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Hilfswerk fordert Fokus auf mobile Pflege

Das Hilfswerk fordert von der Politik, mehr Fokus auf die mobile Pflege und Betreuung zu legen. Dabei stützt man sich auf eine repräsentative Befragung des Market Institut (1.046 online Befragte, von 16. Juli bis 16. September), wonach 81 Prozent der Bevölkerung so lange wie möglich zuhause betreut werden möchten. "Es ist jetzt die Zeit, auf die Menschen zu hören", sagte Hilfswerk-Präsident Othmar Karas bei einer Pressekonferenz am Dienstag.

Karas beim europäischen Forum Alpbach im August
Karas beim europäischen Forum Alpbach im August

Derzeit sei die stationäre Pflege viel besser gestellt als jene zu Hause. So flossen laut Pflegevorsorgebericht 2024 des Gesundheitsministeriums 2,5 Milliarden Euro der öffentlichen Hand in Pflegeheime, deutlich mehr als in die mobilen Dienste (572 Millionen). Dabei sind mit über 100.000 Personen, die durch Hauskrankenpflege, Heimhilfe oder Ähnliches betreut werden und 22.000 Menschen, die auf eine 24-Stunden Betreuung angewiesen sind, deutlich mehr Menschen außerhalb von Pflegeheimen in Betreuung als innerhalb (knapp 70.000). Die mobile Pflege sei zudem um ein Vielfaches günstiger, so Karas.

Pflege und Gesundheit sei "die politische Causa Prima" in Österreich, noch vor der Teuerung, sagte Market Institut-Geschäftsführer Werner Beutelmeyer. Ganze 95 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher finden laut Befragung, dass der Staat mehr für pflegebedürftige Menschen tun müsse, die zu Hause leben. "Es muss uns gelingen, die Versorgung so zu gestalten, dass Menschen in Würde und nach ihren Vorstellungen alt werden können", ergänzte Karas. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der befragten Pflegegeldbezieher und -bezieherinnen habe die Entscheidung für die aktuelle Form der Unterstützung im Wesentlichen nicht nach eigenen Vorstellungen getroffen. Äußere und familiäre Umstände sowie Leistbarkeit seien dabei entscheidende Faktoren.

Finanzielle Sorgen und bürokratischer Aufwand

So wünschen sich etwa 85 Prozent, dass mobile Dienste günstiger angeboten werden. "Das Finanzielle ist oft der Grund, weshalb Menschen in Heime gehen", betonte Hilfswerk-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm. Laut Befragung meinen zwölf Prozent der Pflegegeldbezieher, finanziell nicht zurecht zu kommen. 54 Prozent gaben an, "einigermaßen" zurecht zu kommen. "Aber schon bei denen drückt der Schuh", betonte Beutelmeyer. Rund die Hälfte der Befragten befand darüber hinaus, dass sie bzw. ihre Angehörigen beim Pflegegeld nicht richtig eingestuft sind.

Eine große Hürde stelle zudem die Bürokratie dar. So forderten 82 Prozent der Befragten einen Abbau von Bürokratie und eine Verbesserung der Beratung. Für eine Reform des Pflegegeldes sprachen sich 79 Prozent aus, dafür, die mehrstündige Tagesbetreuung zu Hause auszubauen, 80.

Karas: "Können die Rechnung nicht ohne die Menschen machen"

"Es ist jetzt die Zeit, eine Kurskorrektur vorzunehmen", betonte Karas abschließend. Auch in einer Zeit "knapper Budgets und ambitionierter Einsparungen" könne man "die Rechnung nicht ohne die Menschen machen". Politisch sei es derzeit viel zu ruhig um die Pflege. In der Pflegereform der letzten Legislaturperiode sei zwar einiges gelungen, nun gehe es aber um eine "effektive, bedarfsgerechte und zukunftsfähige" Versorgungslandschaft.

Das Hilfswerk ist mit seinen Landes- und Teilverbänden einer der größten gemeinnützigen Anbieter gesundheitlicher, sozialer und familiärer Dienste in Österreich. Die vollständigen Studienergebnisse sind unter https://go.apa.at/o3vNvUGe abrufbar.