Beim Hauptverband der Sozialversicherungsträger und bei der Wiener Gebietskrankenkasse wird auf den bestehenden Vertrag verwiesen. Bei beiden Institutionen war auf Nachfrage die aktuelle Situation offenbar zunächst nicht bekannt. "Wir haben den ambulanten Alkoholentzug immer querfinanziert. Das können wir jetzt nicht mehr. Aber ambulanten Entzug können wir unter diesen finanziellen Bedingungen nicht mehr durchführen", sagte Psychiater Michael Musalek, Ärztlicher Direktor des API.
Derzeit geht die Tendenz aller Reformbestrebungen der Gesundheitspolitik in Österreich eher dahin, das im internationalen Vergleich ausgesprochen hohe Angebot an stationären Leistungen (Spitalsbetten) zugunsten mehr ambulanter Leistungen umzubauen. Doch die in Wien eingetretene Situation bei der Versorgung von Alkoholkranken sieht akut anders aus. Neben dem bisherigen Angebot für einen ambulanten Alkoholentzug im API-Ambulatorium gibt es in der Bundeshauptstadt kein vergleichbares, bleibt derzeit also nur eine stationäre Aufnahme.
Für die Patienten mit Alkoholabhängigkeit in einem Stadium, das noch eine ambulante medizinische Versorgung mit Entzugsbehandlung erlauben würde, wirft die Problematik in Wien eine potenziell gefährliche Situation auf: Wie bei allen Suchtkrankheiten sollte immer möglichst schnell der Wunsch des Betroffenen nach einer Therapie auch umgesetzt werden. Sonst besteht das Risiko, dass die Patienten wieder "verschwinden" - und erst bei der nächsten und womöglich noch schlimmeren Krise wieder auftauchen.
Die Wiener ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec forderte "ambulant vor stationär" und Aktivitäten von Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ). Der SPÖ-Gemeinderat Kurt Wagner kritisierte Korosec und verwies auf die Sozialversicherung, die für die API-Finanzierung zuständig sei.