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Messerattentat in Villach: Innenminister kündigt Massenüberprüfungen nach Radikalisierung an

Bei einer Pressekonferenz nach dem Messerattentat in Villach spricht Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) von klaren Konsequenzen: "Es braucht Entschlossenheit. Es handelt sich hier um einen islamistischen Anschlag mit IS-Bezug."

Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) am Sonntag im Rahmen einer Pressekonferenz zum Messerattentat in Villach.
Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, Innenminister Gerhard Karner (ÖVP), Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) am Sonntag im Rahmen einer Pressekonferenz zum Messerattentat in Villach.
Am Tatort bei der Draubrücke.
Am Tatort bei der Draubrücke.

Der Attentäter habe sich innerhalb kürzester Zeit über das Internet radikalisiert. Er sei nicht polizeibekannt gewesen. "Wir werden anlasslose Massenüberprüfungen in vielen Bereichen durchführen müssen", sagt Karner bei einer Pressekonferenz in Villach. Dafür sei eine "rechtliche Überarbeitung" nötig, "damit die Polizei tun kann, was ihre Verantwortung ist: die Sicherheit der Menschen zu gewährleisten."

Die "Bereiche", von denen Karner spricht, betreffen eine spezielle Zielgruppe: Asylberechtigte. "Wie wir in den vergangenen Wochen auch anderswo in Europa sehen mussten, sind das vor allem Menschen mit syrischem und afghanischem Hintergrund."

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) kritisiert in der Pressekonferenz die Kommunikationskanäle, in denen so eine Radikalisierung innerhalb kürzester Zeit stattfinden kann. Am Dienstag werde er den permanenten Sicherheitsgipfel Kärntens einberufen. "Wir wollen Sicherheitsvorkehrungen überprüfen."

Die Mitschülerinnen und Mitschüler des 14-jährigen Opfers werden von einem Kriseninterventionsteam betreut. "Damit die Wiederaufnahme des Schulunterrichts nach den Ferien gewährleistet ist."

"Es ist ein Stich ins Herz unserer Stadt"

Der Bürgermeister von Villach, Günther Albel, spricht davon, dass seine Stadt die Unschuld verloren hat. "Es ist ein Stich ins Herz unserer Stadt." Die jungen Menschen seien auf dem Weg gewesen, ihr Leben zu erfahren. "Und nun haben sie die schrecklichste Seite des Lebens erfahren. Lassen wir uns von solchen Verbrechen nicht den Zusammenhalt nehmen."

Die gesamte polizeiliche Kraft werde sich nun der Aufklärung des Verbrechens widmen, sagt Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß. Sie gibt einen Überblick über den Hergang: Am Samstag um 15:50 Uhr habe ein Mann am Hauptplatz neben der Draustadtbrücke wahllos Menschen attackiert.Dabei sei ein 14-Jähriger getötet worden, fünf weitere hätten schwere Verletzungen erlitten. Die Verletzten sind 15, 15, 28, 32 und 36 Jahre alt. Drei Opfer werden derzeit intensivmedizinisch betreut.

Ein Zeuge sah den Vorfall und entschied sich einzuschreiten: Er rammte mit seinem Pkw den Täter. Innerhalb von sieben Minuten schritten zwei Polizistinnen ein, um den Verdächtigen festzunehmen. "Sie mussten dafür Körperkraft anwenden."

Die Polizeipräsenz wurde daraufhin kärntenweit erhöht, 120 Polizistinnen und Polizisten, Hubschrauber und Hundestaffel waren im Einsatz. Es hätte möglicherweise einen zweiten Täter geben können. Diese Vermutung stellte sich jedoch als falsch heraus.

IS-Fahnen an der Wand

Bei der Untersuchung der Wohnung des Tatverdächtigen fanden die Einsatzkräfte islamistisch radikales Gedankengut. "Es gab IS-Fahnen an der Wand." Waffen seien keine gefunden worden.

Derzeit prüfe die Polizei, ob es Mitwisser oder Mittäter gebe. "Auch mit Partnerorganisationen aus dem Ausland." Wie genau sich der Täter radikalisiert hat, wird derzeit auch ermittelt. "Wir gehen aber von einem sehr kurzen Zeitraum der Radikalisierung aus." Hinweise können bei Polizeistationen, aber auch auf einer Onlineplattform hochgeladen werden. Die Polizeipräsenz werde noch länger höher sein in Kärnten, obwohl es keine Hinweise für eine konkrete Bedrohung gebe.