"Sie haben sich von den Opfern Ihre Spielsucht finanzieren lassen. Das haben Sie so lange gemacht, bis Sie in U-Haft gekommen sind", resümierte Richterin Julia Nagy in der Urteilsbegründung die Ergebnisse des Beweisverfahrens. Der 26-Jährige wurde per gerichtlicher Weisung verpflichtet, sich einer Therapie zu unterziehen, um von seiner Spielsucht loszukommen. Außerdem wurde Bewährungshilfe angeordnet.
Den rechtskräftigen gerichtlichen Feststellungen zufolge hatte er sich 147.000 Euro verschafft, indem er seinen Opfern erklärte, er würde dringend Geld für eine Zahn-OP, Begräbniskosten oder die Reparatur seines Autos benötigen. Auch angebliche Polizeistrafen täuschte er vor. Wenn er diese nicht bezahle, müsse er mit seiner Abschiebung rechnen, erklärte der Mann, der ungeachtet eines spanischen Vornamens rumänischer Staatsbürger ist.
Für Staatsanwältin "an Rücksichtslosigkeit, Misogynie und Hinterhältigkeit nicht zu überbieten"
Die Staatsanwältin fand für den Angeklagten harte Worte. Dessen Verhalten sei "an Rücksichtslosigkeit, Misogynie und Hinterhältigkeit nicht zu überbieten". Der Mann habe die betroffenen Frauen im Alter zwischen 22 und 34 Jahren "durch emotionalen Missbrauch gefügig gemacht" und "nachhaltig traumatisiert. Er hat ihre Herzen gebrochen. Sie vertrauen niemandem mehr." Einige Frauen hätten sich in einer aufrechten Beziehung mit dem Angeklagten gewähnt und erst von der Polizei erfahren, dass dieser eine fixe Lebensgefährtin hatte und daneben bis zu drei Sex-Beziehungen gleichzeitig pflegte.
Der Angeklagte war großteils geständig, verwies jedoch darauf, dass es sich um "lose Beziehungen" nach Tinder-Dates und "nichts Verbindliches" gehandelt hätte: "Ich hab' nicht die große Liebe gesucht. Es waren am Anfang sexuelle Beziehungen. Dass ich Geld nehme, hat sich ergeben. Es war nicht geplant." Er sei "schuldig in dem Sinn, dass ich Geld ausgeborgt und gelogen habe. Dass ich das aus Bosheit getan habe, stimmt nicht."
Der 26-Jährige machte seine Spielsucht als Motiv geltend, deretwegen er auch seinen Job verloren hätte. Er war dem Online-Poker verfallen. Sein Verteidiger bemerkte, die Frauen hätten seinem Mandanten das Geld "freiwillig" gegeben, teilweise regelrecht "aufgedrängt": "Irgendwann hat er sich so viel ausgeborgt gehabt, dass klar war, dass er es nicht zurückzahlen kann."
"Hab' immer gehofft, ich gewinne und kann es zurückzahlen"
"Ich hab' immer gehofft, ich gewinne und kann es zurückzahlen", versicherte der Angeklagte dem Schöffensenat. "Vier Jahre lang?", warf die vorsitzende Richterin Julia Nagy ein. "Ich hab' mein Zeitgefühl verloren", erwiderte der 26-Jährige. Auf die Frage, warum er nicht Klartext geredet und den Frauen seine finanziellen Probleme offen gelegt habe, entgegnete er: "Es war mir unangenehm und peinlich. Ich wollte meine Persönlichkeit halten."
Am meisten Geld bekam er von einer 33-Jährigen, die von Jänner bis Mai 2024 mit dem Mann ein intimes Verhältnis hatte. Nach ein paar Wochen habe er sie um Geld gebeten, schilderte die Frau dem Gericht: "Ein Mal war es eine Strafe bei Gericht, sonst kommt er in den Knast, ein Mal ist die Mutter gestorben. Ich hab ihm alles geglaubt." Am Ende waren über 42.000 Euro weg: Ich bin erschrocken, wie viel das war." Der Mann habe sie emotional unter Druck gesetzt: "Er hat gesagt, er hat sonst niemanden außer mich und dass er sich umbringt, wenn ich ihm nicht helfe. Das macht schon was mit mir."