Die größten psychischen Belastungen sind laut der Erhebung, für die Integral 1.000 Personen online befragt hat, die täglichen Nachrichten von Kriegen und Konflikten (52 Prozent). Danach folgen der Klimawandel und seine Folgen sowie finanzielle Sorgen (je 42 Prozent). Auch die Informationsflut (37 Prozent) "drückt schwer", so die Meinungsforscher. Hausarbeit oder Job werden nur von rund einem Drittel als belastend empfunden.
Am wenigsten belastend empfindet die Gesamtbevölkerung soziale Medien (neun Prozent). Unter jungen Befragten ist dieser Wert allerdings doppelt so hoch. "In der Fremdeinschätzung stellt sich dieser Aspekt völlig anders dar, so sind 78 Prozent der Befragten der Ansicht, soziale Medien belasten die Menschen, weil man sich ständig mit anderen vergleicht", sagte Martin Mayr, Mitglied der Integral-Geschäftsführung.
Digitaler Stress
Grundsätzlich sorgt die permanente Vernetzung aber durchaus für Stress: 42 Prozent geben an, sich kaum Auszeiten von digitalen Medien nehmen zu können. 30 Prozent schaffen es im Urlaub nicht, wirklich zu entspannen. 27 Prozent fühlen sich durch ständige Erreichbarkeit belastet.
39 Prozent sprechen regelmäßig im persönlichen Umfeld über ihre mentale Gesundheit. 64 Prozent glauben aber, dass man bei psychischen Problemen eher ausgegrenzt als unterstützt wird. Das Gesundheitssystem kommt dabei auch schlecht weg: 76 Prozent sind überzeugt, dass es zu wenige leistbare Angebote für seelische Belastungen gibt. Gefordert werden mehr kostenlose oder leistbare Therapieplätze (70 Prozent), kürzere Wartezeiten (60 Prozent) und bessere Information über Unterstützungsangebote (51 Prozent). 50 Prozent haben laut eigenen Angaben schon irgendwann in ihrem Leben eine Therapie in Anspruch genommen. Anrufe bei Hotlines sind dagegen selten (elf Prozent).
Ein Viertel der Befragten kann sich aktuell bereits psychologische Beratung durch KI vorstellen. Mentale Unterstützung generell werde aber nicht von allen Gesellschaftsschichten gleich gut angenommen. Menschen, die Milieus wie den "Konservativ-Etablierten" oder "Performern" zugerechnet werden, hätten in der Vergangenheit unterdurchschnittlich stark darauf zurückgegriffen. "Diese Milieus setzen stark auf Eigenverantwortung und möchten keine Schwächen zeigen. Damit verzichten sie - obwohl finanzielle Aspekte hier eine geringere Rolle spielen - vielfach darauf, ein Therapieangebot zu nutzen", erläuterte Mayr. Beratung durch KI-Chats sei im "Adaptiv-Pragmatischen Milieu" hoch angeschrieben. "Der pragmatische Fortschrittsoptimismus und die Nutzenorientierung stehen hier im Vordergrund. Die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz werden hier noch weitgehend unkritisch gesehen."