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81-Jährige in Baden getötet: 28-Jähriger bestritt Vorwürfe

Ein zweitägiger Prozess um die Tötung einer 81-Jährigen heuer im Februar in Baden hat am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt begonnen. Der Beschuldigte soll die Pensionistin, die wie eine "Leihoma" für ihn gewesen sei, laut Staatsanwaltschaft "auf brutalste Art und Weise ermordet" haben. Das Opfer erlitt "17 massivste Schläge gegen den Kopf", sagte der Vertreter der Anklagebehörde. Der 28-Jährige wird durch DNA-Spuren belastet. Der Rumäne bekannte sich nicht schuldig.

Ein Prozess in Wiener Neustadt dreht sich um die Tötung einer Seniorin
Ein Prozess in Wiener Neustadt dreht sich um die Tötung einer Seniorin
Ein 28-Jähriger muss sich in Wiener Neustadt vor Gericht verantworten
Ein 28-Jähriger muss sich in Wiener Neustadt vor Gericht verantworten

Der 28-Jährige, der das Opfer seit seiner Kindheit kannte, soll sich laut Anklage mit der Tatwaffe - vermutlich mit einem Schlosserhammer - in der Nacht auf den 10. Februar zur Wohnung der 81-Jährigen begeben haben. Nachdem die Seniorin die Tür geöffnet hatte, soll ihr der Beschuldigte noch im Eingangsbereich den "ersten ganz massiven Schlag" gegen den Schädel versetzt haben. Das Opfer soll gestürzt und in Bauchlage auf dem Boden liegen geblieben sein.

Während die Frau versucht habe, sich in einer Nische zu verkriechen, soll sie der 28-Jährige an den Beinen gepackt, zu sich gezogen und ihr zumindest weitere 16 Schläge mit dem Hammer gegen den Kopf versetzt haben, sagte der Staatsanwalt. Anschließend soll der Mann seine Hände und die Tatwaffe in einem Waschbecken in der Küche gewaschen, sich in einem Geschirrtuch abgetrocknet und einen Sessel neben der Leiche platziert haben, bevor er die Wohnung verließ.

Staatsanwalt vermutet finanzielles Motiv

Der Beschuldigte hat laut Staatsanwalt "eine Vielzahl an Spuren hinterlassen", etwa DNA-Spuren an der Leiche, in der Küche, am Geschirrtuch und am Sessel sowie Schuhabdrücke am Boden in der Wohnung. Zudem wurden Haare von der Katze des Angeklagten an der Toten gefunden. Der 28-Jährige wurde auf Basis von Ermittlungen und Spurenauswertungen am 12. März an seiner Wohnadresse in Baden festgenommen.

"Ein finanzielles Motiv erscheint sehr naheliegend", meinte der Staatsanwalt. Der 28-Jährige habe die Seniorin, die keine Nachkommen hatte, "bis November 2024 regelmäßig besucht und Zeit mit ihr verbracht", er habe "großes Interesse an ihrer Eigentumswohnung in bester Lage" gehabt. Der Angeklagte "ist aus meiner Sicht ein Erbschleicher", die Pensionistin habe das durchschaut und nicht mitgespielt, "das war letzten Endes ihr Todesurteil", sagte der Staatsanwalt.

Verteidigung ortet lediglich Indizien

Rudolf Mayer, der den Angeklagten gemeinsam mit Nikolaus Rast verteidigt, sah lediglich Indizien, aber keine Beweise. Der Jurist verwies auf ein IT-Sachverständigengutachten, wonach sein Mandant in der betroffenen Nacht u.a. mit einer Freundin telefoniert sowie Handy-Apps und soziale Medien genutzt hatte. Ein Mörder suche eher schnell das Weite, erklärte Mayer. Weiters hielt er fest, dass DNA-Spuren auch über weitere Personen übertragen werden könnten - etwa über die Mutter des Angeklagten bei einem Besuch bei der 81-Jährigen. Zudem würden die Schuhprofile nicht übereinstimmen, eine Untersuchung der zwei gefundenen Katzenhaare sei noch im Laufen.

"Ich bin hier, weil ich das alles aufklären möchte", betonte der Angeklagte. Er sitze "seit neun Monaten unschuldig im Gefängnis". Die 81-Jährige sei "eine geliebte Person, wie meine eigene Oma" gewesen, erklärte er. Ihr Tod sei ihm "sehr nahe gegangen".

Die Geschworenenverhandlung ist für zwei Tage anberaumt. Der zweite Termin ist für 25. November geplant.

(S E R V I C E - In Österreich finden Frauen, die Gewalt erleben, u. a. Hilfe und Informationen bei der Frauen-Helpline unter: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at; beim Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF) unter www.aoef.at, sowie beim Frauenhaus-Notruf unter 057722 und den Österreichischen Gewaltschutzzentren: 0800/700-217, https://www.gewaltschutzzentrum.at/, beim Polizei-Notruf: 133, sowie in Niederösterreich beim NÖ Frauentelefon unter 0800-800 810).

(Quelle: APA)