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Gesundheitssystem kränkelt: Patienten immer unzufriedener

Die Österreicherinnen und Österreicher sagen, es entwickle sich in die falsche Richtung.

Die Unzufriedenheit steigt
Die Unzufriedenheit steigt

Die Zufriedenheit der Österreicherinnen und Österreicher mit dem Gesundheitssystem sinkt. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Hajek im Auftrag der Ärztekammer sagten 70 Prozent der Befragten, dass sich das "Gesundheitssystem eher in die falsche Richtung entwickelt". Und bei der Frage, wofür die neue Regierung mehr Geld ausgeben sollte, lag das Gesundheitssystem an erster Stelle. Die befragten Bürgerinnen und Bürger gaben der medizinischen Versorgung in Österreich ein Befriedigend (2,8). Wer dafür die Verantwortung trägt, dass das Gesundheitssystem ausreichend finanziert ist, darüber haben die Befragten ebenfalls eine klare Meinung: der Bund (52 Prozent), gefolgt von den Krankenkassen (17 Prozent). Die Meinungsforscher wollten zudem wissen, welche Anforderungen die Bürgerinnen und Bürger an die medizinische Versorgung stellen. So ist für 71 Prozent eine maximale Wegstrecke von 15 Minuten zum Hausarzt akzeptabel. Etwa ein Drittel sagt zudem, dass ihr Hausarzt nicht ausreichend Zeit habe, um ihre Fragen zu beantworten. Für einen Termin beim Facharzt, wenn es sich um kein akutes Problem handelt, sind 19 Prozent bereit, eine Woche zu warten, 34 Prozent bis zu zwei Wochen und 34 Prozent bis zu vier Wochen. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) hat im vergangenen Jahr eine Wahlärztin bzw. einen Wahlarzt aufgesucht. Um diesen Problemen begegnen zu können, fordert der Präsident der Ärztekammer, Johannes Steinhart, 1000 zusätzliche Kassenstellen. Die Entwicklung der Zahl der niedergelassenen Kassenärzte habe nicht mit der Bevölkerungsentwicklung mitgehalten, sagt er.

Die strukturellen Probleme im Gesundheitssystem treffen zudem auf eine Bevölkerung, deren Gesundheitskompetenz noch ausbaufähig ist. Das zeigt der Österreichische Gesundheitsbericht, der vom Sozialministerium herausgegeben wird. Nach diesen Daten leiden zwei
Drittel der Menschen in Österreich unter chronischen Krankheiten. Diese Krankheiten sind teils auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen, etwa zu wenig Bewegung, Alkohol und Nikotin. Zu den häufigsten dieser chronischen Gesundheitsprobleme zählen Rückenschmerzen (26 Prozent), Allergien (20 Prozent), Nackenschmerzen (20 Prozent), Arthrose (13 Prozent), Kopfschmerzen (acht Prozent), Diabetes (sechs Prozent), Depression (sechs Prozent), Bronchitis/COPD (fünf Prozent), Asthma (vier Prozent). Diese chronischen Krankheiten haben zur Folge, dass Frauen 19,5 und Männer 16,4 Lebensjahre in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit verbringen.

Ein weiteres Ergebnis, das in dem Bericht aufgezeigt wird: Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung - darunter versteht man die Motivation und die Fähigkeit, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, zu bewerten und anzuwenden - ist mangelhaft. Die Hälfte der Bürgerinnen und Bürger hat Probleme, mit Gesundheitsinformationen und -angeboten umzugehen. Allerdings wird diese Fähigkeit langsam besser. Der Anteil der Bevölkerung mit ausreichender bis ausgezeichneter Gesundheitskompetenz stieg seit dem Jahr 2011 von 48 Prozent auf 53 Prozent im Jahr 2023, heißt es in dem Bericht.

Die Studie zeigt auch den großen Einfluss von Einkommen und Bildung auf die Gesundheit. Personen mit geringer formaler Bildung oder niedrigem Haushaltseinkommen haben eine geringere Lebenserwartung und verbringen mehr Lebensjahre in mittelmäßiger oder schlechter Gesundheit.