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Umweltschützer fordern Einwegpfand auch für Tetra-Paks

Das Einweg-Pfandsystem müsse auf Tetra-Paks und Einwegglas ausgeweitet werden, und die Ausnahmen für Milchprodukte sollten fallen, forderten Umweltschützer von Global 2000 Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz. Das würde die Müllberge in Österreich ebenso reduzieren, wie ein nationales Gesetz gegen "Fast-Fashion" (kurzlebige Modeprodukte, Anm.) und Einweg-Stromzigaretten (Vapes).

Derzeit gilt das Einwegpfand noch nicht für Tetra-Paks
Derzeit gilt das Einwegpfand noch nicht für Tetra-Paks

Das seit erstem Jänner geltende Einweg-Pfandsystem für Plastikflaschen und Dosen bietet einen effektiven Anreiz zur Rückgabe statt dem Wegwerfen in der Natur, heißt es in einem Global 2000 Bericht: "Im ersten Jahr ist das System auf dem besten Weg, die Zielquote von 80 Prozent zu erreichen". Bis 2027 sollten es 90 Prozent sein. Aus den gesammelten Materialien könne man neue PET-Flaschen und Aluminiumdosen herstellen.

Ausweitung des Pfands auf Milchprodukte, Tetra-Paks und Alkoholika

"Steigende Sammel- und Recyclingquoten reichen jedoch nicht aus", so die Umweltschützer: "Ein Ausbau von Mehrweg-Lösungen ist notwendig". Sie wollen deshalb eine Ausweitung des Einweg-Pfandsystems auf Tetra-Paks (Verbundverpackungen aus Karton, Kunststoff und Aluminium) und Einwegglas, sowie die Aufhebung der Ausnahmen für alkoholische Getränke und Milch.

Laut EU-Verordnung müsse der Verpackungsmüll in Österreich bis 2030 um sieben Prozent sinken. "Wird dies nicht erreicht, droht ein Vertragsverletzungsverfahren und im schlimmsten Fall eine Klage beim Europäischen Gerichtshof mit hohen Strafen", warnen die Umweltschützer.

Einweg-Stromzigaretten und kurzlebige Kleidung sollen verboten werden

Außerdem wünschen sie sich ein Verbot von Einweg-Stromzigaretten (Einweg-Vapes). Sie enthalten kleine Lithium-Ionen-Akkus, und werden "nach 500 bis 600 Zügen zu gefährlichem Elektroschrott", so Anna Leitner (Global 2000): "Obwohl diese Geräte eigentlich in die Sammlung von Elektro-Altgeräten gehörten, landen sie meist im Restmüll". Dadurch kommt es dort zu Brandgefahr und es werden wertvolle Rohstoffe wie Lithium verschwendet.

Auch gegen kurzlebige Modekleidung wünscht sie sich ein Gesetz. "Fast-Fashion und Ultra-Fast-Fashion verursachen erhebliche Umweltbelastungen", hieß es: "Kleidung wird unter teilweise problematischen Arbeitsbedingungen zu niedrigen Preisen hergestellt, schnell auf den Markt gebracht und ebenso rasch entsorgt". Die Österreicherinnen und Österreicher trügen laut einer Studie der Arbeiterkammer ein Viertel der gekauften Kleidung selten oder nie. Würde sie nicht hergestellt, gekauft und entsorgt, spare dies Ressourcen, Geld und reduziert die Müllmengen.

Das Müll-Problem in Österreich hieß die Expertin "ernstzunehmend": "Ausgelöst wurde es unter anderem durch den konstant hohen Rohstoffverbrauch, einen Boom nicht oder nur schwer recyclingfähiger Einwegprodukte und steigende Importe von Billigwaren". Das Abfallaufkommen wäre hierzulande in den vergangenen 30 Jahren von 437 Kilogramm pro Jahr und Person auf 782 Kilogramm gestiegen, berichtete Leitner: "Damit weist Österreich das höchste Siedlungsabfallaufkommen der EU auf."