Konkret vorgeworfen wurde dem 49-Jährigen am Mittwoch von der Staatsanwaltschaft, kranke Tiere nicht ordnungsgemäß behandelt bzw. betreut und sie nicht von Artgenossen abgesondert zu haben. Schafe, Ziegen sowie 16 Rinder soll der Beschuldigte in Buchten gehalten haben, die vollständig und fußgelenkshoch mit einer flüssigen Schicht aus Gülle bedeckt waren. Als Tatzeitraum angegeben wurde 16. August bis 9. September 2022.
Der Landwirt rechtfertigte sich mit Überlastung und blieb damit bei jener Argumentation, die er auch im Vorjahr bereits gegenüber Medien ins Treffen geführt hatte. Er leide unter immer wieder auftretenden Rückenschmerzen, gab der 49-Jährige zu Protokoll.
Skizziert wurde vom Einzelrichter ein Geschäftsmodell, das stets an der Schwelle zum Tierschutzverstoß wandle. Es sehe so aus, dass "Sie viele Tiere zu günstigen Preisen beziehen, die schon in sehr schlechtem Zustand sind", sagte der Richter zum Beschuldigten. Tiere, "die andere Betriebe töten würden". Dem pflichtete der Angeklagte bei. Daraus würden letztlich auch entsprechende Zustände bzw. ein höheres Maß an benötigter veterinärmedizinscher Versorgung resultieren.
Laut Ansicht des Richters ergibt sich aus Kontrollen der Bezirkshauptmannschaft (BH) "schon ein eher positiver Ausblick, was die Tierhaltung betrifft". Die Anzeige habe ein "sehr massives" Bild gezeichnet. Nach Erhebungen von Sachverständigen ergebe sich aber auch eine Erklärung dafür. Generell sei der Mastbetrieb "sehr oft kontrolliert worden".
Bekannt geworden waren die Zustände in dem Mastbetrieb im September des Vorjahres. Ein damals vom VGT veröffentlichtes Video zeigte sterbende Schafe, Rinder in Fäkalien, verwesende Tiere im Stall und Kadaver in Tonnen vor dem Gebäude. Anzeige gegen den Betrieb war auch schon 2013 eingebracht worden.
Vor dem Gerichtsgebäude demonstrierte der VGT am Mittwoch mit einem Transparent. Zuvor waren - an und für sich unabhängig vom Einzelrichterverfahren - neuerliche Vorwürfe gegen den Mastbetrieb erhoben worden. Aufnahmen zeigen wie bereits im Vorjahr verstorbene und kranke Tiere. Erneute Anzeigen an die Staatsanwaltschaft und die Bezirkshauptmannschaft wurden angekündigt. Den Prozessausgang vom Mittwoch bezeichneten die Aktivisten schließlich als "äußerst ernüchternd".
Gefordert wurde vom VGT einmal mehr ein Tierhaltungsverbot. Ein solches wird nach Angaben von Bezirkshauptmann Josef Kronister geprüft, wobei "das aktuelle Tierschutzrecht dafür sehr hohe inhaltliche und formale Anforderungen" vorsehe. Generell hatte man den Betrieb in den vergangenen Monaten im Auge. "Die mehrmals durchgeführten unangekündigten tierärztlichen Kontrollen haben zwischenzeitlich immer wieder Verbesserungen gezeigt, auch angeordnete Sofortmaßnahmen wurden vom Betrieb immer umgesetzt", teilte Kronister auf Anfrage mit. Andreas Pulker, der Verteidiger des 49-Jährigen, wollte sich am Mittwoch zu den neu aufgetauchten Vorwürfen auf APA-Anfrage nicht äußern.
Für die für Tierschutz zuständige FPÖ-Landesrätin Susanne Rosenkranz steht die Behebung der Zustände des "Problembauernhofes" ganz oben auf der Agenda. "Die Behörden müssen hart durchgreifen und die vorhandenen Gesetze anwenden. Schwarze Schafe dürfen nicht gedeckt werden." Eine Schließung des Betriebs sei in Prüfung. Schritte bis hin zu einem Tierhalteverbot forderte auch LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Grüne und NEOS orteten indes ein "Versagen der Behörden" sowie der Kontrollmechanismen.