Bei der Kachexie baut der Körper trotz ausreichender Kalorienzufuhr Fettgewebe und Muskelmasse ab. Eine gezielte Therapie gibt es bisher nicht. Selbst bei Infusionen würde der Tumor Signale aussenden, die dem Körper Nahrungsmangel vermitteln und den Abbau von Reserven anregen, erklärte Martina Schweiger vom Institut für Molekulare Biowissenschaften an der Universität Graz in einer Aussendung.
In einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt untersucht sie, welche Tumore auf welche Weise Kachexie auslösen. Durch einen "Glücksfall" konnte man bereits vor längerem zwei Krebszelllinien vergleichen: Eine hat die Fähigkeit, Kachexie auszulösen, die andere nicht. Es zeigte sich, dass bestimmte Signalmoleküle, darunter Interleukin-6 (IL-6), ausschließlich von jenen Zellen produziert werden, die Kachexie verursachen. IL-6 bilde mit einem Rezeptor im Blut einen Komplex, der an Körperzellen andockt und den Abbau von Muskelgewebe auslösen kann.
Signalstoff IL-6 aus Krebszellen entfernt
"Nach der Entfernung von IL-6 aus den Krebszellen und auch aus dem Blutkreislauf induzierten die zuvor kachexigenen Tumoren keine Kachexie mehr", wird Schweiger zitiert. Man habe sich im Verlauf des Projekts stärker auf diesen Signalstoff des Immunsystems statt auf Lipide (Fettstoffe, Anm.) fokussiert, da Untersuchungen unter ungarischer Beteiligung gezeigt hätten, dass der Lipidhaushalt das Tumorwachstum beeinflusst, die Kachexie davon aber unbeeinträchtigt bleibt.
Mit einem Partner aus China wurde schließlich eine potenzielle Behandlungsoption durch eine chemisch veränderte Variante eines Schmerzmittels identifiziert. Im Tierversuch erhöhte das Medikament die Zahl der T-Lymphozyten und senkte den IL-6-Spiegel im Blut. Dadurch konnte der Gewichtsverlust gestoppt und die Überlebensrate erhöht werden - auch unter Bedingungen wie bei einer Chemotherapie. Eine erste klinische Studie am Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles bei Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom laufe derzeit. Ziel sei letztendlich den Gewichtsverlust zu bremsen, damit mehr Zeit bleibt, den Krebs zu behandeln.
(Quelle: APA)
