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Mountainbike-Unfälle: Jeder zehnte Verletzte hatte ein E-Bike

6.800 Österreicher sind im Vorjahr nach Mountainbike-Unfällen im Spital behandelt worden. Dabei stieg laut Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) der Anteil der verletzten E-Mountainbiker auf rund zehn Prozent. Techniktrainings können helfen, Stürze zu vermeiden und sorgen nebenbei für mehr Fahrspaß, wie bei einer Fahrt auf den Anninger bei Wien mit Ex-Profi Gerhard Zadrobilek deutlich wurde.

Techniktrainings können helfen, Stürze zu vermeiden
Techniktrainings können helfen, Stürze zu vermeiden

"Bremstechnik, Gewicht verlagern - es sind kleine Dinge, die viel ausmachen", erläuterte der Gesamtsieger der Österreich-Rundfahrt 1981, der später auch Mountainbike-Weltcuprennen gewann. Mit E-Mountainbikes "kommen jetzt Leute leichter in die Natur hinaus, das finde ich eine gute Bewegung", sagte Zadrobilek, der die Teilnehmer des KFV-Journalistenworkshops bei Pausen immer wieder auf Vogelgezwitscher und Düfte von Pflanzen hinwies.

Mountainbiken bedeutet für ihn "Naturerlebnis, sportliches Erlebnis und Fun-Faktor", meinte der Niederösterreicher, im Unterschied zum Joggen, das sei nur Natur und Sport. Beim Radfahren im Gelände komme der Fahrspaß jedoch erst dann dazu, wenn das Gerät beherrscht wird. Dafür gilt es, sich vor dem Einstieg in den Sport - wie beim Skifahren - mit der Fahrtechnik auseinanderzusetzen, empfahl Zadrobilek. Eintägige Kurse könnten schon viel bewirken.

Zadrobilek unternimmt zwei bis drei Mal in der Woche Ausfahrten mit dem Mountainbike. "Weniger Verkehr, viel mehr Spaß", erklärte er knapp den Grund, warum er nicht mehr mit dem Rennrad auf der Straße unterwegs ist. Auf elektrische Hilfe verzichtet der Ex-Profi dabei.

"Ich war fasziniert", sagte der 56-Jährige nach der Ausfahrt mit den E-Bikes auf den 675 Meter hohen Anninger. "Ich habe aber noch Kondition und möchte mich sportlich betätigen." Die Räder mit Motorunterstützung während des in die Pedale Tretens sind laut Zadrobilek gut für konditionell Schwächere geeignet, etwa um den Mountainbikesport als Paar gemeinsam auszuüben, auch wenn einer weniger sportlich ist.

Beim Mountainbiken verletzen sich vor allem Männer im Alter von 20 bis 44 Jahren. Bei den E-Mountainbikern sind jedoch tendenziell mehr Ältere und Frauen dabei, erläuterte Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Recht und Normen im KFV. Die Hauptunfallursachen sind bei beiden Radtypen Fehleinschätzung und Selbstüberschätzung, E-Mountainbiker verletzen sich allerdings im Durchschnitt schwerer.

Während die Helmtragequote beim regulären Mountainbiken bei rund 87 Prozent liegt, schützen laut KFV nur knapp 70 Prozent der E-Mountainbiker ihren Kopf. Kaltenegger riet, sich durch die leichtgängigere Fahrt nicht in Sicherheit zu wiegen. "Auch wenn Fahrradhelme keine Unfälle vermeiden können, so verhindern sie doch schwere Kopfverletzungen." Schon ein ungebremster Aufprall gegen ein Hindernis mit der für Elektrofahrräder erlaubten maximalen Bauartgeschwindigkeit von 25 km/h entspricht einem Sturz aus zweieinhalb Metern Höhe.

Das KFV rät wie Zadrobilek zu einem Fahrtechniktraining noch vor der ersten Ausfahrt mit einem E-Mountainbike. Fortgeschrittene würden ebenso von Kursen profitieren wie Biker mit gewöhnlichen Mountainbikes. Bei E-Bikes sollte zusätzlich die Betriebsanleitung gelesen werden, um sich mit den Funktionen vertraut zu machen. Die Verkehrssicherheitsexperten empfehlen, das Rad zunächst ohne elektrische Unterstützung zu testen. Beim Anfahren mit Motor kann die Schubkraft überraschend einsetzen. Außerdem warnt das KFV vor Tuning, das sei nicht nur illegal, sondern auch riskant.