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Wien baut Hochwasserschutz am Wienfluss aus

Nach der Jahrtausendflut vor einem Jahr erhöht die Stadt Wien den Hochwasserschutz am Wienfluss. Nach Ende der Sanierungsarbeiten an den Wehrmauern der Rückhaltebecken in Auhof sei die Stadt für ein Hochwasser gewappnet, das statistisch gesehen nur alle fünftausend Jahre vorkomme, sagte der Leiter der für die Wiener Gewässer zuständigen Magistratsabteilung MA 45, Gerald Loew, in einem Interview mit der Austria Presse Agentur (APA).

Der Wienfluss am 15. September 2024 auf Höhe Hütteldorf
Der Wienfluss am 15. September 2024 auf Höhe Hütteldorf

Nach dem Hochwasser sei entschieden worden, die Wehrmauern nicht nur zu sanieren, sondern auch um einen Meter zu erhöhen. "Das bietet uns dann einen Schutz vor einem fünftausendjährigen Hochwasser", sagte Loew. "Aber es gibt keine absolute Hochwassersicherheit", so der Experte. Durch die Klimaerwärmung würden Regenereignisse immer intensiver. Bei den Wienerwaldbächen komme hinzu, dass der Boden wenig Regenwasser aufnehmen kann.

Rückhaltebecken 125 Jahre nach Bau erstmals voll

Bisher ist die Bundeshauptstadt vor einem Wienfluss-Hochwasser geschützt, das statistisch einmal in tausend Jahren vorkommt. Dies war im Herbst 2024 der Fall. Die noch zur Kaiserzeit - zwischen 1895 und 1899 - gebaute Hochwasseranlage in Auhof neben der Wiener Westeinfahrt geriet an ihre Grenzen. Wenn der Regen noch 20 Minuten länger gedauert hätte, hätte der Wienfluss womöglich das U-Bahnnetz geflutet und für Wochen oder Monate lahmgelegt, schilderte Loew die Lage am Vormittag des 15. Septembers.

Wie Loew gegenüber der APA erklärte, war es überhaupt das erste Mal seit Bau der Anlage vor über 125 Jahren, dass alle sechs Rückhaltebecken voll waren, und das innerhalb von zwei Stunden. Die Wehrmauern wurden um bis zu einen Meter überströmt, so Loew. Die MA 45 beziffert die maximale Durchflussmenge am 15. September mit 440.000 Liter pro Sekunde, knapp unter der Kapazitätsgrenze. Normalerweise sind es nur 200 bis 500 Liter pro Sekunde.

Dauerhafte Absenkung des Wienerwaldsees wird überlegt

Ungewöhnlich an dem Ereignis war auch, dass die Wien und die Donau gleichzeitig Hochwasser führten. Dadurch sei es zu einem Rückstau beim Donaukanal gekommen. Dort werde deshalb nun die Mauer zur U-Bahn erhöht. Eine Mauer soll künftig auch die Bewohnerinnen und Bewohner in der stark betroffenen Ludwiggasse in Wien-Penzing schützen. Diese soll nächstes Jahr gebaut werden, so Loew. Eine "Idee" sei auch, den Wienerwaldsee, der ebenfalls der MA 45 gehört, dauerhaft abzusenken. Für den Schutz Wiens sei dies aber sekundär, sagte Loew.

Der Wienerwaldsee, der zwischen den niederösterreichischen Gemeinden Purkersdorf, Tullnerbach und Pressbaum liegt, war zum Zeitpunkt des Hochwassers für eine Böschungssanierung um drei Meter abgesenkt. Laut Loew war dieses zusätzliche Rückhaltevolumen allerdings binnen 20 Minuten aufgebraucht. Ein Ablassen des Wienerwaldsees im Anlassfall sei nicht möglich, weil die Vorlaufzeiten dafür zu kurz seien. Generell funktionierten alle Anlagen passiv oder automatisiert, "weil aufgrund der Charakteristika des Wienerwalds keine Zeit ist, um zu reagieren", erklärte Loew. Gesteuert werde lediglich das Entleeren der Rückhaltebecken in Auhof.

Loew trat im Gespräch mit der APA auch Gerüchten entgegen, wonach es Probleme in Auhof gegeben haben soll. Diese Geschichten seien entstanden, weil viele die Funktionsweise der Hochwasserschutzanlage nicht kennen würden. Dass das erste Wehr während des Hochwassers geschlossen blieb, sei keine Panne gewesen, sondern so vorgesehen. Nur so könne die Hochwasserwelle, die durch die Stadt rauscht, geglättet werden. "Der Bürgermeister hat gesagt, 'Wien kann Hochwasser', und das stimmt auch", so Loew.