Feucht-warmes Wetter im Hochsommer ist der ideale Nährboden für Insekten. Gegrilltes, Speiseeis oder süße Getränke auf der Terrasse haben auf Bienen, Wespen und Bremsen eine magische Anziehungskraft. Für Menschen ist Vorsicht geboten. Denn der Stich eines Tiers kann unangenehme Folgen haben - und für Allergiker sogar tödlich enden.
Florian Ettl, Erste-Hilfe-Experte beim Roten Kreuz und Notfallmediziner am Wiener AKH, empfiehlt daher, Kinder süße Getränke aus Flaschen und Dosen nur mit Strohhalm trinken zu lassen.
"Im Bereich der Atemwege, in Mund und Rachen, muss man aufpassen. Bei einem Stich kann es zu Atembeschwerden und Schwellungen kommen." In diesem Fall sollten noch vor Eintreffen der Rettung kühlende Umschläge, Eiskompressen oder Eis zum Lutschen verabreicht werden, um ein Anschwellen zu verhindern. Und ein Stichopfer sollte sitzen - also den Oberkörper hoch lagern -, damit es langsam und tief atmen kann.
Richtig gefährlich wird es, wenn man auf das Insektengift allergisch reagiert. Die Folgen sind Schwindel, Übelkeit, Schweißausbrüche, Zittern, Kollaps, Nesselausschlag am ganzen Körper und im schlimmsten Fall ein anaphylaktischer Schock. So passiert bei einem 38-Jährigen am Montag in einer Schlucht in Kärnten. Der Mann wurde bei Wasserleitungsarbeiten von einer Wespe gestochen. Wie die ÖAMTC-Flugrettung berichtete, wurde er mittels Taubergung vom Hubschrauber aus dem unwegsamen Gelände nahe Liebenfels (Bezirk St. Veit) geborgen. Anschließend wurde der 38-Jährige ins Klinikum Klagenfurt geflogen.
Laut Notarzt Ettl muss man in solch einem Fall möglichst schnell Adrenalin spritzen, aber auch Cortison, Antihistaminika und über die Vene zusätzlich Flüssigkeit zuführen. "Wir werden im Frühjahr und Sommer regelmäßig zu Insektenstichreaktionen gerufen. Generell nehmen allergische Reaktionen auf Insektengift zu. Aber auch die Testungen werden besser, weshalb die lebensbedrohlichen Situationen nicht mehr werden", erklärt Ettl.
Eine allergische Reaktion entstehe nicht von heute auf morgen, sondern entwickle sich. "Der Körper reagiert bei Kontakt mit bestimmten Stoffen immer extremer. Im Zweifel sollte man beim Arzt einen Allergietest machen", sagt Ettl. Üblicherweise werde einem ausgetesteten Allergiker ein Notfallset verschrieben, das man immer mit sich führen sollte. "Einen Adrenalin-Pen kann man sich wie eine Insulinspritze problemlos selbst verabreichen", so der Notfallmediziner.
Von den neun Millionen Einwohnern in Österreich ist ungefähr jeder dreißigste, also 300.000 Menschen, schwer allergisch auf Insektengift. Laut Auskunft des Allergiezentrums im Kepler Uniklinikum Linz sind Wespen in 75 Prozent für Allergiefälle verantwortlich, sprich, für 225.000 Personen bedeutet Wespengift akute Gefahr. Sie können mit einer Immuntherapie sehr gut behandelt werden.
Erste-Hilfe-Experte Ettl sieht ebenfalls keinen Grund zur Beunruhigung: "Bei den meisten Menschen sind die Symptome nicht so heftig. Sie haben eine lokale Reaktion, eine Schwellung, Rötung und je nach Tier auch Juckreiz oder Schmerzen."