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Salzburger Ermittler waren führend beteiligt: Polizei zerschlägt internationales Cybercrime-Netzwerk

Der österreichischen Polizei ist es gemeinsam mit internationalen Partnern gelungen, in Riga ein Cybercrime-Netzwerk zu zerschlagen. Die Bande hatte im sogenannten "Cybercrime-as-a-Service"-Bereich agiert. Das bedeutet, dass über eigens entwickelte Plattformen anonymisierte Telefonnummern für andere kriminelle Gruppen angeboten wurden. Am 10. Oktober sicherten die Ermittler nun über 1.200 SIM-Boxen, 40.000 SIM-Karten sowie fünf Server mit Daten von rund 49 Millionen Accounts.

Cybercrime-Netzwerk zerschlagen
Cybercrime-Netzwerk zerschlagen

Fünf Personen wurden während der Operation in der lettischen Hauptstadt festgenommen, für die das Bundeskriminalamt mit dem Landeskriminalamt Salzburg unter Leitung der Staatsanwaltschaft Wien zusammenarbeitete. Zugleich wurde bei den Maßnahmen eng mit Europol, Eurojust, Lettland und Estland kooperiert. Für Österreich handle es sich um "die größte Aktion", die es in diesem Bereich je gegeben habe, erklärte der Direktor des Bundeskriminalamts, Andreas Holzer, am Freitag vor Journalisten.

Anonyme Telefonnummern als krimineller Service

Zu den Kunden des Netzwerks zählten laut den Ermittlern Täter aus unterschiedlichsten Cybercrime-Bereichen - darunter gefälschte Online-Shops und Banken, Erpressung und Schlepperei, Kinderpornografie oder Phishing-Maschen auf Plattformen wie WhatsApp oder Willhaben, auf denen Opfer auf manipulierte Websites gelockt wurden. Der endgültige Schaden lasse sich noch nicht beziffern, so der Bundeskriminalamt-Direktor, aber "das ist auf alle Fälle in Millionenhöhe". In Österreich habe man bis jetzt 1.700 Fälle zugeordnet, in Lettland 1.500.

Laut Holzer war der Fall auch für Europol eine "Top-Priorität". "Dieses Phänomen, das sehen auch Polizeichefs in ganz Europa und in der ganzen Welt, wird immer größer." Kriminelle hätten im Darknet inzwischen schnellen Zugriff auf leicht bedienbare Hacking-Werkzeuge. Gerade bei der Cyberkriminalität sei die "internationale Zusammenarbeit aller Strafverfolgungsbehörden eigentlich unumgänglich", betonte Staatsanwältin Nina Bussek. Innenminister Gerhard Karner schlug ähnliche Töne an: "Der aktuelle Erfolg des Bundeskriminalamtes und des Landeskriminalamtes Salzburg zeigt einmal mehr: Die enge internationale Kooperation ist entscheidend im Vorgehen gegen die internationale Kriminalität."

Auch rund 441.000 Euro an Bargeld und Bankguthaben wurden gesichert, Kryptowährungen im Wert von rund 330.000 US-Dollar (285.861,45 Euro) sowie mehrere hochwertige Fahrzeuge. Jetzt sollen die beschlagnahmten Daten und Finanzmittel weitere Erkenntnisse über die Vernetzung des Kartells geben. "Wir suchen weiterhin noch unbekannte Täter", speziell die "unmittelbaren Täter der Betrügereien", wie die Staatsanwältin bekannt gab. Neben den fünf Festnahmen während der Aktion gab es im Zusammenhang mit laufenden estnischen Ermittlungen zwei weitere Festnahmen, darunter von einem Hauptverdächtigen.