"Das war einzigartig, unglaublich!" Auch fast einen Tag nach seiner ungewöhnlichen Begegnung ist Uroš Zavodnik noch hörbar beeindruckt. "Ich fahre aus dieser langen Kurve und plötzlich steht ein Bär auf der Straße. Damit habe ich ja nie im Leben gerechnet."
Der Regisseur und Drehbuchautor war am Dienstagabend auf der Heimfahrt von Koper in Slowenien, wo er unterrichtet hat, nach Kärnten. "Ich fahre meistens über den Seebergsattel, weil da weniger Verkehr ist." Viel los war auch diesmal nicht.
"Seine Augen waren ganz schwarz"
Das änderte sich gegen 22 Uhr allerdings schlagartig. Zavodnik war auf der Seeberg-Straße (B82) von Miklauzhof in Richtung Bad Eisenkappel unterwegs, als er bei Rechberg plötzlich den Bären auf der Fahrbahn sah. "Ich habe ein Cabrio, das ist etwas tiefergelegt. Daher habe ich dem Bären genau in die Augen geschaut. Sie waren ganz schwarz. Das vergesse ich nie", erzählt der 56-Jährige. "Das war unglaublich." Das Tier sei wohl ein junger Bär gewesen, etwa einen Meter groß. "Wir waren auf Augenhöhe. Sein dunkelbraun-schwarzes Fell war nass und hat sich im Scheinwerferlicht gespielt."
Er habe das Tempo reduziert. "Als ich dachte, ich bin schon am Bären vorbei, hat er sich plötzlich zu mir hergedreht", sagt Zavodnik. "Und paff, rennt er gegen mein Auto. Wir waren da höchstens 50 Zentimeter voneinander entfernt. Getrennt nur vom Blech meines Autos. Ich hatte richtig Angst." Der Bär erwischte Zavodniks Cabrio hinter der Fahrertür und lief davon. Über eine Leitplanke in Richtung des Vellach-Flusses.
"Wenn jetzt die Bärenmutter kommt"
"Ich habe dann angehalten, bin ausgestiegen und habe nachgeschaut." Auf der Gegenfahrbahn hatte auch ein Pkw gehalten. Laut Polizei mit einer Vollbremsung, um nicht gegen den Bären zu fahren. Er sei zu dem anderen Fahrzeuglenker hin und habe gesagt: "Was machen wir jetzt, wenn die Mutter des Bären kommt?"
Doch das blieb den beiden Männern erspart. "Ich habe dann mit meiner Handy-Taschenlampe alles abgesucht. Nirgendwo war Blut. Nicht auf meinem Auto und auch nicht auf der Straße", sagt Zavodnik. "Vielleicht hat sich der Bär doch nicht verletzt."
"Sah den Kopf vor mir"
Weil eine Verletzung des Tieres nicht ausgeschlossen werden kann, hat die Polizei Jäger zur Nachsuche angefordert. Bisher konnte der Bär aber nicht gefunden werden.
Uroš Zavodnik ist am Mittwoch wieder über die Seeberg-Straße nach Slowenien und wieder retour gefahren. "Es war ein eigenartiges Gefühl. Als ich an der Stelle vorbeigefahren bin, sah ich den Kopf des Bären wieder vor mir."
Jochen Abich (Kleine Zeitung)