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Vorarlberger Legionellenausbruch wohl wegen Kühlturms

Im Winter 2024/25 erkrankten im Raum Bregenz 43 Personen an Legionellose. Die Quelle für diesen größten bekannten Legionellen-Ausbruch in Österreich war mit hoher Wahrscheinlichkeit der Kühlturm eines Verpackungsbetriebs. Das berichtete der ORF Vorarlberg unter Berufung auf einen AGES-Bericht. Die Vorarlberger Behörden hatten über den Verursacher geschwiegen. Dem Bericht lässt sich zudem entnehmen, dass eine unklare Rechtslage die Unterstützung durch die AGES verzögerte.

Legionellen-Fälle wohl wegen Kühlturms einer Verpackungsfirma
Legionellen-Fälle wohl wegen Kühlturms einer Verpackungsfirma

Über Wochen hinweg wurden Anfang des Jahres mehr als 300 Proben in ganz Vorarlberg gezogen, die Erkrankten wurden nach Wohn- und Aufenthaltsorten befragt, Wetterdaten analysiert. Da Legionellen per Tröpfcheninfektion übertragen werden, suchte man vor allem in Schwimmbädern, Autowaschanlagen, in Kühltürmen und Ordinationen nach der Ursache für die ungewöhnliche Häufung. Alle Betroffenen des Ausbruchs entwickelten eine Lungenentzündung, 42 mussten im Spital behandelt werden, zehn davon auf einer Intensivstation, geht aus dem Bericht der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hervor.

Kühlturm als wahrscheinlichste Quelle

Als wahrscheinliche Ursache stellte sich schließlich der Kühlturm eines Verpackungsunternehmens in Wolfurt (Bez. Bregenz) heraus, in dessen Windkegel die meisten Krankheitsfälle auftraten. Diese Verdunstungsrückkühlanlage war offenbar "durch ein externes Fachunternehmen" nicht fachgerecht gewartet worden, so das betroffene Unternehmen gegenüber dem ORF. Man habe die Zusammenarbeit umgehend beendet und bedaure den Zusammenhang zutiefst. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Feldkirch laufen.

Der Kühlturm war am 20. Februar als wahrscheinlichste Quelle stillgelegt und saniert worden. Die Anrainer und Anrainerinnen wurden allerdings laut ORF nicht informiert. Nach 20 Tagen - dem Zeitraum von zwei maximalen Inkubationszeiten - und als bis auf einen keine weiteren Erkrankungen gemeldet wurden, wurde am 11. März der Ausbruch für beendet erklärt. Medienanfragen nach der Quelle hielt das Land unter Berufung auf Amtsgeheimnis, laufende Ermittlungen und Datenschutz aber weiter geheim. Erst eine Anfrage nach dem Informationsfreigesetz (IFG) durch den ORF und einem Rechtsstreit, ob das IFG auf die AGES anwendbar sei, wurde der AGES-Bericht schließlich übermittelt.

Rechtlich unklare Lage verzögerte AGES-Hilfe

Die AGES bot der BH Bregenz bereits nach der ersten Häufung von Legionellen-Fällen am 21. Jänner Hilfe bei der Ursachenforschung an, neuerlich ein solches Angebot erfolgte laut dem Bericht am 3. Februar nach einem weiteren Fallanstieg. Tags darauf beauftragte die Landessanitätsdirektion die AGES mit einer Untersuchung des Infektionsgeschehens. Weil es aber offenbar Zweifel an der rechtlichen Auslegung des Epidemiegesetzes gab, dauerte es fünf weitere Tage, bis man beginnen konnte, bei verdächtigen Anlagen Proben zu ziehen, so der AGES-Bericht. Nach einer Stellungnahme des Gesundheitsministeriums dazu am 10. Februar startete demnach die Entnahme.

Land Vorarlberg setzte "abgestuft" nötige Schritte

Das Land Vorarlberg und die BH Bregenz erklärten bereits im Oktober 2025, man habe die Bevölkerung "laufend, proaktiv und transparent" informiert, die AGES sei bereits zu einem frühen Zeitpunkt unterstützend eingebunden gewesen. Man habe "abgestuft seitens des Landes die jeweils notwendigen Schritte gesetzt", so der Bezirkshauptmann in der Aussendung. Das Unterstützungsangebot vom 21. Jänner habe Empfehlungen umfasst, die man aber bereits umgesetzt hatte. Das AGES-Angebot sei daher obsolet gewesen. "Zu diesem Zeitpunkt war nicht zu erwarten, dass die Unterstützung der AGES zusätzliche Erkenntnisse bringen würde", hieß es. Der Kühlturm sei unmittelbar nach Feststellung der Verkeimung abgeschaltet und desinfiziert worden.

Kritik der AGES an fehlender Regulierung von Kühltürmen

Die AGES selbst äußerte einige Kritik in ihrem Bericht: "Die Identifizierung relevanter Anlagen selbst erwies sich (...) als große Hürde, da keine systematischen Informationen über Standorte von Kühltürmen vorlagen". Im Fazit wurde weiters festgehalten: "Fehlende gesetzliche Regulierungen solcher Anlagen, wie beispielsweise Registrierpflicht, Kontrolle des Biozideinsatzes und Legionellenwachstums, stellten nicht nur eine Hürde in der Identifizierung möglicher Infektionsquellen dar, sondern trugen vermutlich zum Entstehen des Ausbruchs überhaupt bei."

Legionellen sind Bakterien, die beim Menschen zwei Krankheiten auslösen können. Die seltenere und gefährlichere Legionärskrankheit bringt eine Lungenentzündung mit sich. Häufiger ist das Pontiac-Fieber. Legionellen sind mit Antibiotika behandelbar. Für geschwächte Menschen kann eine Infektion aber tödlich enden. Die Inkubationszeit der Legionärskrankheit beträgt zwei bis zehn Tage.