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Tiroler Gletscher gab Fallschirmmaterial aus Weltkrieg frei

Am Gletscher Sulztalferner im Tiroler Ötztal dürfte prominentes Kriegsmaterial ausgeapert sein: Mit hoher Wahrscheinlichkeit wurde Fallschirmmaterial von drei Geheimagenten entdeckt, die im Zweiten Weltkrieg im Rahmen der US-amerikanischen "Operation Greenup" agiert hatten, berichtete der ORF Tirol am Samstag. Die Agenten sollen dabei geholfen haben, die Zerstörung der "Gauhauptstadt" Innsbruck zu verhindern. Die Ötztaler Museen untersuchen nun den Fund.

Nahe der Amberger Hütte wurde der historische Fund gemacht
Nahe der Amberger Hütte wurde der historische Fund gemacht

Die Aktion vom Februar 1945 ging unter dem Namen "Codename Brooklyn" in die Geschichte ein. Die drei Geheimagenten waren in der Nacht am Sulztalferner mit ihren Fallschirmen gelandet, um in weiterer Folge herauszufinden, was am Nazi-Mythos von der "Alpenfestung" dran war. Zwei von ihnen, Fred Mayer und Hans Wijnberg, waren jüdische Emigranten, der Dritte, Franz Weber, Wehrmachtsdeserteur aus Oberperfuss.

Die Aufgabe der drei Männer war lebensgefährlich: Sie sollten den Amerikanern von deutschen Truppen- und Munitionstransporten über den Brenner berichten, Verbindung zu Widerstandsgruppen herstellen und die Messerschmitt-Werke in Kematen ausspionieren. Das Team erledigte diese Aufgabe mit Erfolg. Die "Operation Greenup" hat zudem dazu beigetragen, dass der Luftkrieg in Tirol verhältnismäßig wenig zivile Opfer gefordert hat und Innsbruck nicht völlig zerstört wurde.

Agenten vergruben Material im Schnee

Der Historiker Horst Pirker beschrieb in einem Buch über die Aktion, dass die Agenten nach ihrer Landung die Fallschirme im Schnee vergruben und in der nahegelegenen Amberger Hütte unterkamen. Einige Tage später holten sie ihre Ausrüstung wieder ab. "Das stimmt ziemlich mit dem überein, was wir gefunden haben", sagte Edith Hessenberger, Leiterin der Ötztaler Museen gegenüber dem ORF. Erst vor wenigen Wochen wurden die Relikte nach Meldungen von Alpinisten geborgen.

"Es kann fast nichts anderes sein, und es macht auch Sinn, weil sie haben das Material damals im Schnee begraben. Das ist dann verfestigt worden zu Eis, und es war 80 Jahre eingeschlossen und kommt jetzt heraus", erklärte Hessenberger. Derzeit sei der Forschungsprozess voll im Gange. Die Seile, auf englisch bedruckten Militärplanen, Karabiner, Textilteile und Brustgurte seien jedoch in "ziemlich schlechtem Zustand". Anschließend wolle man den Fund der Öffentlichkeit zugänglich machen.