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Westbahnstrecke: Schritt für Schritt zum "Weihnachtswunder"

Ab 15. Dezember herrscht auf der Westbahnstrecke via Tullnerfeld wieder freie Fahrt. Doch der Abschnitt bleibt laut ÖBB ein "Patient".

Auf der 'neuen' Bahn-Weststrecke verkehren ab 15. Dezember wieder Züge
Auf der 'neuen' Bahn-Weststrecke verkehren ab 15. Dezember wieder Züge

Die Hochwasserkatastrophe Mitte September hat die ÖBB ins Jahr 2012 zurück katapultiert. Denn die tiefer gelegte Strecke im Tullnerfeld - obwohl erst zwölf Jahre alt - erlitt einen Totalschaden. Besonders der zweieinhalb Kilometer lange Atzenbrugger Tunnel sowie der Bahnhof Tullnerfeld waren die Sinnbilder des Desasters. ÖBB und Westbahn mussten auf die alte Strecke über Purkersdorf, Pressbaum und Neulengbach ausweichen. Anfangs nur eingleisig, seit Donnerstag wieder auf zwei Schienenpaaren, mit jeweils zwei Railjets pro Stunde - und dennoch um 23 Minuten langsamer als auf der neuen Strecke. Lange war völlig unklar, wann auf dieser wieder ein Zug fahren würde können.

Deshalb sprach ÖBB-Chef Andreas Matthä am Donnerstag von nichts weniger als einem "Weihnachtswunder", als er verkündete, dass ab 15. Dezember auf der Weststrecke wieder Normalität herrscht. "Ich habe selbst lange nicht daran geglaubt." Das heißt: Züge über die Schnellverbindung im Tullnerfeld, Wien-Salzburg in zweieinhalb Stunden. Und: Salzburg-Wien Flughafen ohne Umsteigen.

Bis zur Freigabe der Strecke gerade rechtzeitig zu Beginn des Weihnachtsverkehrs gibt es aber noch zwei weitere Etappen. Ab 4. November wird vom Bahnhof Tullnerfeld via Hütteldorf bis zum Westbahnhof ein Pendelverkehr eingerichtet, den ein City-Jet-Express übernimmt. Ab 9. November wird die Schnellbahnlinie S40, die bis dahin lediglich von Wien-Franz Josef Bahnhof bis Tulln fuhr, bis zum Bahnhof Tullnerfeld verlängert. Der Schienenersatzverkehr zwischen Tullnerfeld und St. Pölten bleibt hingegen aufrecht, da der Atzenbrugger Tunnel nach wie vor nicht benützbar ist. "Ich weiß, es war eine Geduldsprobe für die Fahrgäste, aber ab 15. Dezember herrscht wieder freie Fahrt", fasste Matthä zusammen.

Alle 259 Bahntunnel werden auf Hochwassertauglichkeit geprüft

Das war's dann aber auch schon mit den guten Nachrichten. Denn bei aller Freude über den 15. Dezember: "Eine Rückkehr zur Tagesordnung wird es vorerst nicht geben", betonte der ÖBB-Chef. Die Schäden, die das Hochwasser verursachte, betragen allein was die Infrastruktur betrifft, 100 Millionen Euro. Man müsse nun die richtigen Schlüsse aus dem Geschehenen ziehen. Fest stehe: "Wetterextreme werden das neue Normal", sagte Matthä. Darüberhinaus werde man nun bei sämtlichen 259 Bahntunnel in Österreich evaluieren, ob bauliche Maßnahmen im Hinblick auf die Anpassung höherer Hochwasserstandards nötig sind, wie ÖBB-Infrastruktur-Vorständin Julia Engel betonte. Was die schwer beschädigte Strecke über das Tullnerfeld angehe, so liege der Fokus aktuell auf reinigen, pumpen und Schlamm entfernen. "Wir müssen uns jeden Anlagenteil anschauen und bewerten." Lainzer Tunnel und Knoten Hadersdorf seien wieder voll funktionstüchtig. Beim Bahnhof Tullnerfeld, der lange Zeit unter Wasser stand, wurde eine provisorische Stromversorgung installiert und eine Trocknung organisiert. "Die elektrischen Anlagen sind weitgehend zerstört", sagte Engel. Die Aufzüge werden auch über den 15. Dezember hinaus außer Betrieb bleiben. Der Bahnhof ist somit nicht barrierefrei benützbar. Heizung wird es vorerst auch keine geben.