterer Schritt in Richtung Gewaltprävention in Familien sein. Bei der Hotline der Männerberatung können Männer österreichweit Beratung übers Telefon erhalten. "Wir unterstützen Männer, an ihrem Gewaltverhalten zu arbeiten und dieses auch zu verändern. Wir hoffen, damit vor allem auch die Zahl der Gewaltfälle in Familien zu reduzieren", sagt Alexander Haydn von der Männerberatung. Die opferschutzorientierte Täterarbeit sei ein wichtiger Bestandteil für die Gewaltprävention.

Auch für Maria Rösslhumer von der Frauen-Helpline ist die neue Männerberatung eine wichtige Einrichtung. "Bei uns rufen auch immer wieder Männer an, die sich an jemanden wenden wollen und zum Teil nicht wissen an wen."

Die Männerberatung soll laut Haydn aber keine temporäre Einrichtung sein. Die Plattform soll auch zukünftig eine Anlaufstelle für Männer bleiben.

Unter folgender Nummer können Männer bei Gewalt in der Familie von 10 Uhr bis 18 Uhr Beratung erhalten: 0720 / 70 44 00

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