Es wäre jedenfalls "überaus unklug" von der Landesregierung, in dem prekären Bereich der psychischen Gesundheit Einsparungen vorzunehmen, argumentierte Wolf weiters. Das vor allem deshalb, weil die Beratungen bei den Psychosozialen Diensten aktuell angestiegen seien und es noch immer tun: "2024 kamen 8.017 Personen zu uns, mit heute halten wir heuer bereits bei 7.100." Es habe von 2023 auf 2024 "einen Anstieg von 20 Prozent gegeben", führte er aus. Man sei bereits absolut am Limit und agiere "überaus kostensparend". Trotz steigender Beratungsleistungen war das Budget zuletzt nicht erhöht worden.
Ihm sei aber auch klar, dass "das Land Tirol das nicht allein stemmen kann", erklärte der PSZ-Leiter. Auch die Sozialversicherungsträger, die aktuell jährlich 400.000 Euro zuschießen, müssten sich in dieser Sache bewegen. "Wir haben gegenwärtig insgesamt ein Budget von 2,8 Millionen Euro im Jahr, bräuchten aber wohl 3 Millionen", nannte Wolf konkrete Zahlen. Bei dieser "Ko-Finanzierung" müssten künftig "alle an einem Strang ziehen" und "sinnvolle Konzepte, Strategien und Finanzierungssicherheit" auf dem Tisch liegen, so Wolf. Es sei sinnvoll, das PSZ als "niederschwelliges Angebot" zu stärken. Es brauche "nicht nur ein Budget ohne Kürzungen, sondern eine langfristige Finanzierung".
Wolf sah zu lange Wartezeiten auf Psychotherapieplätze
Darüber hinaus brauche es "eine stärkere Vernetzung der Behandlungskette", also eine größere und raschere Durchlässigkeit hin zu Psychotherapieplätzen. "Auf einen solchen Platz wartet man aktuell zu lange, bei kassenfinanzierten Plätzen in Tirol im Schnitt sechs Monate", übte Wolf Kritik.
Dabei wäre gerade die Verkürzung der Wartezeit auf Therapieplätze von größter Wichtigkeit, führte die ebenfalls bei der Pressekonferenz anwesende Vorsitzende des Tiroler Landesverbands für Psychotherapie (TLP), Ines Gstrein, aus. "Es ist wirtschaftlich vernünftig, wenn Personen in psychischen Krisen möglichst früh und schnell einen Psychotherapieplatz bekommen", sagte sie. Kämen Personen nämlich zu spät in Therapie, ergäben sich sehr häufig "vermeidbare Folgekosten", zum Beispiel entstehend durch "stationäre Aufnahmen".
Gstrein für Erhöhung des Stundentarifs
In diesem Zusammenhang stellte auch sie eine Forderung, jedoch nicht an die Landespolitik, sondern an die großen Sozialversicherungsträger wie ÖGK oder SVS: "87 Euro pro Stunde, die derzeit von dieser Seite für Kassenplätze bezahlt werden, sind zu wenig." Es bräuchte stattdessen "120 Euro für Kassenpraxen, damit diese wirtschaftlich betrieben werden können", so Gstrein. Würden diese Honorare erhöht, gäbe es auch mehr kassenfinanzierte Psychotherapieplätze und damit auch eine Verkürzung der Wartezeiten, benannte sie die Kausalität.