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Neonazi hortete Kriegswaffen im Keller

Dem Verfassungsschutz ist erneut ein Schlag gegen die rechtsextreme Szene gelungen. Die enormen Mengen an Waffen und Munition sind aus mehreren Gründen beunruhigend.

Unglaublich viele Waffen samt Kriegsmaterial
Unglaublich viele Waffen samt Kriegsmaterial

Zwei Maschinengewehre, sechs Maschinenpistolen, ein Sturmgewehr, ein Scharfschützengewehr, 17 Revolver und Pistolen, 23 Langwaffen, 16 Schalldämpfer, 21 schießende Kugelschreiber, Schlagringe, Hieb- und Stichwaffen sowie Elektroschockgeräte. Dazu eine Handgranate, sieben Rohrbomben, 20 Kilogramm Schwarzpulver und 1,2 Tonnen Munition. All das fiel dem nö. Verfassungsschutz im Zuge einer Hausdurchsuchung in Baden bei Wien in die Hände. Was hinzukommt: Eine große Anzahl der Waffen war geladen, also schussbereit.

Ermittelt wird nun gegen jenen Mann, der diese enormen Mengen an Waffen und Munition in seinem Keller gebunkert hatte. Der 53-Jährige soll Teil einer rechtsextremen Gruppe sein. Denn gefunden wurden auch zahlreiche Nazi-Devotionalien (Stahlhelme, Orden, Büsten, Zeitschriften). Gegen den Mann sowie dessen gleichaltrige Lebensgefährtin wurde ein Waffenverbot ausgesprochen und Anzeige erstattet. Die beiden befinden sich auf freiem Fuß.

Die Fährte, die zu dem Waffenkeller in Baden führte, nahmen die Ermittler bereits am 1. Juli dieses Jahres auf. Damals gab es neun Hausdurchsuchungen in Niederösterreich, Wien und dem Burgenland. Gegen 14 Tatverdächtige wurden Erhebungen eingeleitet. Nun sind es 15.

"Es gibt ein handfestes Problem mit bewaffneten Neonazis in Österreich", konstatiert Bernhard Weidinger vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW). Die vielen Waffenfunde seien ein Beweis dafür, dass es sich um "ein Phänomen handelt, das nicht mehr unter Einzelfall zu subsumieren ist. Das macht schon den Eindruck, als wäre es Ausrüstung für einen bewaffneten Aufstand." Wie viele bewaffnete Neonazis es in Österreich gibt, sagt Weidinger: "Es ist von einer entsprechenden Vernetzung auszugehen. Eine Einschätzung, wie groß die Gruppe ist, ist nicht seriös." Dass es sich um eine einheitliche Bewegung handelt, hält er für "sehr unwahrscheinlich".

Schon am 14. Mai wurden bei Hausdurchsuchungen Waffen und Munition sichergestellt. Allerdings handelte es sich damals um eine Gruppe radikalisierter Corona-Gegner. Weit mehr fand man im Dezember 2020 bei einer akkordierten Razzia an fünf Orten. Dabei wurde unter anderem ein 53-Jähriger festgenommen, der seit 30 Jahren zu den bekannten Gesichtern in der Neonazi-Szene zählt. Der Mann war 1995 wegen NS-Wiederbetätigung zu fünf und 2018 zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. 76 automatische und halbautomatische Waffen, 14 Pistolen und Revolver sowie 100.000 Schuss Munition wurden sichergestellt. DÖW-Mitarbeiter Weidinger: "Es ist die Vision von einem ethnischen Bürgerkrieg. Er wird in einschlägigen Publikationen prophezeit."