Kritik an Pflege in den eigenen vier Wänden: Zu bürokratisch und zu teuer
Die Österreicherinnen und Österreicher wollen im Alter so lange wie möglich zu Hause bleiben. Was oft schwierig ist.

Gesundheit und Pflege sind das Thema Nummer eins bei den Österreicherinnen und Österreichern. Allerdings beobachten die Bürgerinnen und Bürger sowohl die Zukunft des Gesundheits- als auch des Pflegesystems durchaus skeptisch. Denn viele haben die Befürchtung, dass sie im Alter nicht so betreut werden, wie sie es sich eigentlich wünschen würden.
Eine Umfrage, die das Hilfswerk beim Market-Institut (1046 online Befragte) in Auftrag gegeben hat, kommt nun zu dem Ergebnis, dass 81 Prozent der Befragten so lange wie möglich zu Hause betreut werden möchten. Allerdings sagen bei der Umfrage auch mehr als die Hälfte (58 Prozent) der interviewten Pflegegeldbezieher und -bezieherinnen, dass sie ihre derzeitige Lebenssituation im Wesentlichen nicht nach eigenen Vorstellungen haben gestalten können. Finanzielle Fragen sowie familiäre Umstände seien dafür die entscheidenden Faktoren gewesen. Laut Befragung meinen zwölf Prozent der Pflegegeldbezieher, dass sie derzeit finanziell nicht zurechtkommen. 54 Prozent gaben an, "einigermaßen" zurechtzukommen. Rund die Hälfte der Befragten befand darüber hinaus, dass sie bzw. ihre Angehörigen beim Pflegegeld nicht richtig eingestuft worden seien.
Aber auch, dass die Organisation der Pflege ein erheblicher bürokratischer Aufwand ist, war bei der Umfrage ein Thema. So forderten 82 Prozent der Befragten einen Abbau von Bürokratie im Pflegebereich und eine Verbesserung der Beratung. Für eine Reform des Pflegegeldes sprachen sich 79 Prozent aus, dafür, dass die mehrstündige Tagesbetreuung zu Hause ausgebaut wird, 80 Prozent.
Das Hilfswerk weist darauf hin, dass die stationäre Pflege derzeit finanziell deutlich bessergestellt ist als jene, die zu Hause stattfindet. So flossen nach Angaben des Pflegevorsorgeberichts 2024, den das Gesundheitsministerium herausgibt, 2,5 Milliarden Euro in Pflegeheime. Das ist deutlich mehr, als für die mobilen Dienste (572 Millionen) bereitgestellt wird. Dabei sind mit mehr als 100.000 Personen, die durch Hauskrankenpflege, Heimhilfe oder Ähnliches betreut werden, und 22.000 Menschen, die auf eine 24-Stunden-Betreuung angewiesen sind, deutlich mehr Menschen außerhalb von Pflegeheimen in Betreuung als innerhalb dieser Einrichtungen (knapp 70.000). Die mobile Pflege sei zudem um ein Vielfaches günstiger, erklärt der Präsident des Hilfswerks, Othmar Karas.
"Es ist jetzt die Zeit, eine Kurskorrektur vorzunehmen", betonte er. Auch in einer Zeit "knapper Budgets und ambitionierter Einsparungen" könne man "die Rechnung nicht ohne die Menschen machen". Politisch sei es derzeit viel zu ruhig um die Pflege. Mit der Pflegereform der letzten Legislaturperiode sei zwar einiges gelungen, nun gehe es aber um eine "effektive, bedarfsgerechte und zukunftsfähige" Versorgungslandschaft.