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Mord in Wien aus Eifersucht: Trauer um Ex-Nationalspieler Kahraman

Volkan Kahraman (43) traf sich am Mittwoch zu einer Aussprache mit einem guten Freund in einem Wiener Lokal und wurde danach auf offener Straße von dem 46-Jährigen getötet. Der Täter verübte Suizid. Für die Kriminalisten deutet "momentan alles auf eine Eifersuchtstat" hin.

Volkan Kahraman im Juli 2017
Volkan Kahraman im Juli 2017
Für Opfer und Täter kam jede Hilfe zu spät
Für Opfer und Täter kam jede Hilfe zu spät
Großaufgebot der Polizei
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Großaufgebot der Polizei
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Nach dem Mord an Volkan Kahraman herrschten am Tag nach der Tat in Teilen der heimischen Fußballszene große Bestürzung, Fassungslosigkeit und Trauer. Vor allem in den Social-Media-Kanälen der Wiener Austria, wo der 43-Jährige sowohl in seiner Jugend als auch in der Saison 2003/04 gekickt hatte, drückten ehemalige Mitspieler, Mitschüler und Menschen, die Kahraman persönlich kannten oder spielen sahen, den Hinterbliebenen ihr Mitgefühl aus. Aber auch beim Favoritner AC, für den Kahraman 2008/09 aktiv war, gedachte man des gebürtigen Wieners. "Ruhe in Frieden, Volkan. Es war eine Ehre, gegen dich zu spielen", schrieb ein ehemaliger Kontrahent auf dem Rasen. Seitens des Clubs, der in der Wiener Stadtliga spielt, hieß es: "Die richtigen Worte in so einer Situation gibt es nicht. Als Verein bleibt uns nur, der Familie von Volkan Kahraman unser Beileid auszusprechen. Wir sind in Gedanken und Gebet bei euch. Ruhe in Frieden. Vater. Ehemann. Trainer. Obmann. Legende. Freund!"

Kahraman war auch politisch engagiert

Der dreifache Nationalteamspieler und ÖVP-Kandidat bei der Nationalratswahl 2017 war am Mittwochvormittag in Simmering auf einer Straße von einem 46-Jährigen erschossen worden. Der Täter beging unmittelbar danach Suizid. Laut Augenzeugenberichten hatten sich die Männer, die gut befreundet gewesen sein sollen, in einem Lokal zu einer Aussprache getroffen. Diese dürfte friedlich verlaufen sein. Zu einem Streit sei es, wie anfangs berichtet, offenbar nicht gekommen. Erst als sie gemeinsam auf die Etrichstraße hinausgingen, zog der Ältere plötzlich die Schusswaffe und feuerte auf Kahraman.

Für die Kriminalisten deutet "momentan alles auf eine Eifersuchtstat" hin

Für die Kriminalisten deutet "momentan alles auf eine Eifersuchtstat" hin. Unbestätigten Medienberichten zufolge soll es um die Frau des Täters gegangen sein, mit der Kahraman eine Affäre gehabt haben soll. Dabei dürften die beiden Freunde sogar noch gemeinsame Pläne gehabt haben. Sie sammelten Hilfsgüter für die Erdbebenopfer in der Türkei. Ein Flug ins Katastrophengebiet soll unmittelbar bevorgestanden sein. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Der 46-Jährige schoss Kahraman auf dem Grünstreifen zwischen den beiden Fahrbahnen in den Kopf und richtete anschließend die Waffe gegen sich selbst. Rettungskräfte hatten nach ihrem Eintreffen versucht, die Männer zu reanimieren, doch ohne Erfolg.

Für die Ermittler ist der Fall praktisch abgeschlossen. "Es werden noch einige Zeugen befragt", sagte Polizeisprecher Daniel Fürst am Donnerstag. Darunter auch eine Frau, deren Vernehmung bis dato aus psychischen Gründen noch nicht möglich gewesen sei. Ebenfalls nachgegangen wird der Herkunft der Tatwaffe. Denn der 46-Jährige besaß kein waffenrechtliches Dokument. Es wurde auch ein Abschiedsbrief gefunden. Nähere Details dazu wollte die Polizei jedoch nicht bekannt geben.

Weil es nach der Tat zu Handgreiflichkeiten und Wortgefechten zwischen Angehörigen der beiden Toten gekommen war, ließ die Polizei die Häuser der beiden Familien durch die Wega und die Bereitschaftseinheit bewachen. "Das ist jedoch die Regel in solchen Fällen", so Fürst.

Männer waren eng befreundet

Die Ermittlungen zum genauen Tathergang und den Hintergründen sind noch im Laufen, die Ergebnisse der Obduktion noch ausständig, teilte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Nina Bussek, mit. Fest steht, dass die beiden Männer viele Jahre eng miteinander befreundet waren. Kahraman, der nach seiner aktiven Karriere als Fußballtrainer tätig war, übte bis Juni 2022 das Traineramt in einem Wiener Unterliga-Verein aus, den der 46-Jährige sponserte. Dieser führte einen gut gehenden, auf Heizungs-, Solar- und Photovoltaikanlagen sowie haustechnische Sanierungen spezialisierten Installateur-Betrieb. Mit dem Strafrecht war der 46-Jährige bisher nicht in Berührung gekommen, er hatte keine Vorstrafen und galt als unbescholten.

Täter schrieb Abschiedsbrief

Wie viele Schüsse überhaupt abgegeben wurden, sei - unter anderem - Gegenstand der Ermittlungen. Hinweise auf allfällige weitere Tatbeteiligte oder Mitwisser gebe es nicht.

Der 46-Jährige - Vater zweier Kinder - dürfte sich am Tag mit einem Neffen getroffen und diesem einen Abschiedsbrief übergeben haben, ehe er sich mit Kahraman traf. Über dessen Inhalt gab es seitens der Strafverfolgungsbehörden keine Auskünfte.

Kahraman spielte auch für Austria Salzburg

Kahraman spielte in der Jugend für die Wiener Austria und galt als eines der großen österreichischen Talente. Mit 15 Jahren wechselte er zu Feyenoord Rotterdam. Nach weiteren Stationen in den Niederlanden sowie in der Türkei kehrte er nach Österreich zurück. Kahraman schaffte mit Pasching (2001/02) den Aufstieg in die Bundesliga und auch den Sprung ins ÖFB-Nationalteam, für das er im Herbst 2002 drei Länderspiele absolvierte. Der Wiener spielte 2003 auch für Austria Salzburg. Zuletzt war er Trainer beim Stadtligisten Ostbahn XI.

Als Austria Salzburg mit Volkan Kahraman alle überraschte

Die goldenen Zeiten für den Fußballbundesligisten Austria Salzburg lagen zwar schon zurück, aber im Herbst 2003 gab es durch die Violetten noch einmal eine faustdicke Überraschung. Volkan Kahraman war damals Teil des Kaders von Austria Salzburg, die in der ersten Runde des UEFA-Cups gegen das Team von Udinese Calcio antrat. Salzburg war als Drittplatzierter der vorangegangenen Bundesligasaison im internationalen Geschäft vertreten. Die Italiener siegten in dem am 24. September auf der Linzer Gugl ausgetragenen Hinspiel gegen Salzburg mit 1:0.

Die Austria wurde aufgrund ihrer Leistung im Hinspiel als chancenlos für das Rückspiel angesehen. Dieses fand am 15. Oktober im Stadio Friuli statt und Salzburg gewann wohl auch zur eigenen Überraschung mit 2:1 (Treffer: Thomas Häßler und Andreas Ibertsberger). Aufgrund der damals geltenden Auswärtstorregel stieg die Austria auf. Kahraman war Stammspieler bei den Violetten.

Der ORF hatte auf eine Übertragung aus Udine verzichtet - auch wegen der erwarteten Aussichtslosigkeit für Austria Salzburg. Der Staatsfunk zeigte stattdessen nur die Partien GAK - Valerenga Oslo, Austria Wien - Borussia Dortmund und FC Kärnten - Feyenoord Rotterdam. Kurioserweise flogen alle anderen österreichischen Mannschaften aus dem Bewerb, während die Austria im UEFA-Cup blieb.

Hilfe in Krisensituationen

Wenn Sie selbst in einer Krisensituationen sind oder Angehörigen helfen möchten, gibt es eine Reihe von Anlaufstellen:

Die Telefonseelsorge erreichen Sie täglich von 0 bis 24 Uhr unter der Nummer 142.

Für Kinder und Jugendliche gibt es unter www.bittelebe.at eine spezielle Website. Rat auf Draht ist unter 147 telefonisch erreichbar.

Pro Mente Salzburg hilft Menschen und deren Angehörigen in akuten Not- und Krisensituationen täglich 0–24 Uhr.
Salzburg: 0662 / 43 33 51
Pongau: 06412 / 200 33
Pinzgau: 06542 / 72 600