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Tiroler ÖVP betont nach Studie harte Wolfs-Linie

Einen Tag nachdem in Wien eine vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene Studie der Uni für Bodenkultur (Boku) über das "Lebensraum und Konfliktpotenzial" von Wölfen in Österreich präsentiert worden war, hat Tirols ÖVP mit einer Klarstellung reagiert und ihre harte Linie betont. "Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass man in Tirol mit Gummigeschossen gegen Wölfe vorgeht", sagte Klubobmann Jakob Wolf zur APA. Es bleibe dabei: Das Raubtier müsse regulär bejagt werden.

In Tirol will man weiter scharf gegen Wölfe vorgehen
In Tirol will man weiter scharf gegen Wölfe vorgehen

Das sei die Position der gesamten Tiroler ÖVP und der Landtagsfraktion. "Der Abschuss von Wölfen muss ähnlich wie die Regulierung von Füchsen und ähnlichen Raubtieren ins reguläre Jagdsystem Tirols aufgenommen werden", erklärte der Klubchef. Man werde das im Bundesland "gesetzesmäßig vorbereiten, auch wenn wir an EU-rechtliche Grenzen gehen müssen". Wolf spielte dabei auf die von Landeshauptmann Anton Mattle und dem zuständigen Landeshauptmannstellvertreter Josef Geisler (beide ÖVP) im Juni getätigte Ankündigung an, dass bis zum Almsommer 2026 eine Novelle des Tiroler Jagdgesetzes in Kraft treten soll, durch die beobachtete Risikowölfe geschossen werden können, ohne dass sie davor Tiere gerissen haben müssen. Dabei bleibe es selbstverständlich, so der schwarze Klubchef. Dies komme dann de facto bereits einer regulären Bejagung gleich. Vorgangsweisen wie lediglich eine "Vergrämung", bei der mit Gummigeschoßen ein starker Reiz mit Schmerzen verursacht werde, würden nicht infrage kommen: "Das ist für uns keine Lösung des Problems."

Unterschiede in der ÖVP-Linie bei diesem Thema zu Landeshauptmannstellvertreter und Parteikollegen Geisler, der am Mittwoch in Wien bei der Präsentation der Studie neben Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig anwesend war, sah Wolf jedenfalls nicht: "Das habe ich damit nicht gemeint." Denn Geisler treibe die Vorhaben der schwarz-roten Landesregierung in der Wolfs-Causa seit langem stark voran. Er reagiere nur auf den ein oder anderen möglicherweise missverständlichen Medienbericht bzw. Aussagen der Studienautorin zu den "Gummigeschossen". Geisler hatte unter anderem gemeint, dass es keinen Sinn mache zu sagen "man schießt alle Wölfe ab und es macht auch keinen Sinn zu sagen, man macht einfach Herdenschutz, dann ist die Welt auch in Ordnung." Man müsse "Bestände regulieren." Das "langfristige Ziel" bleibt die reguläre Bejagung des Wolfes, hatte der ÖVP-Politiker erst kürzlich einmal mehr gemeint. Flächendeckender Herdenschutz war hingegen immer als zu teuer bzw. in Tirol als nicht umsetzbar, illusorisch und ineffektiv bezeichnet worden.

Wenn EU Wolfszonen wolle, müsse sie eben Gegenden suchen

Die Wölfe seien in der Europäischen Union lange schon nicht mehr vom Aussterben in der EU bedroht. "Deshalb gehören sie ähnlich wie Füchse reguliert, sonst ist das Gleichgewicht innerhalb der Natur mehr als gestört", sagte Klubchef Wolf. Im Übrigen hätten diese Tiere "im hoch erschlossenen Tirol keinen Lebensraum mehr, wo sie stressfrei leben könnten." Wenn die EU daher Wolfszonen wolle, in denen die Raubtiere ihre Ruhe haben, "dann müsse man eben Gegenden innerhalb der EU suchen, die dünn besiedelt sind und die Wölfe und ihre Ruhe haben und konfliktfrei leben können." Tirol sei dafür nicht geeignet.

Abwerzger sah "traurige Blutsommerbilanz" und uneinige ÖVP

Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger sah unterdessen im "Ausrücken" des Wolfs den Beweis für eine uneinige ÖVP. "Die Schwarzen verfolgen in der Frage des Umganges mit Wölfen auf den Almen keine einheitliche Linie", erklärte der Landesparteiobmann in einer Aussendung. Jahrelang habe die ÖVP "gezaudert", was zu einem massiven Anstieg an gefährlichen großen Beutegreifern in Tirol geführt habe. Abwerzger kritisierte auch, dass die ÖVP-SPÖ-Landesregierung den Antrag von FPÖ, Liste Fritz und NEOS auf eine Änderung des Almschutzgesetzes im Juli im Landtag abgelehnt habe. "Die traurige Blutsommerbilanz 2025 auf den Tiroler Almen beweist, dass die stetig steigende Bedrohung der Schafe und Weidetiere durch das mediale schwarze Geheule sicher nicht weniger wird", attackierte Tirols FPÖ-Chef die Volkspartei-Vertreter zudem.

Im Bundesland geht man derzeit mit Abschussverordnungen nach Rissen gegen Wölfe vor. 26 wurden heuer bisher erlassen, in sechs Fällen kam es zu Abschüssen. Rund 180 Nutztiere gingen 2025 bis dato auf das Konto von Wölfen.

Potenzial und Konflikte

Mit der Studie sollten Fragen beantwortet werden wie, welcher Lebensraum ist in Österreich für Wölfe aus ökologischer Sicht potenziell geeignet, wo ergeben sich Konfliktpotenziale mit Wölfen in Österreich aus sozio-ökonomischer Sicht und welche Flächen sind durch Habitat- und Konfliktpotenzial besonders betroffen. Diese Modelle sollen eine datengestützte Grundlage für ein effektives Wolfsmanagement bieten, das sowohl den Schutzstatus des Wolfs nach Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie als auch die Interessen der betroffenen Menschen berücksichtigen kann. Die Studie hatte unter anderem ergeben, dass vor allem der Westen und der Süden Österreichs von Wölfen betroffen seien.

Die Daten würden zeigen, dass Österreich theoretisch über potenzielle Lebensräume für Wölfe - vor allem im alpinen Bereich - verfügen würde, sagte Minister Totschnig. Gleichzeitig würde in diesen Regionen auch Konfliktpotenzial aufgrund der Nutztierhaltung, der Almwirtschaft und des Tourismus bestehen. Die Studie sei "ein wichtiger Baustein in Richtung funktionierender und wissenschaftlich gut abgesicherten Wolfsmanagement in Österreich". Es hätte gezeigt, dass es weiteren Forschungsbedarf gebe. Deshalb werde das Ministerium gemeinsam mit den Bundesländern eine weitere Studie im Hinblick auf die Ermittlung des Vorschlags für einen günstigen Erhaltungszustand des Wolfes in Österreich beauftragen, kündigte der Landwirtschaftsminister an.