Mehr als ein Fünftel der heimischen Bevölkerung ist nikotinabhängig, 15 Prozent weisen einen problematischen Alkoholkonsum auf. Und 2021 gab es einen neuen Höchststand bei Drogentoten. Das sind die Erkenntnisse des am Donnerstag von der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) in Wien präsentierten Drogenberichts 2022. Es gibt aber auch gute Nachrichten: Die Jugendlichen schwören legalen und illegalen Substanzen zunehmend ab. Rauchten im Jahr 2000 noch rund 30 Prozent aller Heranwachsenden, so waren es 2021 nur noch zehn Prozent.
Martin Busch, Psychologe und Epidemiologe bei der GÖG, über das Rauchverhalten der Österreicherinnen und Österreicher: "Auffällig dabei ist, dass 36 Prozent erfolglos versucht haben, mit dem Rauchen aufzuhören. Das birgt ein Riesenpotenzial." Hier müsste die Unterstützung noch konkreter ansetzen. Busch nannte als Beispiel das Rauchfrei-Telefon. Die Nummer 0800/810013 sei auf jedem Zigarettenpackerl abgedruckt. "Aber nur 50 Prozent der Raucher wissen, dass es dieses Angebot gibt."
Corona-Auswirkungen teilweise sichtbar
Was die Coronapandemie betrifft, so habe man allgemein gesehen keine Steigerungsraten feststellen können. Bei genauerer Betrachtung wurden die Auswirkungen - vor allem in Lockdown-Zeiten - deutlich sichtbar. Auch beim Alkoholkonsum. Denn Frauen, die davor schon geraucht und getrunken haben, konsumierten in diesen Phasen deutlich mehr Nikotin und Alkohol. "Sie hatten ganz offensichtlich mehr Stress, weil sie für manche Bereiche - wie etwa Homeschooling - alleine zuständig waren", resümiert Psychologe Busch.
Grundsätzlich sei Österreich in puncto Alkohol im Europa-Vergleich ein "Hochkonsumland". Nicht absolute Spitze, aber im oberen Drittel. "Bei uns wird sehr viel getrunken", sagt Busch. 15 Prozent der Bevölkerung trinken definitiv zu oft und zu viel. Für Männer heißt das: alles über 60 Gramm Reinalkohol pro Tag, was in etwa drei Flaschen Bier oder einer Bouteille Wein (0,75 Liter) entspricht. Bei Frauen liegt der Grenzwert bei 40 Gramm. Busch warnt: "Das gilt aber nur für gesunde Menschen. Bei jenen mit Vorerkrankungen ist schon viel weniger schädlich."
Höchstwerte gehören der Vergangenheit an
Was die Zahlen bei Rauchern, Trinkern und daraus resultierender Todesfälle angeht, so sind die Werte seit den 1970er-, 1980er- und teilweise 1990er-Jahren stark zurückgegangen. So haben etwa 1972 noch 40 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher zum Glimmstängel gegriffen. 2021 waren es nur noch 21 Prozent. Die Todesfälle bei Männern durch Bronchialkarzinom (Lungenkrebs) fielen in dieser Zeit von 120 auf 60 pro 100.000 Einwohner. Auch bei jenen, die dem Alkohol über das gesunde Maß zusprechen, stammt der Höchstwert aus den 1970er-Jahren.
2021 unerklärlich viele Drogentote
Bei den illegalen Drogen kommen auf 100 Personen 0,5 Heroinabhängige. 26.500 Personen waren 2021 in Behandlung - 82 Prozent wegen Heroin, zehn Prozent wegen Cannabis und vier Prozent wegen Kokain. Rätselhaft ist Epidemiologen Martin Busch der enorme Anstieg 2021 auf 235 Drogentote. 133 davon waren zuvor nie in Behandlung, 58 Menschen starben, obwohl sie zum Todeszeitpunkt behandelt wurden. Zahlen aus dem Vorjahr stünden noch keine zur Verfügung. "Deshalb lassen sich die Auswirkungen der Coronapandemie noch nicht abschätzen." Fest stehe nur, dass es durch die lockdownbedingten Schließungen weniger Erstbehandlungen gegeben habe.
