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Lebensmittelretter hadern mit der Politik

Lebensmittelrettung steht für die Wiener Tafel seit 1999 an oberster Stelle.
Lebensmittelrettung steht für die Wiener Tafel seit 1999 an oberster Stelle.

Exakt vor 25 Jahren, am 9. September 1999, wurde die Wiener Tafel gegründet. Heute heißt sie Die Tafel Österreich, rettet mehr als 1000 Tonnen Lebensmittel jährlich und verteilt sie an mehr als 35.000 bedürftige Menschen. Was sich nach Jubelstimmung ob dieser Erfolgsgeschichte anhört, ist aufgrund aktueller Zahlen jedoch nicht mehr als eine nüchterne Feststellung. Denn zum Feiern bleibt wenig Zeit. Laut Gesundheit Österreich leiden nämlich hierzulande zwölf Prozent der Bevölkerung an Ernährungsarmut - das sind 1,1 Millionen Menschen. 420.000 davon sind gar von schwerer Ernährungsarmut betroffen. Das heißt, dass die eine oder andere Mahlzeit unfreiwillig ausfällt oder man oft einen ganzen Tag nichts zu Essen hat. Was Tafel-Geschäftsführerin Alexandra Gruber dabei besonders stört: Jährlich landen mehr als eine Million Tonnen Lebensmittel im Müll.

Eine jüngst durchgeführte Befragung aller im Parlament vertretenen Parteien fasst Gruber so zusammen: "Es sind sich alle einig, dass etwas gegen Lebensmittelverschwendung getan werden muss." Gut zu wissen, aber zu wenig. Das Aus für die Umsatzsteuer auf Warenspenden seit 1. August sei erfreulich. Aber: "Was im Regierungsprogramm steht, wurde bei weitem nicht erfüllt", kritisiert Gruber. Es brauche "mehr Tempo und mehr politische Unterstützung". Etwa bei der Rettung von vorhandenen Überschüssen in der Landwirtschaft in Form von Förderungen. Auf heimischen Feldern werden große Mengen an Gemüse eingeackert, wenn die Nachfrage nicht vorhanden ist. Diesbezüglich bedürfe es eines Schulterschlusses der verantwortlichen Ministerien sowie verbesserter rechtlicher Rahmenbedingungen für eine sichere Weitergabe der Lebensmittel.

Tafel-Chefin Gruber verweist dabei auf Länder, die schon etwas weiter sind. Großbritannien etwa. Dort gebe es mit dem "Food Coronation Projekt" bereits eine Lösung zur Lebensmittelrettung in der Landwirtschaft. Oder Deutschland. Beim Nachbarn ist die Rettung und Verteilung von Lebensmitteln bereits digitalisiert, alles ist nachvollziehbar. Oder Italien, wo alle mildtätigen Organisationen von der Haftung ausgeschlossen sind.