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Sechs Jahre Haft nach Serien-Brandstiftung in Kärnten

Wegen mehrerer Brandstiftungen ist am Donnerstag ein 24-jähriger Kärntner am Landesgericht Klagenfurt zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Der damalige Feuerwehrmann soll in dem Mehrparteienhaus, in dem er selbst gewohnt hatte, vier Brände gelegt haben - einer weitete sich zu einem folgenschweren Dachstuhlbrand aus. Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig, der Angeklagte wurde aber noch im Gerichtssaal festgenommen.

Das Urteil fiel am Landesgericht Klagenfurt
Das Urteil fiel am Landesgericht Klagenfurt

Wie Richterin Claudia Bandion-Ortner, die Vorsitzende des Schöffensenats, in ihrer Urteilsbegründung ausführte, habe man mit der für eine Verurteilung notwendige Sicherheit sagen können, dass der junge Mann die Brände gelegt hatte. So habe er keine Alibis gehabt und habe sich mehrmals verdächtig verhalten. Zwei Mal seien Brände am Dachboden ausgebrochen, zu dem nur er von allen in Frage kommenden Personen Zugang gehabt habe. Auch die Aufnahmen einer Kamera, die der Mann selbst installiert hatte, habe ihn nicht entlasten können - vielmehr habe sich der Angeklagte besonders auffällig ins Bild gerückt. Neben den großen Hinweisen auf ihn als Täter gebe es viele kleinere Indizien. Als mögliches Motiv führte die Richterin ein gesteigertes Geltungsbedürfnis des Mannes ins Treffen.

Sieben Brände, vier angeklagt

Insgesamt sieben Mal hatte es im oder vor dem Mehrparteienhaus gebrannt, in dem der Angeklagte gewohnt hatte. Begonnen hatte die Serie am 7. September 2023: Ein Pkw vor dem Haus brannte ebenso, wie unabhängig davon ein Müllcontainer. Fünf Tage später stand dann der Dachboden des Hauses in Vollbrand, es entstand ein Schaden von 600.000 Euro. Am 21. August 2024 folgte ein Brand in einem Müllcontainer. Drei Tage später brannte es in einem Kellerabteil des Mehrparteienhauses, die Flammen breiteten sich nur wegen des raschen Einschreitens einer Bewohnerin nicht aus. Im Oktober 2024 brannte erneut der Dachstuhl und erlosch durch Zufall von selbst. Den letzten Brand in der Serie gab es am 6. November 2024 wieder in einem Kellerabteil. Zur Last gelegt worden waren dem Angeklagten vier Brände davon.

Der 24-Jährige war wegen seines verdächtigen Verhaltens und fehlender Alibis ins Visier der Ermittler gerückt. Ihm wurde vorgeworfen, die Brände in aufgewühltem Zustand nach beendeten Beziehungen gelegt zu haben, außerdem habe er wegen finanzieller Probleme einen Versicherungsbetrug begehen wollen. Das gab der Angeklagte auch zu - er hatte nach den Schäden durch Löschwasser Kaufverträge für Möbel gefälscht.

Angeklagter fiel bei Brandeinsatz auf

Was die Brandstiftungen angeht, bestritt der Angeklagte aber - wie schon an den beiden vorherigen Verhandlungsterminen - weiter jede Schuld. Am Donnerstag stand die Einvernahme von einigen Zeugen an, im Fokus stand dabei der folgenschwerste Brand am 12. September 2023, bei dem der Dachstuhl des Hauses brannte. Dazu sagte ein Polizist, der an diesem Abend im Einsatz war, aus, dass sich dabei der Angeklagte besonders hervorgetan habe.

So habe er um jeden Preis noch einmal in die Brandruine wollen - der 24-Jährige habe ihn und den Feuerwehr-Einsatzleiter nach dem "Brand aus" sogar direkt auf den Dachboden geführt. "Er hat mehrmals gesagt, dass er alle Hausbewohner geweckt und deshalb gerettet habe", sagte der Polizist. Dabei habe sich der 24-Jährige so echauffiert, dass er sich auch heute, zwei Jahre nach dem Einsatz, daran erinnern könne: "Das war sehr auffällig." Diese Darstellung bestritt der Angeklagte im Anschluss: "Mit dem Polizisten habe ich bei dieser Ermittlung nie etwas zu tun gehabt."

Angeklagter "kein Pyromane"

Auch ein erfahrener Brandermittler sagte vor Gericht aus - er führte vor allem die Tatsache an, dass nur vier Personen gewusst hätten, wo sich der Schlüssel zum Dachboden befand, auf dem der Dachstuhlbrand gelegt worden war. Von ihnen - und überhaupt von allen Hausbewohnern - habe lediglich der 24-Jährige kein Alibi gehabt, was ihn verdächtig gemacht habe.

Zu Beginn des Verhandlungstages war auch noch ein Gutachten verlesen worden, dass es bei dem 24-Jährigen keine Anzeichen auf Pyromanie - also den krankhaften Drang zum Legen von Bränden - festgestellt worden seien. Auch dazu wurde der Brandermittler befragt: "Ich habe im Lauf meiner Karriere lediglich einen einzigen Brandstifter mit dieser Diagnose gehabt", sagte er dazu. Alle anderen Motive seien "Hass, Eifersucht, Geltungsdrang, eventuell Versicherungsbetrug, Sachbeschädigung und Vandalismus" gewesen.

Festnahme noch im Gerichtssaal

Der Verteidiger des Mannes meldete Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung an. Staatsanwalt Christian Pirker meldete ebenfalls Berufung gegen die Strafhöhe an. Außerdem stellte er einen Antrag auf die Festnahme des Mannes wegen Flucht- und Tatbegehungsgefahr. Richterin Bandion-Ortner ordnete daraufhin die Festnahme an: "Der Fluchtanreiz ist angesichts der hohen Freiheitsstrafe gegeben", führte sie aus. Der 24-Jährige wurde daraufhin abgeführt.