Während sich gute Schülerinnen und Schüler von ihren Eltern ganz gut unterstützt erleben, fühlen sich schlechte Schülerinnen und Schüler mit ihren Schulproblemen häufig alleingelassen (55 Prozent). Das ist eines der Ergebnisse einer Online-Umfrage des Wiener Nachhilfeinstitutes Lernquadrat im Sommer 2023 unter 500 Schülerinnen und Schülern zwischen 15 und 19 Jahren. Schlechte Schüler (46 Prozent) glauben zudem, dass ihre Eltern keine Ahnung haben, was in der Schule los ist. "Gute Schüler werden bei schlechter Leistung getröstet, schlechte Schüler eher geschimpft", sagt Angela Schmidt, Sprecherin von Lernquadrat. Jeder dritten Familie seien schlechte Noten überhaupt egal.
46 Prozent der befragten Schülerinnen und Schüler berichten von immer stärker werdendem Leistungsdruck, fast ebenso viele von wachsenden Versagensängsten. 37 Prozent reagieren auf schlechte Noten mit Zorn und Ärger, 27 Prozent wollen am liebsten gar nicht darüber reden. "Der Druck entsteht in den Köpfen der jungen Menschen und nur selten durch die Familie. Im Gegenteil: Viele Jugendliche versuchen sogar, mit ihren Schulproblemen die Familie nicht zu belasten und alles allein zu lösen", betont Familienpsychologin Karin Alt.
Es sei typisch für die Pubertät, dass vor allem männliche Jugendliche die Dinge mit sich selbst ausmachen wollen. "Sie wollen nicht über ihre Probleme sprechen, fühlen sich andererseits aber allein gelassen", erklärt Karin Alt. Sie empfiehlt: Eltern sollten aktiv auf die Jugendlichen zugehen und mit ihnen sprechen, auch wenn diese es zunächst abblocken.
"Zudem wurden die Jugendlichen während der Coronapandemie noch stärker darauf getrimmt, sich allein zurechtzufinden. Sie mussten oft Leistung unter schwierigsten Bedingungen bringen, ohne fragen zu können oder Hilfe zu erhalten", so die Psychologin. Ihr Fazit: "Unsere Jugend ist krank. Depressive Symptome, Ängste, Zwänge, Essstörungen sind an der Tagesordnung. Der Druck ist für die jungen Menschen allein oft nicht mehr zu bewältigen."
Zum Gesprächsklima sagt mehr als ein Fünftel der Befragten, dass sie in der Familie keinen Ansprechpartner finden. Die Burschen ziehen sich noch mehr zurück als die Mädchen. Am meisten Draht zu den Kindern haben traditionell immer noch die Mütter (60 Prozent), weit vor dem Vater oder den Großeltern.